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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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brauchen?«
    Â»Mitnichten, Meister Robelot, keineswegs. Ich möchte Sie nur beglückwünschen, daß Sie rechtzeitig hier waren, um Monsieur Courtois zur Ader zu lassen. Ihr Stilettstich hat ihm vielleicht das Leben gerettet.«
    Â»Das ist immerhin möglich«, erwiderte der Quacksalber. »Monsieur Courtois ist großzügig, er wird sich für diesen Dienst sicher erkenntlich zeigen.«
    Â»Oh, ich verlange nichts. Gott sei Dank brauche ich nichts. Man möge mir bezahlen, was mir gebührt, ich bin es zufrieden.«
    Â»Jaja, ich weiß, wie man mir erzählt, gehen Ihre Geschäfte gut, Sie dürften zufrieden sein.«
    Vater Plantats Worte waren freundlich, fast väterlich. Er schien sich überaus für das Wohlergehen von Meister Robelot zu interessieren.
    Â»Zufrieden!« entgegnete der Quacksalber. »Nicht so sehr, wie der Herr Friedensrichter vermutet. Das Leben ist teuer für die Armen, und dann diese ewige Geldeintreiberei, diese verfluchte Geldeintreiberei, die sich kaum lohnt.«
    Â»Dennoch haben Sie von Morin eine Wiese gekauft, unten, auf der Seite nach Evry zu.«
    Â»Ja.«
    Â»Morins Wiese ist erste Güte, vielleicht ein bißchen zu feucht. Zum Glück gibt es ja reichlich Kies in dem Stück Land, das Ihnen die Witwe Frapesle verkauft hat.«
    Noch nie hatte der Quacksalber den Friedensrichter so gesprächig und gutgelaunt erlebt, doch er ließ sich nicht anmerken, daß er ein wenig überrascht war. »Drei erbärmliche Stückchen Land«, sagte er.
    Â»Nicht so schlecht, wie Sie sagen. Haben Sie nicht auch etwas bei der Versteigerung der Grube Peyron erworben?«
    Â»Nicht der Rede wert.«
    Â»Das ist wahr, aber immerhin bar bezahlt. Das Metier eines Arztes ohne Diplom scheint gar nicht so schlecht zu sein.«
    Da er schon mehrmals wegen illegaler Ausübung des Arztberufs belangt worden war, glaubte Meister Robelot, protestieren zu müssen.
    Â»Wenn ich die Leute gesund mache«, versicherte er, »so laß ich mir das nicht bezahlen.«
    Â»Also macht Sie demnach Ihr Heilkräuterhandel reich?« ließ Vater Plantat nicht locker.
    Die Unterhaltung artete entschieden in ein Verhör aus. Der Quacksalber wurde unruhig.
    Â»Ich verdiene ganz passabel mit den Kräutern«, antwortete er.
    Â»Und da Sie ein ordentlicher und wirtschaftlich denkender Mann sind, kaufen Sie Land.«
    Â»Ich habe schließlich Vieh«, erwiderte Robelot lebhaft, »das mir auch einiges einbringt. Man holt mich im Umkreis von mehr als drei Meilen. Ich kümmere mich um Pferde, Kühe, Schafe.«
    Â»Auch das ohne Diplom?«
    Der Quacksalber machte ein hochmütiges Gesicht.
    Â»Die Wissenschaft hängt doch an keinem Stück Pergament«, sagte er. »Ich habe keine Angst vor den Tierärzten. Ich studiere die Tiere auf der Weide und im Stall. Ohne mir schmeicheln zu wollen, aber ich habe nicht meinesgleichen, was Blähungen betrifft, oder aber Drehkrankheit und Schafpocken.«
    Der Ton des Friedensrichters wurde von Mal zu Mal wohlwollender.
    Â»Ich weiß«, fuhr er fort, »daß Sie ein geschickter und erfahrener Mann sind. Doktor Gendron, bei dem Sie ja in Diensten waren, hat mir heute erst versichert, für wie intelligent er Sie hält.«
    Der Heilpraktiker wurde von einem nervösen Zittern gepackt, das Vater Plantat nicht entging.
    Â»Ja«, meinte er, »der liebe Doktor versicherte mir, noch nie einen so verständigen Laborgehilfen wie Sie getroffen zu haben. ›Robelot‹, sagte er zu mir, ›ist für die Chemie so begabt, daß er genausogut wie ich äußerst schwierige Versuche anstellen könnte.‹«
    Â»Verdammt noch mal! Ich arbeitete, so gut ich konnte, da ich ja dafür bezahlt wurde. Außerdem habe ich mich schon immer gern für Neues interessiert.«
    Â»Und Sie waren bei Monsieur Gendron in einer hervorragenden Schule, Meister Robelot; er widmete sich sehr interessanten Untersuchungen. Seine Arbeiten und Forschungen in bezug auf Gifte sind höchst bemerkenswert.«
    Die Unruhe, die nach und nach von dem Quacksalber Besitz ergriffen hatte, war nun deutlich sichtbar; sein Blick war unstet geworden.
    Â»Ja«, erwiderte er, um überhaupt etwas zu sagen, »ich habe sehr denkwürdige Untersuchungen miterlebt.«
    Â»Na«, sagte Vater Plantat, »das trifft sich ja gut. Der Doktor hat in den nächsten Tagen ein schönes

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