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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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abschätzen kann wie auch den meines Freundes, weiß ich, daß sie einander würdig sind und auch miteinander glücklich sein werden. Ich sterbe ruhiger, wenn ich weiß, daß ich meiner Berthe einen Beschützer zurücklasse, den ich selbst ausgesucht habe...‹
    Berthe ertrug es nicht länger..
    Â»Erbarmen!« schrie sie auf. »Genug!«
    Â»Genug, ja«, entgegnete Sauvresy. »Ich habe euch diese Klausel vorgelesen, um zu beweisen, daß ich einerseits alles getan habe, um euch meinen Willen aufzuzwingen, andererseits aber nicht gewillt bin, euren guten Ruf zu beflecken. Ja, ich will, daß ihr euch der allgemeinen Wertschätzung und Ehrerbietung erfreut. Ihr seid in einem Käfig gefangen, den ihr nicht verlassen könnt. Ihr könnt euch eures Verbrechens rühmen! Wie ihr es erhofftet, wird mein Grabstein der Altar sein, auf dem euer Glück geschmiedet wird. Wenn nicht – das Bagno.«
    Â»Du hast eines vergessen, Freund Sauvresy«, rief Trémorel, der bei so vielen Schicksalsschlägen nun endlich etwas von seinem früheren Stolz wiederfand, »wir können sterben.«
    Â»Pardon«, erwiderte der Kranke kalt, »ich habe auch das bedacht. Falls einer von euch plötzlich vor der Hochzeit stirbt, wird der kaiserliche Staatsanwalt das Dossier erhalten.«
    Â»Du verstehst nicht; ich wollte sagen: wir könnten uns umbringen.«
    Sauvresy maß Trémorel mit einem verächtlichen Blick. »Du und dich töten!« sagte er. »Ach geh doch...! Jenny hat mir erzählt, wie deine Drohungen aussehen. Dich töten! Hier, nimm meinen Revolver, schieß dir eine Kugel in den Kopf, und ich werde meiner Frau verzeihen.«
    Hector reagierte aufbrausend, hütete sich aber, nach der Waffe zu greifen, die ihm Sauvresy hinhielt.
    Â»Siehst du«, meinte der, »wußte ich es doch, du hast Angst« Und an Berthe gewandt: »Das ist also dein Geliebter.«
    So bizarr Ausnahmesituationen auch sein mögen, die darin Verwickelten bleiben, wie sie sind, reden und sprechen geradezu natürlich, als handelte es sich um Dinge des alltäglichen Lebens und nicht um etwas Ungeheuerliches. Und so agierten denn Berthe, Hector und Sauvresy in diesem gruseligen Stück geradezu schlicht entsprechend ihrer Rolle, ohne sich dessen so richtig bewußt zu werden.
    Â»Mir bleibt nur noch eins zu tun übrig«, sagte Sauvresy, der jetzt spürte, wie schwach er war. »Hector, ruf die Dienstboten, ich will sie noch einmal sehen, bevor ich sterbe.« Hector verließ das Zimmer. Berthe war allein mit ihrem Mann.
    Â»Clément...«, stammelte sie mit zitternder, erregter und auch zärtlicher Stimme, »mein Mann, Clément...« Er blickte sie voller Haß an.
    Â»Was willst du?«
    Sie wußte nicht, wie sie beginnen sollte, sie zögerte, zitterte, verhaspelte sich... sie liebte.
    Â»Hector versteht es nicht zu sterben«, sagte sie, »aber ich.«
    Â»Was willst du damit sagen, rede?«
    Â»Ich Unglückliche habe dich getötet, ich werde dich nicht überleben.«
    Unaussprechliche Angst verzerrte Sauvresys Gesichtszüge. Sie und sich töten! Aber dann wäre seine Rache ja verpufft. Ihr Tod wäre nur ein absurder, lächerlicher, grotesker Selbstmord. Und er wußte, daß es Berthe nicht an Mut fehlen würde, den letzten Schritt zu wagen.
    Sie wartete ab, er überlegte.
    Â»Du bist frei, es zu tun«, antwortete er, »aber es wäre ein letztes Opfer, das du deinem Geliebten bringst. Wenn du tot bist, wird Trémorel Laurence Courtois heiraten, und in einem Jahr wird er sich nicht mehr unserer Namen erinnern.«
    Mit einem Satz war Berthe aufgesprungen. Sie sah Trémorel vor sich – verheiratet und glücklich...
    Doch da traten die Dienstboten nacheinander ein.
    Fast alle waren schon lange Jahre in Sauvresys Diensten. Sie mochten ihn, er war ein guter Herr. Und als sie ihn abgezehrt und schwach auf seinem Bett liegen sahen, bereits vom Tode gezeichnet, weinten sie. Er wolle ihnen, sagte Sauvresy mit kaum zu vernehmender Stimme, immer wieder von Stockungen unterbrochen, für die Sorgfalt danken, mit der sie ihm gedient hätten, und jedem eine entsprechende Barschaft hinterlassen. Dann kam er auf Berthe und Hector zu sprechen.
    Â»Ihr seid Zeugen, meine Freunde, wie mich dieser unvergleichliche Freund und meine angebetete Berthe gehegt und gepflegt haben. Ich weiß, wie sie nach

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