Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
Fleisch und Blut, die er in der behelfsmäßigen Meditationskammer zwischen den violett gefleckten Körpern schwebend zurückgelassen hatte.
»Fünf...« Irgendwo unterhalb von Luke ertönte die kratzige Stimme des totenschädelartigen Givin hinter ihm. »Es gibt kein Leben, es gibt nur die Macht.«
Das war eine Verdrehung des Jedi-Kodex, doch Luke wiederholte den Satz pflichtschuldig, als er ausatmete, und ließ zu, dass er ihn akzeptierte, ja, sogar daran glaubte. Er dachte nicht, dass die »Geistwandler«, wie die Bewohner der Raumstation sich selbst nannten, die Redewendung als Hohn oder Beleidigung meinten. Sie brachten einfach die Wahrheit über das Universum zum Ausdruck, wie sie es sahen, und er wusste genug über Meditation, um zu wissen, dass die präzise Wiedergabe eines Mantras der Code war, der die Tür zu diesem bestimmten Bereich des Bewusstseins entriegelte.
Ein weiteres Jahr verstrich. Oder vielleicht war es auch bloß eine Sekunde. Luke atmete langsam ein, malte sich im Geiste eine große, gelbe Fünf aus und konzentrierte sich auf nichts anderes als auf dieses Bild.
»Ihr steigt höher«, sagte die betagte Stimme von Seek Ryontarr. Der gehörnte Gotal schwebte vor Luke - oder möglicherweise über ihm - und sprach mit der sanften Stimme eines Meditationslehrers zu ihm, um ihn zu einem höheren Bewusstsein zu leiten. »Ihr seid kaum noch mit Eurem Körper verbunden. Ihr fühlt den Kontakt jetzt bloß noch an Euren Fersen, jetzt an den Schultern, jetzt am Hinterkopf.«
Und das stimmte. Luke fühlte sich bloß an diesen Stellen mit seinem Leib verbunden. Überall sonst schwebte er frei dahin, eins mit der Macht.
»Sechs.«, rasselte der Givin.
Das Bild in Lukes Geist wechselte zu einer großen roten Sechs. Er begann, seinen Atem entweichen zu lassen, spürte, dass er sich leichter und. losgelöst fühlte. Jedes Mal, wenn er ausatmete, schien es länger zu dauern, und diesmal hatte er das Gefühl, als würde eine Woche vergehen, während er seine Lunge leerte.
»Es gibt kein Leben«, sagte der Givin. »Es gibt nur die Macht.«
Luke wiederholte das Mantra. Er spürte, wie sich seine Schultern vom Körper lösten und in die Höhe schwebten, sodass er bloß noch mit Fersen und Kopf mit seinem Leib verbunden war.
»Ihr seid jetzt beinahe frei«, erklärte Ryontarr ihm. »Wenn Feryl >Sieben< sagt, werden sich die letzten Bande lösen. Dann seid Ihr nicht länger mit Eurem Körper verbunden. Ihr werdet aus den Schatten in den reinen Glanz der Macht aufsteigen.«
Ryontarr verharrte, als würde er darauf warten, dass Luke es sich anders überlegte. Und vielleicht hätte er das auch getan, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte herauszufinden, was Jacen hier widerfahren war - um ins Herz seines Neffen zu blicken, wie die Geistwandler es ihm versprochen hatten, und zu sehen, warum sie glaubten, dass Jacen dem Dunkel nicht anheimgefallen sein konnte.
Der schädelgesichtige Givin - Feryl - rasselte: »Sieben.«
Luke spürte, wie sein Körper unter ihm wegfiel, und dann schwebte er in einer Wölke violetten Leuchtens, blickte in den lila Schein im Herzen der Kammer empor und vibrierte vor kühlem Vergnügen. Er hob seine echte Hand und stellte fest, dass sie ganz genauso aussah wie immer, dann hob er die künstliche und sah an ihrer Stelle bloß einen Schatten. Er versuchte, ihn zu berühren. Seine Finger verschwanden in der Dunkelheit, genauso, wie sie in jeden Schatten eingetaucht wären.
»Ihr könnt nicht anfassen, was nicht wirklich ist. Eure kybernetische Hand ist bloß eine Illusion, ebenso sehr ein Schatten wie Fleisch und Knochen.« Ryontarr streckte die Hand aus. um gegen Lukes Brust zu tippen. »Das ist wirklich!«
»Was genau ist denn wirklich?«, fragte Luke. »Mein Geist?«
»Eure Machtpräsenz. Sie ist Euer wahres Selbst, ein Wirbel in der lebendigen Macht, die Euren physischen Körper antreibt.« Ryontarr tippte Luke abermals gegen die Brust. »Das hier ist das, was wahrhaftig existiert.« Er deutete auf Lukes Schultern. »Es verleiht dem da seine Gestalt.«
»Das da ist mein Körper«, stellte Luke klar.
Als Ryontarr zustimmend die langen Hörner senkte, drehte sich Luke langsam herum und sah seinen Körper inmitten eines Dutzends anderer schweben. Obwohl er nicht annähernd so ausgezehrt und hohlwangig wirkte wie einige um ihn herum, waren die Augen eingesunken, und sein Gesicht wirkte trocken und blass. Zu seiner Überraschung wirkte sein Schutzanzug wie ein bloßer
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