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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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interniert, einer in Brest; über sie bin ich im Bilde. Aber die beiden anderen? Ich habe ihre Spur verloren. Wer weiß, ob mir nicht einer von ihnen bis hierher gefolgt ist; wer versichert mir, daß ich nicht morgen in einem Hohlweg sechs Zoll Eisen im Leib stecken habe.«
    Er lächelte traurig.
    Â»Und keinerlei Dank für die Gefahr, in der wir schweben. Wenn ich morgen sterbe, wird man meinen Leichnam verscharren, und alles ist gesagt. Zum Glück habe ich meine Vorkehrungen getroffen. Aber es gibt Tage, wo man es leid ist, sich um alles sorgen zu müssen, wo man gern durch die Straßen gehen möchte, ohne vor einem Dolch Angst zu haben...«
    Meister Robelot, der in einem Sessel saß, stöhnte.
    Â»Spiel nicht den Leidenden!« fuhr ihn Lecoq an. »Steh lieber auf und sag uns, was du im Garten gesucht hast!«
    Â»Aber Sie sind verwundet!« rief der Friedensrichter, als er die Blutspur bemerkte, die bis zum Kragen des Polizeibeamten reichte.
    Â»Oh, das ist nichts weiter als ein Kratzer. Der Wicht hatte einen zu spitzen Hirschfänger bei sich, mit dem er spielen wollte.«
    Der Friedensrichter bestand jedoch darauf, daß Doktor Gendron die Wunde untersuchte, und erst als ihm dieser versicherte, das sie unbedeutend sei, beschäftigte er sich mit dem Quacksalber.
    Â»Nun, Meister Robelot, was wollten Sie bei mir?« fragte er. Der Mann antwortete nicht.
    Â»Sehen Sie sich vor«, meinte Vater Plantat, »Ihr Schweigen bestärkt uns in der Vermutung, daß Sie mit unlauteren Absichten hergekommen sind.«
    Doch Vater Plantat mühte sich vergebens; der Heilkundige schwieg beharrlich. Und so versuchte es Monsieur Gendron, wobei er, nicht ohne Grund, hoffte, noch ein wenig Einfluß auf seinen ehemaligen Angestellten zu haben.
    Â»Antworte«, sagte er. »Was wolltest du?«
    Der Quacksalber gab sich Mühe zu antworten, wobei in seinen Augen die Furcht stand. Der lädierte Kiefer verursachte ihm beim Sprechen offensichtlich Schmerzen.
    Â»Ich wollte stehlen, ich gestehe es«, antwortete er.
    Â»Stehlen...? Was denn?«
    Â»Ich weiß nicht.«
    Â»Man klettert nicht über eine Mauer und riskiert nicht das Gefängnis, wenn man nicht von vornherein weiß, was man holen will.«
    Â»Na ja, ich wollte...«
    Er schwieg.
    Â»Was? Red schon!«
    Â»Blumen aus dem Gewächshaus holen.«
    Â»Und die wolltest du mit deinem Hirschfänger abschneiden, was?« fragte ihn spöttisch Monsieur Lecoq.
    Robelot warf ihm einen haßerfüllten Blick zu, dann sagte er: »Du brauchst mich gar nicht so anzugucken, vor dir habe ich keine Angst. Wenn du denkst, du bist klüger als unsereiner, dann hast du dich geschnitten. Ich wollte Blumen klauen«, wiederholte Meister Robelot noch einmal starrsinnig.
    Â»Ach was!« erboste sich der Polizeibeamte. »Erzähl uns keine Märchen. Du! Ein Mann, der selbst Wiesen und Acker besitzt, klaut nachts Blumen! Das kannst du anderen weismachen. Du bist aus ganz anderen Gründen hergekommen. Du wolltest hinter ein Geheimnis kommen, das dir schrecklich zu schaffen macht, und verhindern, daß Vater Plantat, der es kennen muß, anderen davon erzählt.
    Der Quacksalber wollte protestieren.
    Â»Schweig!« herrschte ihn Monsieur Lecoq an. »Und dein Hirschfänger?«
    Während dieser Worte hatte Vater Plantat schweigend überlegt, nun sagte er: »Vielleicht habe ich zu früh gesprochen?«
    Â»Wieso denn?« erwiderte der Detektiv. »Ich suche nach einem Beweis, um Monsieur Domini umzustimmen, wir werden ihm den hübschen Comte servieren, das ist doch nicht schwierig.«
    Â»Und was machen wir mit diesem Häufchen Unglück?«
    Â»Falls es im Haus einen Ort gibt, wo wir ihn sicher verwahren können, dann nichts wie hinein mit ihm.«
    Â»Ich habe eine Abstellkammer«, schlug der Friedensrichter vor.
    Â»Ist sie sicher?«
    Â»An drei Seiten dicke Wände, die vierte Seite geht auf den Flur und ist mit einer doppelten Tür gesichert; sonst keinerlei Tür, keine Fenster, nichts.«
    Â»Ideal.«
    Vater Plantat schloß den Verschlag auf, der ihm als Ablage für ausrangierte Bücher aus seiner Bibliothek diente. Es war ein finsteres Loch, feucht, eng und voller Bücherstapel, gebündelter Zeitungen und Altpapier.
    Â»Du wirst dich hier wie ein kleiner König fühlen«, sagte der Polizeibeamte zu dem Quacksalber.
    Nachdem er ihn

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