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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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ist im Freihafen.«
    Der Hafen. Wo nachts kaum ein Mensch unterwegs war. Gutes Versteck, dachte Lund.
    »Er ist im Freihafen«, gab sie an die Zentrale durch. »Schickt eine Streife hin.«
    Kein Regen mehr. Nur das schwarze Wasser des Öresunds, irgendwo in der Ferne Schweden. In den Wellen Spiegelungen der Lichter von der anderen Seite der Meerenge. Birk Larsen stand an der Kante. Zurück in der Welt. Ein Geräusch. Er drehte sich um. Der Lehrer war ausgestiegen. Er lief nicht davon. Was er hätte tun können. Jünger und fitter. Hätte den ganzen Weg zurück zur Stadt joggen können. Birk Larsen und dem Transporter entkommen. Stattdessen ging er auch ans Wasser. Sah auf die Wellen.
    »Es tut mir leid …«
    Die wurden ihren Akzent nie ganz los. Konnten nie ganz verleugnen, woher sie kamen.
    »Meine Frau wartet auf mich.«
    Worte. Wo waren die Worte?
    »Sie ist schwanger. Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen macht. Vielleicht sollte ich sie anrufen, ihr sagen …«
    Noch eine Zigarette in Birk Larsens Faust. Kaum angerührt. Doch jetzt führte er sie an die Lippen, zog den scharfen Rauch in seine Lunge. Wünschte sich, er würde sich von dort in seinem ganzen Körper ausbreiten. Ihn zu einem Nichts werden lassen. Unsichtbar. Verschwunden.
    Worte.
    Sie sollten sich nur auf sie beziehen. Auf niemand anderen. Nie.
    »Nanna war ein Sternguckerkind. Kennen Sie das?«
    Der Lehrer schüttelte den Kopf.
    »Das sagt man, wenn sie bei der Geburt nach oben schauen. Die Augen der Mutter sehen. Etwas anderes sehen. Den Himmel.«
    So viele Erinnerungen. Ein Wust von Bildern und Geräuschen. Ein Kind ist ein Kind. Sein Leben fließt dahin wie ein Fluss, bleibt nie stehen.
    »Wir haben gescherzt, sie würde mal Astronautin werden. Eltern sagen …« Er zog wieder an der Zigarette. »Wir sagen so dummes Zeug. Machen Versprechungen, die wir dann nie halten.«
    Der Lehrer nickte. Als wüsste er Bescheid.
    Birk Larsen warf die Zigarette ins Wasser. Zuckte die Schultern. Schaute zum Wagen zurück.
    »Sie ist gern in die Schule gegangen, stimmt’s?«
    »Ja, sehr gern.«
    Er stampfte in der feuchten Kälte mit den Füßen auf.
    »Ich war nie gut in der Schule. Hab Ärger bekommen. Aber Nanna, die war …«
    Erinnerungen.
    »Nanna war anders. Besser als ich.«
    Das dunkle Gesicht des Lehrers nahm einen ganz bestimmten Ausdruck an. Den, den sie den Eltern zeigten.
    »Sie war eine sehr gute Schülerin.«
    »Begabt?«
    »Fleißig.«
    »Und sie hat Sie gemocht, stimmt’s?«
    Erinnerungen. Sie brannten wie Säure.
    Der Mann schwieg.
    »Sie hat oft von Ihrem Unterricht erzählt.«
    Birk Larsen machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Die Leute reden über Sie, Herr Lehrer.«
    Er schwitzte. Es war nicht der Regen.
    »Egal, was Sie gehört haben …« Er schüttelte den Kopf. Bewegte sich nicht. »Ich versichere Ihnen. Nanna war meine Schülerin. Ich hätte ihr nie …«
    Birk Larsen wartete. »Was hätten Sie nie, Herr Lehrer?«
    »Ich hätte ihr nie wehtun können.«
    Näher. Sein Atem roch süß. Kein Pfefferminz. Etwas Exotisches.
    »Warum reden die Leute dann?«
    Sofort die Antwort: »Ich weiß es nicht.«
    Birk Larsen nickte. Wartete.
    Lange Zeit. Dann sagte der Lehrer, eine Spur verärgert: »Ich habe sie nicht angerührt. Würde ich nie tun. Das ist alles ein Missverständnis.«
    »Ein Missver…«
    »Ich werde bald Vater!«
    Zwei Männer am kalten, weiten Öresund.
    Einer ging zum Transporter zurück. Ließ den Motor an. Sah zu der gebückten Gestalt am Wasser zurück, die von den Schweinwerfern erfasst wurde.
    Meyer hing am Telefon, richtete aber nichts aus. Skærbæk stand mit finsterer Miene in der Ecke. Pernille Birk Larsen platzte der Kragen.
    »Macht Ihnen das Spaß?«, tobte sie los. »Sie kommen zur Trauerfeier meiner Tochter. Ich weiß nicht, was Sie sich dabei denken, aber …«
    Ihre klugen, scharfen Augen richteten sich auf Lund.
    »Theis hat nichts getan.«
    Skærbæk lehnte sich an die Bürotür, zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich glaube, doch«, sagte Lund.
    Meyer schaltete das Handy aus.
    »Am Hafen ist niemand. Die haben überall nachgesehen.«
    »Frag nach den anderen Lagerhäusern.«
    »Was soll er denn getan haben?«, fragte Pernille Birk Larsen. »Sie …«
    Ein Geräusch. Lund schaute auf, fragte sich, wo Meyer seine Waffe hatte. Er trug sie immer bei sich. Das Rolltor ging hoch. Meyer telefonierte noch. Theis Birk Larsen kam herein. Schicker schwarzer Anzug. Gebügeltes weißes Hemd. Schwarze Krawatte. Sah sie

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