Das Verhängnis der Jedi-Ritter 02 - Omen
einer Spezies zu versuchen, mit der man nicht näher vertraut ist.«
Ben hielt mitten beim Kauen für eine Sekunde inne, bevor er weiteraß. Seine rötlichen Augenbrauen zogen sich einen Moment lang zusammen, und ein Schatten glitt über sein Gesicht. Selbst ohne sein plötzliches Unbehagen in der Macht spüren zu müssen, wusste Luke, was sein Sohn dachte. Ben wurde an einen Augenblick vor drei Jahren erinnert, als Jacen versehentlich eine Gefangene getötet hatte, während er sie mental folterte, um Informationen von ihr zu bekommen. Ben war nicht dabei gewesen, hatte nicht mit eigenen Augen gesehen, wie es passiert war - doch er hatte direkt vor der Tür des Raums gestanden, hatte Dinge gehört und durch die Macht gespürt, die seine Meinung über Jacen Solo unwiderruflich und für alle Zeit geändert hatte.
»Nun, klingt, als hättest du einen guten Start erwischt«, meinte Luke leichthin und streckte die Hand aus, um Bens Schulter zu drücken. »Zeit für meinen Bericht.«
Er machte Ben mit den Grundzügen der Herausforderungen vertraut, die ihnen bevorstanden. »Ich denke allerdings, dass wir möglicherweise ein Ass im Ärmel haben. Ich frage mich, ob die Hassat-durr-Technik, die ich gelernt habe, hiervon Nutzen sein könnte?«
Ben setzte die angemessen zweifelnde Miene eines Jugendlichen auf, doch er wirkte außerdem, als wolle er sich davon beeindruckt zeigen. »Wirklich?«
»Wirklich. Denk darüber nach. In ihrer Sprache bedeutet Hassat-durr so viel wie >Blitzableiter<, richtig?«
»Richtig, das hast du mir erzählt«, sagte Ben. »Weil man, wenn man diese Technik nicht perfekt beherrscht und sie während eines Gewitters einsetzt, wiederholt vom Blitz getroffen und getötet wird.«
»Daher liegt es nahe, dass man diese Technik, wenn man sie denn meistert, als eine Art Blitzabwehr benutzen kann. Um Energien abzuwehren, zumindest bis zu einem gewissen Grad.«
»Ich schätze schon«, erwiderte Ben, und es klang, als würde der zweifelnde Teil von ihm die Oberhand gewinnen.
Luke grinste. »Nun, einen Versuch ist es jedenfalls wert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich genug darüber weiß, um nicht den Blitzableiter zu spielen.«
»Das ist gut. Andernfalls würde ich an deiner Stelle schrecklich beschämt sterben.«
»Wo hast du bloß diesen sarkastischen Sinn für Humor her?«
»Von Mom.«
»Ah, richtig. Magst du eigentlich Spinnen?«
Der Themawechsel traf Ben völlig unerwartet. »Was meinst du damit?«
»Spinnen. Riesige, leuchtende Spinnen oder Hunderte kleiner, die auf jedem Zentimeter des Schiffs herumkrabbeln.« Luke machte die Sache Spaß.
Ben zuckte die Schultern. »Das ist natürlich keine sonderlich angenehme Vorstellung, aber ich habe keine besondere Angst vor ihnen. Willst du mir erzählen, dass im Graben auch riesige Leuchtspinnen lauern?«
»Bloß in deinem Verstand«, erklärte Luke. »Allem Anschein nach ist dieser Teil des Weltalls dafür berüchtigt, Halluzinationen zu verursachen. Insbesondere Machtsensitive sind davon betroffen. Spinnen - von den großen glühenden bis hin zu den kleinen zahlreichen - gehören zu den Sinnestäuschungen, von denen wiederholt berichtet wurde. Ebenso wie Sichtungen kleiner haarloser Wesen mit großen Augen, geschlitzten Nasen und winzigen Mäulern. Andere
Nebenwirkungen sind Übelkeit und heftige Kopfschmerzen.«
»Ich glaube nicht, dass mir die Schulausflüge sonderlich gefallen, die die Mobile Abteilung der Jedi-Akademie anbietet«, sagte Ben.
Luke grinste. Er deutete auf das letzte Süßtörtchen. »Isst du das noch?«
»Ich teile es mit dir.«
»Abgemacht.«
8.
JEDI-TEMPEL, CORUSCANT
Meister Kenth Hamner, amtierender Großmeister des Jedi-Ordens, stellte sicher, dass er als Erster in der Kammer des Hohen Rats eintraf. Er brauchte Zeit, um nachzudenken.
Hamner ging zu einem der Fenster und schaute hinaus. Als der Tempel wiederaufgebaut worden war, hatte man auch diesen Turm von Neuem errichtet. Abgesehen davon, dass der Turm jetzt von einer hochmodernen Transparistahlpyramide umschlossen war. Aus diesem Grund war es einem nicht möglich, direkt auf den Himmel über Coruscant hinauszublicken, wie man es gewohnt war. Stattdessen bot sich einem der wesentlich weniger malerische Anblick von gestrichenen Durabeton- und Transparistahlmauern, zwischen denen sich gelegentlich die winzigen Gestalten von Jedi zeigten, die ihren Angelegenheiten nachgingen. Zweifellos war der Architekt stolz auf die »stilvolle« Konstruktion gewesen. Hamner
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