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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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allem schuld? Vergiss nicht, dass ich zehnmal mehr Schuld zu tragen habe als du, liebste Schwester.«
    Tania gab keine Antwort darauf, sondern streifte den Ärmel ihres Gewands zurück. Am Unterarm zeichneten sich drei dunkelrote, halbmondförmige Abdrücke ab. Es waren die blutigen Kratzwunden von Cordelias Fingernägeln. »Das war Cordelia, im Fieberwahn«, sagte sie. »Sie hatte solche Angst, Rathina.«
    »Ja, wie wir alle, Schwester, wie wir alle.« Rathina hakte Tania unter und zog sie mit sich. »Aber nun komm – ich weiß etwas, um dich aufzumuntern«, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln. »Willst du den Saal sehen, in dem das Konklave der Herzöge stattfindet?«
    »Dürfen wir das denn?«
    »Nein – und gerade das ist das Aufregende daran. Der Konklavesaal ist ein heiliger Ort, den niemand außer den Mitgliedern der Versammlung betreten darf. Komm.« Rathina rannte los und zog Tania hinter sich her.
    Sie kamen an vielen geschlossenen Türen vorbei und Tania fragte sich, wer wohl in diesen stillen Räumen wohnte. Der Palast war brechend voll, aber gab es auch nur einen unter den Gästen, der schlafen konnte, oder lagen sie alle wach und fürchteten sich vor der Seuche?
    Hopie, Sancha und die Königin waren bestimmt nicht ins Bett gegangen. Sie hatten sich zwischendurch höchstens ein kleines Nickerchen gegönnt, um wieder zu Kräften zu kommen. Tania wäre gern bei ihnen gewesen, um zu helfen – aber was konnte sie schon tun?
    Sie wusste nichts über die Heilung von Krankheiten. Oberon hatte sich vergeblich Hilfe von ihr erhofft, und sie hätte genauso gut in London bei ihrer Mum und ihrem Dad bleiben können.
    Tania wusste bald nicht mehr, wo sie war, während sie ihrer Schwester durch das Labyrinth der Flure folgte. Aber schließlich kamen sie zu einer hohen weißen Flügeltür aus geschliffenem Kristall.
    Rathina nahm einen Kerzenleuchter von einem der Wandhalter und stieß die Tür auf. Die Türflügel glitten zurück und ein weiter, dunkler Raum öffnete sich vor ihnen. Tania folgte ihrer Schwester und spürte sofort, dass dies ein Ort war, an dem man leise sein musste und nur im Flüsterton sprechen durfte. Das einzige Geräusch, das sie wahrnahm, war das Plätschern des Regens.
    Rathina schloss die Tür hinter sich und hielt den Kerzenleuchter hoch.
    Der Konklavesaal war ein luftiger, kreisrunder Raum, ganz aus Glas erbaut. Der Regen trommelte unablässig gegen die langen Spitzbogenfenster, die bis an die hohe Deckenwölbung reichten. Die schmalen Pfeiler, die die Fenster einfassten, waren von milchiger Farbe und wirkten fast durchscheinend.
    Aber das Seltsamste war der Boden unter Tanias Füßen. Er war aus so klarem Glas, dass man das Gefühl hatte, im Nichts zu stehen.
    »Oh«, stieß sie erschrocken hervor und klammerte sich an Rathina, als sie bemerkte, dass sie sich Hunderte von Metern über dem Meer befanden. Der Saal hing direkt über der Klippe, und nur der dünne, durchsichtige Glasboden bewahrte Tania vor dem Fall, der den sicheren Tod bedeutet hätte.
    Rathina lächelte, als sie Tanias entsetztes Gesicht sah, und führte sie langsam im Saal herum. In den Wänden waren Kristallnischen, in denen einfache, hochlehnige Stühle aus glattem weißen Stein standen.
    »Das sind die dreizehn Sitze des Elfenreichs«, erklärte Rathina. »Zehn sind für die Lords und Ladys der Zehn Caers bestimmt und zwei für unseren Vater und unsere Mutter.«
    »Aber du hast dreizehn gesagt«, wandte Tania ein. »Für wen ist der dreizehnte?«
    »Niemand«, erwiderte Rathina. »Er ist immer leer – man nennt ihn den Sitz des Verlorenen Caer – aber ich kann dir nicht sagen, warum er so heißt, denn es gibt kein solches Caer im ganzen Elfenreich.«
    Tania sah, dass in die Kristallwände über jedem der Sitze ein Symbol eingemeißelt war. Sie erkannte die strahlende Sonne des Königs und den Vollmond der Königin, aber da waren noch viele andere – ein Vogel, ein Drache mit eingerolltem Schwanz, ein Baum, ein Einhorn … Jeder Sitz hatte ein eigenes Symbol, außer dem dreizehnten, dem Sitz des Verlorenen Caer.
    Ein Schauder lief Tania über den Rücken, als sie vor dem dreizehnten Stuhl stand.
    »Sobald Lord Herne von Minnith Bannwg und Lady Mornamere von Llyr eintreffen, wird das Konklave beginnen«, sagte Rathina. »Da Graf Valentyne nicht daran teilnehmen kann, wird Eden seinen Platz einnehmen und Mynwy Clun vertreten, falls sie es übers Herz bringt, von der Seite ihres Gemahls zu weichen. Lord und Lady

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