Das Verhängnis der Jedi-Ritter 09 - Apokalypse
verletzte Bein brannte so sehr, als würde der Knochen in Flammen stehen. Doch zumindest war sie allein, und das einzige Geräusch in ihren Ohren war das Piepsen der Leitsender, jetzt schnell und beharrlich, das sie drängte, sich nach rechts zu wenden.
Vestara rollte sich auf ihren Bauch und schaute die Treppe hoch – oder zumindest versuchte sie das. In diesem Bereich des Tempels funktionierte die Automatikbeleuchtung nicht, und alles, was sie ausmachen konnte, war Dunkelheit. Sie nahm einen piepsenden Ohrhörer heraus und lauschte auf das Getrampel laufender Stiefel irgendwo über ihr.
Sie hatten die Treppe übersehen – vorerst. Doch sie würden ihren Fehler erkennen, sobald sie die nächste Reihe Leuchttafeln aktivierten. Sie schob sich den Stöpsel wieder ins Ohr und folgte dem Piepsignal in die Finsternis. Der Raum um sie herum fühlte sich groß und offen an, mit warmer, wabernder Luft und leisen Pufflauten, die aus jeder Richtung zu kommen schienen.
Ein Dutzend schmerzhafte Schritte später puffte die warme Luft direkt in ihr Gesicht. Die Puffgeräusche wurden sporadischer und schienen jetzt eher hinter ihr zu ertönen. Sie schien sich jetzt in einer Art breitem Durchgang zu befinden. Sie dachte darüber nach, ihr Lichtschwert einzuschalten, um Licht zu machen, doch in diesem widerhallenden Labyrinth würde man das verräterische Brummen der Klinge noch Hunderte Meter entfernt vernehmen. Also humpelte sie im Dunkeln weiter.
Und dann hörte sie es: das leise Bpffft eines Puffpilzes, der seine Sporen ausstieß. Vestara kniff ihren Mund fest zu und atmete durch die Nase aus. Dann wich sie mit einem Machtsprung drei Schritte zurück und aktivierte ihr Lichtschwert. Wie sie erwartet hatte, befand sich vor ihr ein feingliedriger, kniehoher Pilz, aus dessen frisch geborstenem Hut ein Netzwerk klebriger Nährfäden quoll, die noch immer von einer gelben Wolke paralysierender Sporen umschlossen waren. Unmittelbar dahinter war ein etwa drei Meter hoher Tunneleingang. Bevor sich die Yorik-Korallen dort eingenistet hatten, war die Passage vermutlich komplett rund gewesen, jetzt jedoch ähnelte sie mehr einem schiefen Oval. Zwei weitere der tödlichen Pilze standen gleich im Innern des Tunnels, doch ihre Hüte waren noch nicht angeschwollen genug, um zu platzen.
Vestara drehte sich langsam im Kreis herum und verwendete ihr Lichtschwert, um die Umgebung auszuleuchten. Sie stand auf einer großen Plattform, die an der Einmündung des Tunnels endete. In dem kleinen Bereich, den sie sehen konnte, befanden sich mindestens sechs weitere Pilze, zusammen mit mehreren großen Flecken grauem Moos. Bei den Moosen handelte es sich vermutlich um Säurematten, die alles umschlossen, das auf sie trat.
Direkt am Rande des Lichtkegels sah sie einen großen grauen Kokon liegen. Aus dem Ende des Kokons ragte der einen halben Meter lange Schwanz einer riesigen Schlitzerratte hervor, und dort, wo der Nager in dem Kokon verschwand, war das Fleisch bis auf den Knochen weggefressen. Vestara hatte so etwas schon einmal gesehen, und sie wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Abeloth war nach Coruscant gekommen!
Aus der Dunkelheit in der Nähe der korallenverkrusteten Treppe drang eine ferne Keshiri-Stimme, lyrisch, aber zornig. »Hier hinten, ihr Narren! Ich sehe ein Licht.«
Vestara zögerte nicht. Sie machte einen Bogen um die Puffpilze – auf dem Dschungelplaneten hatten sie und Ahri Rass sie als Todesstängel bezeichnet – und humpelte den uralten Tunnel entlang. Soweit sie das zu sagen vermochte, gehörte die Passage einst zu einem alten Transportsystem. Der Gang verlief fünfzig Meter weit schnurgerade, ehe er allmählich nach links schwenkte und dann wiederum fünfzig Meter geradeaus ging und schließlich in einem flachen Winkel abfiel. Mittlerweile konnte sie die Stimmen ihrer Häscher vernehmen, die vor Schmerz und Erstaunen aufschrien, als sie den tödlichen Pilzen zum Opfer fielen. Unterdessen wurde das Leitsignal zusehends stärker. Sie wagte zu hoffen, dass sie sich zu guter Letzt dem Ende der Evakuierungsroute näherte – dann traf sie die Druckwelle.
Im ersten Moment begriff Vestara nicht, was passiert war. Sie fand sich einfach auf dem Tunnelboden liegend wieder, mit klingelnden Ohren und einem mulmigen Gefühl im Bauch. Die Luft fühlte sich unerklärlich warm und trocken an, und jenseits der Biegung hinter sich konnte sie einen rasch verblassenden orangefarbenen Lichtschein ausmachen.
Granaten.
Damit hatte
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