Das Verhaengnis Thriller
sich, was zum Teufel er machte. War er bloß neugierig oder versuchte er vorsätzlich, seinen Bruder gegen sich aufzubringen.
»… wenn sie mich genommen hätte?«, beendete Jeff Wills Frage für ihn. »Dann wäre auf jeden Fall was passiert, glaub mir. Aber sie hat nicht mich ausgewählt, oder? Sie hat dich ausgewählt.« Den Auserwählten, dachte Jeff und trank noch einen Schluck Kaffee, der auf einmal bitter schmeckte.
»Darum geht es aber doch eigentlich gar nicht.«
»Worum geht es denn?«, fragte Jeff ungeduldig. Es wunderte ihn nicht, dass sein Bruder am Abend zuvor nicht hatte landen können. War er immer so verdammt zögerlich? »Was willst du sagen, Will?«
»Ich finde es bloß schwer zu begreifen, dass Kristin das wirklich okay findet.«
»Sie ist eine fantastische Frau.«
»Warum willst du sie dann betrügen?« Die Frage war Will herausgerutscht, bevor er sich bremsen konnte.
»Betrügen kann man es ja wohl kaum nennen, wenn der andere sagt, dass es okay ist, oder?«, fragte Jeff.
»Wahrscheinlich nicht. Es ist bloß …«
»Was?«
»Ich verstehe nicht, warum du es überhaupt willst.«
»Hey Mann. Wie heißt es noch: ›Nichts riecht so gut wie eine frische Möse.‹ Apropos. Was genau ist gestern Abend passiert?« Er zog sich einen Küchenstuhl heran und genoss die sichtliche Verlegenheit seines Bruders.
Will blieb stehen. »Du weißt, was passiert ist.«
»Ich weiß, was nicht passiert ist. Du hast nicht …«
»Müssen wir dieses Gespräch noch einmal führen?«, fragte Will.
»Durftest du nicht mal ein bisschen fummeln? Erzähl mir bitte nicht, dass du außer einem Kater nichts von gestern Abend gehabt hast?«
»Wir haben uns geküsst«, gab Will nach einer längeren Pause zu. Er wollte die Erinnerung nicht dadurch billig machen, dass er darüber sprach.
»Ihr habt euch geküsst? Das ist alles?«
Will sagte nichts.
»Ich hoffe doch, wenigstens mit Zunge?«
»Es war ein guter Kuss«, sagte Will, wandte sich ab und ging zurück ins Wohnzimmer.
Jeff folgte ihm auf dem Fuß. »Komm schon, kleiner Bruder. Ein bisschen mehr musst du mir schon bieten.«
»Ich fürchte, mehr war nicht.« Will ließ sich auf das Sofa sinken. »Tut mir leid, dich zu enttäuschen.«
»Wer sagt denn, dass ich enttäuscht bin? Ich hab hundert Dollar gespart.«
Will zuckte mit den Achseln. »Der Wettbewerb ist noch nicht vorbei«, sagte er leise.
Jeffs Lachen erfüllte den Raum. »Das klingt schon besser. Scheint so, als würde in deinen Adern doch ein bisschen was von Daddys Blut fließen.«
»Hast du in letzter Zeit mit ihm gesprochen?«, fragte Will nach kurzem Schweigen.
»Mit wem?«
»Du weißt, mit wem. Mit unserem Vater.«
»Mit unserem Vater, der da ist in Buffalo? Warum sollte ich?«, fragte Jeff und ging zurück in die Küche, um sich heißen Kaffee nachzuschenken.
»Einfach so, um Hallo zu sagen und zu hören, wie es ihm geht.«
»Er lebt noch, oder?«
»Ja. Natürlich.«
»Und was gibt es sonst noch zu sagen? Ich schätze, irgendjemand wird mich benachrichtigen, wenn er abkratzt.« Als Jeff ins Wohnzimmer zurückkam, sah er gerade noch, wie sein Bruder das Gesicht verzog. »Nicht dass ich erwarte, in seinem Testament genannt zu werden oder so.«
»Viel zu erben gibt es eh nicht, glaub mir«, sagte Will.
Jeff nickte verständnisvoll. »Ich nehme an, all die Jahre in Princeton haben die Ersparnisse der Familie gründlich geplündert.«
»Das Geld kam von meinen Großeltern«, verteidigte Will sich. »Mütterlicherseits«, fügte er unnötigerweise hinzu.
»Schön für dich.«
»Ich war wirklich betroffen, als ich das von deiner Mum gehört habe«, sagte Will nach einer weiteren Pause. »Es tut mir leid.«
»Das muss dir nicht leidtun.«
»Ellie sagt, der Krebs sei sehr aggressiv, und sie hätte nur noch ein paar Monate zu leben.«
»Tja nun. So was kommt vor. Da kann man nicht viel machen.«
»Du könntest nach Hause fahren«, drängte Will, »um sie vor ihrem Tod noch einmal zu besuchen.«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Ellie sagt, sie hätte nach dir gefragt.«
»Meine Schwester war schon immer eine kleine Quasselstrippe. Ich wusste gar nicht, dass ihr euch so nahesteht.«
»Sie ist auch meine Schwester«, sagte Will.
»Halbschwester«, verbesserte Jeff ihn scharf. »Hat sie dich gebeten, mit mir darüber zu reden? Bist du deswegen hier?«
»Sie hat mich gebeten, es zu erwähnen, ja. Aber nein, deswegen bin ich nicht hier.«
»Warum genau bist du dann hier?«
»Ich
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