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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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fände.
    WIE KITSCHIG!!!
    Meine eigenen »Kuss-Kenntnisse« sind leider nicht besonders umfangreich. Besser gesagt, sie sind gar nicht vorhanden, denn jedes Mal, wenn ich jemanden hätte küssen können, ist was dazwischengekommen.
    Erste Gelegenheit:
    Mit elf.
    William.
    Aufs Knutschen verzichtet aufgrund von schlechtem Atem.
    Zweite Gelegenheit:
    Mit elf.
    Jean-François.
    Das Ende des Schuljahrs nahte. Wir waren in Kunst zufällig in eine Zweiergruppe eingeteilt worden und sollten gemeinsam etwas basteln. Nach der Schule kam er mit zu mir. Wir haben auf dem Bauch liegend gearbeitet, auf meinem Bett. Auf einmal merkte ich, dass etwas meine Hand kitzelte. Ich sprang mit einem Satz auf, weil ich dachte, es wäre eine Spinne. Aber es war die Hand von Jean-François. Ich habe mich immer gefragt, was passiert wäre, wenn ich mich nicht so erschreckt hätte.
    Dritte Gelegenheit:
    Mit dreizehn (fast vierzehn).
    Louis.
    Letzten Sommer, auf einer Party. Wir haben »Wahrheit oder Pflicht« gespielt. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für »Wahrheit«, weil ich ihn nicht küssen wollte. Louis ist echt hässlich und blöd, und ich hattekeine Lust darauf, meinen ersten Kuss mit IHM zu erleben. Ich musste also gestehen, dass ich noch nie Der Exorzist gesehen habe, weil mir der Film zu gruselig ist. Kat war sauer, dass ich dieses Geheimnis verriet, weil unsere Glaubwürdigkeit als Horrorfilmliebhaberinnen auf dem Spiel stand. Ich sagte ihr, es könnte doch gut möglich sein, dass ich außer Der Exorzist jede Menge anderer Horrorfilme gesehen hätte. Das hat sie zum Glück besänftigt.
    Vierte Gelegenheit:
    Nach dem Filmstart von Harry Potter und der Stein der Weisen.
    Daniel Radcliffe.
    Hahaha! Nur im Traum! (Es sei denn, es zählt, wenn man Filmposter küsst.)
    16:45
    Wenn ich mir Kat und Ham so anschaue, kommt mir der Gedanke, dass Liebe die Gehirnzellen aufweichen lässt. Echt wahr! Kat hat sich von einem unabhängigen, starken und selbstbewussten Mädchen in ein Zu-lange-überm-Feuer-geröstetes-Marshmallow verwandelt. Ich habe echt keine Lust, dass mir das Gleiche passiert! Oder dass mir mein Gehirn aufweicht. Ich lege Wert auf ein funktionierendes Gehirn (ich glaube, ich habe noch nie so oft das Wort »Gehirn« gebraucht!).

Donnerstag, 10. November

    E s ist vierzig Millionen Jahre her, dass Kat und ich das letzte Mal im Jugendzentrum waren! Laut Kat liegt das an meiner feierlichen Erklärung, nie wieder einen Fuß dorthin zu setzen. Das hatte ich schon längst wieder vergessen! Ich sagte ihr, dass es mich nicht stören würde und dass es auch mal wieder ganz nett wäre, was anderes zu machen, als in die Schule zu gehen oder zuzugucken, wie sie ihren Freund abschleckt. Darauf entgegnete Kat: »Es ist gerade so stressig in der Schule. Und das Sommer feeling ist vorbei.« Ich würde sagen, bei ihr ist jetzt Ham feeling angesagt , das ist alles!
    Ich hänge also stundenlang vor der Glotze rum und schaue mir sogar Sendungen an, die mich null interessieren. Beim Zappen bin ich auf eine Reportage über eine neue Popsängerin gestoßen, deren Name ich schon wieder vergessen habe. Die Reportage begleitet sie einen Tag lang, um zu zeigen, wie aufregend ihr Leben ist (im Vergleich zu unserem, nehme ich an). Im Hintergrund läuft ein hektischer Techno-Beat, der Reporter beschreibt ihr Leben und am Ende jedes Satzes ertönt ein sonores »Bing!«-Geräusch.
    6:00 Die im-Vergleich-zu-euch-superheiße Popsängerin steht auf. Bing!
    7:00 Sie geht ins Fitnessstudio. Bing!
    8:00 Sie wird massiert. Bing!
    9:00 Sie wird frisiert. Bing!
    10:00 Sie geht zum Tanztraining. Bing!
    Usw. usw. usw. Bing! Bing! Bing!
    Wenn es so eine Reportage über mich gäbe, wie würde die wohl aussehen?
    Ein typischer Tag in meinem Leben (zumindest aktuell):
    Mit hektischem Techno-Beat im Hintergrund, schnellen Schnitten und sonoren Bing-Geräuschen auf Knopfdruck.
    7:00 Mein Wecker klingelt. Bing!
    7:30 Ich stehe auf. Ein Hoch auf die Snooze- Taste. Bing!
    7:15 In Wahrheit ist es erst 7:15, weil ich den Wecker 15 Minuten vorgestellt habe. (Und dann heißt es, ich sei nicht gut in Mathe!) Bing!
    7:17 Ich dusche und ziehe mich an. Bing!
    7:30 Ich frühstücke: Fruit Loops, wenn welche da sind, sonst Toast mit Erdnussbutter und ein Glas Milch. Wenn es draußen kälter wird, so wie gerade jetzt, trinke ich gelegentlich auch einen heißen Kakao. Bing!
    7:45 Ich verlasse das Haus, um zum Bus zu gehen. Bing!
    7:47 Ich komme noch mal

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