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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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dich enttäuschen muss.«
    »Ihr seid am Strand spazieren gegangen, wart im Kino, sie ist nach Hause gefahren, und du hast sie nicht gevögelt«, wiederholte Jeff, als würde er mit aller Gewalt versuchen, einen Sinn in den Worten zu erkennen. »Was zum Teufel ist passiert?«
    »Nichts ist passiert.«
    »Ja, das hab ich mittlerweile kapiert. Was ich nicht kapiere, ist, warum nicht. Es war eine abgemachte Sache, kleiner Bruder. Wie konntest du es vermasseln?«
    »Ich hab es nicht vermasselt.«
    »Du hast sie nicht gevögelt.«
    »Musst du das ständig wiederholen?«
    »Hast du sie nun gevögelt oder nicht?«
    Wieder wanderte Wills Blick zu Kristin. »Hab ich nicht.«
    »Okay, Jeff«, reagierte Kristin schließlich auf Wills stummes Flehen. »Warum gehst du nicht einfach ins Bett? Die grausamen Einzelheiten kannst du auch noch morgen früh in Erfahrung bringen.«
    Jeff schüttelte lachend den Kopf. »Klingt so, als gäbe es keine.« Er drehte sich um und marschierte immer noch lachend und kopfschüttelnd den Flur hinunter ins Schlafzimmer. »Kommst du?«, rief er Kristin zu.
    »Sofort.« Kristin wartete, bis Jeff im Schlafzimmer ver schwunden war, bevor sie sich neben Will auf das Sofa setzte und ihre Hand auf seine legte. »Alles okay?«
    »Mir geht es gut.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Ich denke, du weißt doch schon praktisch alles«, erklärte er ihr leise und verschwörerisch. »Wo du das Ganze doch eingefädelt hast.«
    Kristin verzog den Mund zu einem traurigen, angedeuteten Lächeln. »Bist du sauer auf mich?«
    »Warum sollte ich sauer sein? Es war der netteste Abend, den ich seit langer Zeit hatte.«
    »Das freut mich. Sie hat einen sehr netten Eindruck gemacht.«
    »Das ist sie.«
    »Glaubst du, ihr seht euch noch mal wieder?«
    Will zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
    »War ein ziemlich raues Jahr für dich, was?«
    »Ich bewundere dein Talent zur Untertreibung.«
    »Nett, mal bewundert zu werden. Egal wofür«, sagte Kristin lachend. »Jedenfalls gibt es keine bessere Stadt als Miami, um alte Wunden verheilen zu lassen. Ich würde sagen, du bist genau an den richtigen Ort gekommen.«
    »Und was sagt mein Bruder?«
    »Er sagt nie viel über irgendwas. Du kennst doch Jeff.«
    »Das ist es ja gerade. Ich kenne ihn nicht.«
    »Gib ihm eine Chance, Will«, drängte Kristin ihn, wie sie Jeff seit Wills unerwartetem Auftauchen ständig gedrängt hatte.
    »Meine Mutter wollte nicht, dass ich herkomme. Sie meinte, ich würde nur Ärger provozieren.«
    »Warum sagt sie so etwas?«
    Wieder ertönte unvermittelt die Nationalhymne. Will tastete auf dem Sofa herum, bis er Jeffs Handy gefunden hatte, und sah Kristin fragend an.
    Sie nahm ihm das Telefon aus der Hand und schaltete es auf stumm. »Genug von dem Quatsch. Höchste Zeit, dass alle ein bisschen schlafen.«
    Weitere Ermutigung brauchte Will nicht. Er sank zurück auf das Sofa, schloss die Augen und rollte sich fest in der Embryonalstellung zusammen. Kristin nahm die Decke vom Boden, breitete sie über ihn und strich ihm über den Rücken. »Falls du irgendwann reden willst«, begann sie. »Egal worüber …«
    »Danke«, murmelte Will, obwohl er die Lippen kaum noch auseinanderbrachte.
    Kristin erhob sich vom Sofa und legte Jeffs Handy auf den Lederhocker. »Träum süß«, flüsterte sie, bevor sie das Deckenlicht ausschaltete und den Raum in weiche, einladende Dunkelheit zurücksinken ließ.
    Sie träumte von Norman.
    Kristin war fünf Jahre alt, als der neue Freund ihrer Mutter sich als Babysitter anbot, während ihre Mutter zu einem Vorsprechtermin für einen Fernsehwerbespot ging. Er machte es sich auf dem alten braunen Samtsofa im Wohnzimmer der heruntergekommenen Wohnung bequem, öffnete eine Dose Bier und legte seine Füße auf den fleckigen Couchtisch, während er rastlos mit der Fernbedienung des Fernsehers herumhantierte. Kristin saß auf dem Boden und spielte mit zwei zerrupften Barbie-Puppen, die sie in der vergangenen Woche aus der Mülltonne eines Nachbarn gerettet hatte. Das verfilzte Haar der Puppen roch auch nach mehrmaligem Waschen mit Geschirrspülmittel noch immer nach faulen Kartoffelschalen. »Hey, Kleine«, sagte Norman und klopfte auf das Polster neben sich. »Willst du was Interessantes sehen?«
    Kristin hatte sich zu ihm auf das Sofa gesetzt und die Augen weit aufgerissen, als sie im Fernsehen einen Mann und eine Frau sah, die sich leidenschaftlich küssten.
    »Du weißt doch, was die beiden da machen, oder?«, fragte Norman.

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