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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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…«
    »Schon okay.«
    »Nein, wirklich. Ich wusste, was ich tue. Ich hatte mich im Griff. Die ganze Zeit. Ehrlich …«
    »Meyer«, sagte sie, ging auf ihn zu und schaute ihm in die weit geöffneten Augen. »Ich hab gesagt, es war okay. Schau dich nochmal unten um. Sag der Spurensicherung Bescheid. Wenn Oliver den Wagen gefahren hat, dann müssen da auch Spuren von ihm sein. Und stell fest, wie lange man von hier zum Wald braucht.«
    Sie nahm ihren Autoschlüssel aus der Tasche.
    »Sonst noch was?«
    »Dir wird schon noch was einfallen.«
    »Und was machst du, Lund?«
    »Ich?«
    »Gehst du ins Kino oder was?«
    Sie nickte, ging hinaus und lächelte, als er es nicht mehr sehen konnte.
    Blumen standen auf dem Sideboard und auf dem kleinen eisernen Kaminsims. Blumen auch neben der Spüle, noch im Papier, und Sträuße auf dem Boden. Blaue Iris. Rosen. Pernille wusch das Geschirr und schaute aus dem Fenster. Eine Frau von der Kriminaltechnik saß mit den Jungs an dem Tisch, den Pernille und Nanna gebaut hatten, und lächelte sie an, in der Hand Wattestäbchen. Sie sah nicht älter aus als Nanna, als sie an dem Freitagabend ausgegangen war.
    »Muss das denn sein?«, fragte Theis Birk Larsen.
    »Ja, wir brauchen die DNA«, sagte die Frau in der blauen Uniform. »Für Vergleichszwecke.«
    Unten wurde der Wagen beladen. Koffer voller Kleider. Schachteln mit Kindersachen. Vagn Skærbæk half, wie immer. Er hatte neue Spielsachen mitgebracht. Autos. Billig und klapprig, aber Vagn war knapp bei Kasse, und Pernille brachte es nicht übers Herz, ihn auszuschimpfen. Den Männern im Lager ging es wie allen anderen. Wie Theis. Wie ihr. Sie wollten unbedingt etwas tun, aber sie wussten nicht, was.
    »Okay?«, fragte die Frau und wartete die Antwort nicht ab. Beugte sich über den Tisch, nahm Anton zuerst dran, bat dann Emil, den Mund aufzumachen. Pernille sah von der Spüle aus zu, einen Teller in der einen Hand, in der anderen ein Tuch. Sie waren wieder in Nannas Zimmer. Zwei Männer in Blau gingen herum, brachten noch mehr Klebezettel an, machten sich Notizen.
    Ihre Schwester Lotte, jünger, hübscher, noch unverheiratet, hatte fast allein alles gepackt. Jetzt kam sie und umarmte alle.
    »Nimm dir ein paar Blumen mit, wenn du möchtest«, sagte Theis. Lotte sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Jungs«, sagte Theis. »Geht mal zu Onkel Vagn runter. Helft ihm ein bisschen.«
    Pernille versprach, auch bald hinunterzukommen, und sah ihnen nach. Bald. Als sie weg waren, sah sie sich in der unaufgeräumten Küche um. In diesem kleinen, warmen Raum hatte sich zwischen ihnen ein kleines Wunder vollzogen. Der Zauber, den man Familie nennt. Geteiltes Leben. Geteilte Liebe. Jetzt trampelten Männer in Blau durch Nannas kleines Zimmer, zogen Schubladen auf, die sie tags zuvor schon durchsucht hatten, sprachen leise miteinander, verstummten, wenn sie dachten, sie könnte sie hören. Die Jungs kamen noch einmal heraufgerannt, schnappten sich ihre Drachen, noch mehr Spielzeug. Zeigten ihr die billigen Autos, die Vagn ihnen gekauft hatte.
    »Passt auf mit den scharfen Kanten«, sagte sie. »Passt …«
    Weg waren sie, ohne auf sie zu hören, einer der Männer aus Nannas Zimmer folgte ihnen, trug in seinen blaubehandschuhten Händen ein paar von Nannas Büchern zum Auto hinunter. Der Polizist, der zurückblieb, war alt. Grauer Bart, trauriges Gesicht. Ihm war sichtlich unbehaglich. Konnte ihr nicht in die Augen sehen. Senkte den Kopf und sah noch einmal Nannas Bücherregal durch. Sie nahm ihre Tasche, wandte sich zum Gehen. Die Wohnung war so voller Blumenduft, dass sie Kopfschmerzen davon bekam. Hier haben wir gelebt. Hier haben wir am Tisch gesessen und gedacht, dieses kleine private Glück würde nie enden. Und jetzt fliehen wir, rennen davon in Angst und Unwissenheit, als wäre alles unsere Schuld.
    Ihr Zuhause . Alles voller Klebezettel von der Spurensicherung, der Boden voll von ihren Schuhabdrücken. Fingerabdruckpulver an Wänden, an denen noch Nannas hübsches Gesicht hing. Sie stellte die Tasche wieder auf den abgetretenen alten Teppich. Ging in ihr Zimmer, sah dem Mann bei der Arbeit zu. Er siebte die Reste des kurzen verlorenen Lebens ihrer Tochter durch. Sie setzte sich aufs Bett, wartete, bis er den Mut fand, sie anzusehen.
    »Es dauert nicht mehr lange. Tut mir leid …«
    »Was ist in dem Wald passiert?«, fragte sie und dachte: Ich rühr mich nicht von der Stelle, solange er nicht redet.
    Ein Familienvater. Sie sah es ihm am

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