Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
Höchstmaß an Konzentration erforderte, und dann seit einem Jahr als Testpilot, solange, bis es ihn erwischte. »Ja…, ja!«
    »So großartig die Erfolge Professor Menuras auch sein mögen, Vamos. Auch sie ist nicht allmächtig. Ich halte es nicht für sicher, daß sie dich…«
    Langsam beginnt er die ganze Tragweite der Unterhaltung zu begreifen. Allmählich wird ihm klar, was sich hinter diesen Fragen und Bemerkungen verbirgt. Jetzt tritt es hinter der Deckung der Konversation hervor, das Ungeheuerliche, Monströse. Auch wenn er es noch immer nicht glauben will, gleich werden sie ihm vorschlagen, sich zu einer Chimäre umfunktionieren zu lassen, zu einem unmenschlichen Wesen mit Menschenhirn, zu irgendeinem abnormen Scheusal. Aus den Augenwinkeln beobachtet er die Meßlinien auf dem Bildschirm, hektisch auf- und abschwingende Kurven, die auf eine bis an die Grenze belastete menschliche Psyche deuten. Aber es sind immerhin die Kurven einer menschlichen Psyche.
    Er will schreien, will sich wehren, aber er’ bleibt stumm und bewegungslos, tot wie ein Stein. »Nein, nein, nein!« pfeift er.
    Der Blonde blickt bekümmert. »Du hast also begriffen, weshalb wir gekommen sind.«
    »Ja.«
    »Ich habe nicht erwartet, daß du sofort zustimmen wirst. Aber ich nahm an, du würdest unseren Vorschlag wenigstens in Erwägung ziehen, ihn prüfen. Deine spontane und eindeutige Ablehnung paßt nicht in das Bild, das wir uns von dir gemacht haben.«
    Sie haben sich also ein Bild gemacht, haben Akten gewälzt und Computer befragt, sich mit Kollegen unterhalten, haben gerechnet und verglichen, vielleicht haben sie sich sogar an Karen gewandt, mit aller gebotenen Rücksichtnahme natürlich. Meinst du, daß uns Yahiro helfen wird, Karen? Du kennst ihn ja nun lange genug. Wird er zustimmen oder ablehnen? Und du? Wirst du auf ihn verzichten können, Karen?
    Vielleicht haben sie auch seine Mutter gefragt, die stille, alte Frau in der kleinen Stadt hoch über den Klippen von Sikotan. Haben sie gefragt auf die Gefahr hin, daß sie sich das weiße Haar rauft und Tränen in ihre Augen steigen, die immer noch jung und mandelförmig sind wie vor dreißig Jahren. Was sagst du dazu, Mütterchen, wenn wir aus deinem Sohn einen Riesen machen, einen Titanen, wie sie früher hier auf den Inseln gelebt haben?
    Sie müssen sich doch selbst sagen, daß schon der bloße Gedanke daran entsetzlich ist und daß sie bei ihm, Vamos Yahiro, mit einem solchen Ansinnen nicht die Spur einer Chance haben. Oder sollten die beiden davon ausgehen, daß das, was von ihm übriggeblieben ist, anders denken könnte als das, was er einst war?
    »Wirst du uns trotzdem weiter zuhören, Vamos?«
    »Ja.« Zuhören kann er ihnen ja immerhin. »Seit unsere Gesellschaft existiert, haben wir Dinge tun müssen, die ihrem Grundanliegen zuwiderlaufen. Weil sie sonst nicht mehr existieren würde. Wir mußten Krieg führen, weil die anderen uns angegriffen haben. Wir mußten Bomben bauen, weil die anderen Bomben hatten. Wir mußten Raketen und Atomwaffen konstruieren, weil sie uns mit Raketen und Atomwaffen bedrohten. Und was das schlimmste ist, Vamos, wir mußten Menschen unserer Gesellschaft das Töten lehren, obgleich schon die kleinen Kinder wissen, daß das menschliche Leben unantastbar ist. Wir mußten sie lehren, Entbehrungen zu ertragen und fast unmenschliche Strapazen auf sich zu nehmen. Wir alle wissen genau, daß das menschenunwürdig ist, Vamos, aber wir können nicht anders handeln, wenn wir nicht untergehen wollen. Begreifst du, Vamos, wir wollen nicht kämpfen und schon gar nicht töten, aber wir müssen dazu imstande sein, besser noch als die anderen, wollen wir nicht selbst getötet werden. Das gilt auch heute noch, am Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Mußte ich dir das wirklich erst sagen?«
    »Nein, nein!«
    »Entschuldige, Vamos. Das war eine dumme Frage. Natürlich hast du das alles gewußt. Hast darüber selbst nachgedacht. Oft vielleicht sogar.«
    “Ja.”
    »Gut, Vamos! Und nun betrachte bitte diesen Vorschlag unter den Aspekten der uns aufgezwungenen Strategie. Professor Haston hat die ersten beiden sogenannten Hastoniden geschaffen. Zwei Gibbonastronauten mit menschlichem Intellekt, die jeden von uns an Kraft, Geschicklichkeit und Resistenz gegen äußere Einflüsse bei weitem überlegen sind. Es handelt sich um Kämpfertypen, die bei einem Strahlungsdruck von einhundert Megaloyd überleben würden, deren Blut bei sechshundert Kelvin nicht kocht,

Weitere Kostenlose Bücher