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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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verkleidet sein?«
    Kat: »Ja.«
    Ich: »Ah.«
    Kat: »Warum?«
    Ich: »Nur so.«
    16:15
    Aus lauter Verzweiflung entscheide ich mich für Zorro. Wenigstens steht mir der Hut.
    18:30
    2.945.976: So oft hat Kat gelacht, seit sie mich in meinem Zorro-Kostüm gesehen hat. Sie meinte, ich solle mir noch einen kleinen Schnurrbart schminken, um meine Aufmachung als maskierter Rächer (wohl eher als Rächer-Transvestit!) perfekt zu machen. Ich habe erwidert, das könne sie vergessen. Aber meine Mutter fand die Idee gut und hat mich mit ihrem Eyeliner verfolgt. Sie hat mich nicht gekriegt, weil sie so lachen musste. Kat hat sich buchstäblich vor Lachen auf dem Boden herumgerollt. Sie musste ihre Catwoman-Maske abnehmen, um nicht zu ersticken.
    19:30
    Die Party sollte schon um 19:00 starten, aber Kat und ich wollten nicht zu früh hingehen, um nicht uncool zu wirken. (Wie könnte ich in meinem Transvestiten-Kostüm nicht uncool wirken???!!!)
    Als wir bei Hams Freund Philipp ankamen, waren schon alle da. Philipp (oder seine Mutter?) hatte den ganzen Keller dekoriert. Da hatte jemand ganze Arbeit geleistet! Überall hingen Spinnennetze herum. Es gab Mumien-Cookies (mit schwarzen und orangefarbenen Smarties als Augen), zwei ausgehöhlte Kürbisse und jede Menge weiterer Dekoration, Hexen, Gespenster und so.
    Ich entdeckte Nicolas, der als Skater-Zombie verkleidet war (sehr originell). Ham, in mittelalterlicher Ritterrüstung, stürzte sich sofort auf Kat. Während sie mit ihm verschwand, raunte sie mir zu: »Kauf dir ein Slush !« Im Rückblick denke ich, dass das metaphorisch gemeint war oder einfach als Anspielung auf ihr persönliches Glück. Aber in dem Moment nahm ich sie beim Wort. Während Nicolas auf mich zusteuerte, verließ ich eilig Philipps Haus, um mich zum nächsten Kiosk zu begeben. Ich dachte, es sei eine gute Idee, mit einem Slush zu retten, was noch zu retten war.
    19:45
    Der Typ im Kiosk fuhr voll auf mein Kostüm ab. Während im Hintergrund das Radio dudelte, sagte er zu mir: »Wow, cooles Kostüm!« Fünfzehn Jahre später heirateten wir. Hahaha! Scherz!
    Ich nahm einen blauen Himbeer- Slush . (Blaue Himbeeren kommen in der Natur zwar nicht vor, aber wen interessiert’s, das ist wirklich die beste Sorte!)
    20:00
    Zurück bei Philipp, waren alle Lichter runtergedimmt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange weg war. Etwas verunsichert öffnete ich die Tür. Gerade lief der Song You will be loved von Maroon 5. Als sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, sah ich Kat und Ham knutschen und Nicolas eng mit einem (verdammt hübschen!) Mädchen tanzen, das als Hermine-im-Ballkleid verkleidet war, wie in Harry Potter und der Feuerkelch. Hermine war MEINE Idee! (Allerdings bin ich nicht darauf gekommen, das Kostüm der Ballszene zu nehmen. Na ja, eigentlich ist das Mädchen, mit dem Nicolas tanzt, nur als Mädchen verkleidet, dass auf einen Ball geht – nicht sehr originell! Zumindest, wenn sie nach der Party noch auf einen echten Ball geht.)
    Später habe ich erfahren, dass sie auf dieselbe Schule geht wie Nicolas und Ham und Marithé heißt (wenn man mich fragt, ein echt bescheuerter Name!).
    Als Nicolas mich sah, kam er trotz meiner Zorro-Maske und obwohl er gerade noch eng mit dem (verdammt hübschen) Mädchen getanzt hatte, auf mich zu. Vor Schreck nahm ich einen großen Schluck Slush. Als er mir gegenüberstand, breitete sich hinter meiner Stirn eine schmerzhafte Leere aus. Nicolas tippte mich an und sagte:
    »Amélie?«
    Ich (während ich versuchte, mein kältegelähmtes Gehirn zu gebrauchen): »Fja?«
    Nicolas: »Katryne hat mir gesagt, dass du als Zorro verkleidet bist.«
    Ich: »Kat? Ah ... ja, wei ef keine anfere Verkleifung mehr gaf.«
    Nicolas: »Was?«
    Ich: »Wei ef keine anfere Verkleifung mehr gaf.«
    Nicolas: »Was?«
    Ich: »WEI EF KEINE ANFERE VERKLEIFUNG MEHR GAF.«
    Nicolas: »Ah.«
    Ich: »Hör mal, geh tanfen, amüsier dif, daf Lied ift gleif twu Ende. If haf wirklif dwie Nafe voll. If hau ab!«
    20:45
    Ich komme nach Hause. Meine Mutter sitzt auf dem Sofa und liest eine Illustrierte .
    Meine Mutter (während sie die Zeitschrift sinken lässt und mich über ihre Brillengläser hinweg mustert): »Du kommst aber früh.«
    Ich: »Ich hatte ein ... Problem.«
    Meine Mutter: »Hast du getrunken?«
    Ich: »Nur ein Slush.«
    Meine Mutter: »Ein Slush ? Findest du es nicht ein bisschen kalt dafür?«
    Ich: »Doch, vor allem in meinem Gehirn.«
    Ich hole mir eine Packung Schokokekse aus

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