Das verdrehte Leben der Amélie

aller Zeiten steht!«
    Ich: »Meinetwegen kann er auf so vielen Listen stehen wie er will, ich fand ihn nur so mittel!«
    Ham: »Mittelgut oder mittelschlecht?«
    Ich: »Oh, come on ! Sie verstecken sich, um heimlich Gedichte zu lesen! Wenn sie sich schon verstecken, könnten sie ja wohl ein bisschen was Krasseres machen! Und am Ende bringt der eine Typ sich um, weil sein Vater nicht will, dass er Schauspieler wird. So ein Loser ! Er hätte einfach nur die Schule beenden und warten müssen bis er volljährig ist, um dann von zu Hause auszuziehen und Schauspieler zu werden, wenn es ihm so wichtig war!«
    Ham: »Ja eben. Er hat ›den Tag nicht genutzt‹. Er hat aufgegeben.«
    Ich: »Also, man hat ja wohl ein Recht auf seine Meinung, und ich fand den Film nur so mittel, das ist alles.«
    Ich muss gestehen, dass ich den Film eigentlich ziemlich beeindruckend fand, aber das würde ich niemals zugeben, nicht mal unter Folter.
    Kat (nach einer Weile): »Hahaha! Bravo, Amélie! Das war sehr lustig!« (Sie wendet sich an Ham.) »Sie zieht gern eine Show ab! Ziemlich gute Schauspielerin, was? Wir liieeeben den Club der toten Dichter !«
    Ham: »Ach so! Es ist auch unmöglich, diesen Film nicht zu lieben, wenn man halbwegs intelligent ist! Amélie, du hast mich echt reingelegt! Ich habe dir aufs Wort geglaubt!«
    Seit diesem Moment ist mein Hass offiziell. Und seitdem weiß ich auch, dass die Liebe den Verstand meiner besten Freundin benebelt hat.
    Feststellung: Leute, die »carpe diem« sagen und dabei an den Club der toten Dichter denken, NERVEN!

Samstag, 12. November

    J uhuu! Supercooler Mutter-Tochter-Tag! Ohne Putzen! Ohne Großeltern! Wir waren im Kino und haben zwei Filme gesehen! Allerdings habe ich heute auch festgestellt, dass ich echt verloren habe, sollte ich das Talent meiner Mutter geerbt haben!
    T o do: Schwester Rose fragen, ob Vererbung ein Phänomen ist, das jeden treffen kann.
    15:12
    Zwischen den beiden Filmen sind meine Mutter und ich auf die Toilette gegangen, und als meine Mutter sich die Hände waschen wollte, hat sie die Hände unter den Hahn gehalten und auf das Wasser gewartet. Als sie gesehen hat, dass kein Wasser kam, hat sie das Waschbecken gewechselt. Dann hat sie gesagt:
    »Mist! Die Wasserhähne funktionieren nicht!«
    Ich (ganz leise, damit es niemand hört): » Ich glaube, man muss den Hahn aufdrehen. «
    Also hat sie den Hahn aufgedreht und das Wasser fing an zu laufen.
    Das war ihr sehr unangenehm.
    Meine Mutter: »Haha! Das ist mir hier nicht modern genug!«
    Das sagte sie zu einer Frau, die (zu meiner großen Verlegenheit) alles gehört hatte.
    In diesem Moment dachte ich mir: »Und ihr Blut fließt in meinen Adern!«
    Um sich zu verteidigen hat sie mir erzählt, dass in dem Gebäude, in dem sie arbeitet, alles supermodern ist und sie sich daran gewöhnt hat. Ich kam auf den Gedanken, dass dies eine ausgezeichnete Gelegenheit war, sie ganz unauffällig über ihre Beziehung zu Monsieur Beaulieu auszuhorchen. Wenn zwischen den beiden was läuft, muss er ihr ja erzählt haben, dass die Wasserhähne in derSchule der absolute Schrott sind. (Wäre ich wirklich so gut in Französisch, wie ich es meiner Einteilung in den Begabtenkurs nach sein müsste, würde ich »archaisch« sagen, aber ich bin kein Französisch-Freak, von daher ...)
    Ich (seeeehr beiläufig): »In der Schule haben wir diese Wasserhähne, die nach einer Sekunde wieder stoppen. Man braucht echt Geduld, um sich die Hände zu waschen!«
    Meine Mutter: »Vielleicht haben sie Angst, dass die Schüler den Hahn nicht wieder zudrehen.«
    Ich (ironisch): »Ja, stimmt, das machen wir total gerne, wir lassen schön das Wasser laufen, hauen ab und reiben uns die Hände. Wie jeder weiß, ist das Laufenlassen von Wasser bei Schülern ein richtiger Volkssport!«
    Auf meine Bemerkung folgte ein nicht enden wollendes Gelächter meiner Mutter. Entweder ist ihr Sinn für Humor derzeit wirklich in Hochform oder aber ich bin extrem lustig (ein echtes Comedy-Talent)!
    Ergebnis meiner Untersuchung: Wenn meine Mutter dank Monsieur Beaulieu bestens über die Schule informiert ist, kann sie sich wirklich gut verstellen.
    20:00
    Kat ruft an und ist völlig in Panik.
    Kat: »Caprice hat Babys bekommen!«
    Ich: »Was? Wie ist das denn passiert?«
    Kat: »Ich hasse meine Schwester!«
    Ich: »Was hat deine Schwester damit zu tun?«
    Kat: »Sie hat einen Freund, der ein Hamstermännchen hat, und sie hat, ohne es uns zu sagen, ein Hamster-Rendez-vous