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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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wollenden Strom an Wein auf und ab, bis die letzten Schlucke ihm über das bärtige Kinn und den Hals liefen. Erst da setzte er den Becher ab. Bran trank aus und ließ sich nachschenken.
    »Vier Monde sind vergangen, seit wir von unserer Kriegsfahrt zurückkehrten. Genug Zeit zum Nachdenken.«
    »Die Winterabende locken die Gedanken hervor.« Bran legte die Hände um den Becher. Auf die bronzene Oberfläche war eine von Ars vielen Schlachten eingeritzt. Er fühlte die Pferde mit der Innenseite seiner Hand und die kopflosen Männer, die am unteren Rand des Bechers lagen.
    »Du hast dich als ein tüchtiger und mutiger Krieger erwiesen.« Visikal wischte sich mit dem Unterarm den Bart ab. »Das habe ich schon in Aard gesehen. Bereits in deiner ersten Schlacht hast du viele Menschen getötet.«
    Bran schluckte das schmerzhafte Gefühl herunter, dass aus seinem Magen emporwallte. Das Klagelied der Toten wisperte in der Dunkelheit. Er sah die verstümmelten Körper auf der Ebene und fühlte das warme Blut an seinen Händen.
    »An jenem Abend verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Lager. Die Männer sahen deine Stärke, und sie fürchteten dich, denn Männer werden sich immer vor mächtigen Kriegern fürchten.«
    »Tarba und Keer haben an meiner Seite gekämpft.« Bran hielt dem starren Blick Visikals stand. »Meine zehn Männer haben an diesem Tag wie Halbgötter gekämpft. Und Hagdar hat großen Mut bewiesen.«
    »So wird es erzählt.« Visikal trank einen Schluck aus seinem Becher. »Aber erst, als du allein bei uns warst, sah ich einen echten Vorkämpfer aus dir werden. Ich sah deine blutverschmierten Hände in der Schlacht bei dem Winterlager, und nur Cernunnos selbst weiß, wie du den Marsch durch die Berge der Vandarer überlebt hast.«
    Bran sah seine Hände an. Seine Finger glichen krummen Krallen in dem flackernden Lichtschein des Kaminfeuers.
    »Das wird dir Ehre bescheren, Bran.« Visikal lehnte sich zurück. »Das wird dir große Ehre bescheren.«
    Das Feuer fiel in sich zusammen, und die Flammen erstickten in dem qualmenden Tanghaufen. Dunkelheit hüllte die beiden Männer ein. Bran schloss die Augen, und während er so dasaß, hörte er vom Hofplatz ein schwaches Rauschen. Tropfen fielen klatschend auf die Erde. Es regnete.
    »Mein Bruder«, sagte Visikal. »Mein Bruder Visikar. Habe ich dir jemals von ihm erzählt?«
    Bran schaute auf. Visikal hatte Tirs Vater zuvor niemals erwähnt.
    »Visikar war nur ein Jahr jünger als ich, aber wir sind nie…« Der Skerg zog den Becher zu sich heran und sah hinein. »Visikar war kein Krieger. Er trug es nicht in sich. Aber er war immer eine gute Stütze, und in seinen Adern floss das Blut unseres Geschlechts.«
    »Tir hat von den Jahren in Fa Ton erzählt, dass er dort Schatzmeister war, bis…«
    »Bis die Vandarer kamen.« Visikal leerte den Becher in einem Zug, ehe er ihn absetzte und von sich wegschob. »Verflucht sei ihr Volk, und verflucht sei ihr Gott. Sie haben meinen Bruder getötet, seine Frau und alle ihre Söhne. Nur Tir konnte fliehen, und dafür danke ich Cernunnos.«
    »Wir haben Fa Ton mit Blut gerächt«, sagte Bran. »Ich habe den Inselkönig und seinen Sohn mit meinen eigenen Händen getötet. Ich habe die Vandarer die Eisenklauen meiner Waffen spüren lassen. Ich habe sie gerächt.«
    Visikal sah ihn an. »Sorge dafür, dass du ihr viele Söhne schenkst, Bran. Ich habe drei Frauen, aber keine von ihnen war in der Lage, mir Kinder zu schenken. Die Tochter meines Bruders ist die Einzige, die das Geschlecht weiterführen kann. Versprich mir, dass du deine Kinder zu Kriegern erziehen wirst und dass du ihnen von dem Land erzählst, aus dem ihre Ahnen stammen.« Er streckte Bran die Hand entgegen, »Versprich mir das, Bran.«
    Bran ergriff die Hand. »Tir ist sicher, dass es ein Sohn wird. Sie behauptet, sie könne es fühlen. Und mein Volk wird ihn beschützen und dafür sorgen, dass ein großer Krieger und Jäger aus ihm wird.«
    »Darauf trinken wir!« Visikal hob den Becher, aber als er feststellte, dass kein Wein mehr darin war, ergriff er den Krug mit beiden Händen und goss sich den Wein in einem dicken Strahl direkt in den Mund. Bran trank aus seinem Becher. Er hatte langsam genug, der Tisch unter seinen Ellbogen schien zu wanken, sein Gesicht war warm und er fühlte sich leicht benommen.
    Die beiden saßen eine Weile schweigend da und schauten in ihre leeren Becher. Bran lauschte dem Regen. Hin und wieder blickte er verstohlen zu

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