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Das Verhör

Das Verhör

Titel: Das Verhör Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Cormier
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abgepasst, um seine Frage anzubringen. Vor allem aber hatte er Califer nicht von außen angegriffen, sondern von innen, hatte die eine, wesentliche Stelle berührt, an der Califer verwundbar war.
    Zehn Minuten später legte Califer sein Geständnis ab.
    Und fünf Minuten danach erhielt Trent den Anruf von Detective Lieutenant George Braxton.
    »Ich rufe aus Monument in Massachusetts an«, sagte Braxton. »Wir brauchen hier Ihre Dienste. Dringend.«
    »Wieso das?«, fragte Trent, obwohl er die Antwort natürlich wusste.
    »Die ganze Stadt ist in Aufruhr, weil ein Kind ermordet wurde. Wir haben einen Tatverdächtigen, der verhört werden muss. Können Sie uns helfen?«
    Carl Seaton und Califer. Und das alles innerhalb von sechs Tagen. So bald konnte er nicht noch so einen brauchen.
    »Wie haben Sie mich erreicht?«, fragte er. Dabei wusste er, dass er Braxton nur hinhielt, dass er einem Appell an sein Können niemals widerstehen konnte.
    »Ihre Dienststelle in Highgate hat mir Ihre Telefonnummer in Rutland gegeben. Ich war sozusagen in der Warteschleife, während Sie Ihr gegenwärtiges Verhör zu Ende führten. Herzlichen Glückwunsch. Ich habe gehört, dass Sie wieder einen Treffer gelandet haben.«
    Braxtons Glückwunsch klang hohl, aber Trent freute sich doch darüber. Er wusste jedoch, was Braxton wirklich interessierte. Und tatsächlich bewies ihm Braxton prompt, dass er mit dieser Einschätzung richtig lag.
    »Können Sie kommen?«
    »Wo liegt Monument denn?«, fragte Trent, spielte im Grunde aber nur den üblichen Ablauf durch.
    »In der Mitte von Massachusetts. Etwa vier Stunden von Highgate entfernt.«
    Trent registrierte die Pause, die er einlegte.
    »Senator Gibbons ist an dem Fall interessiert«, fuhr Braxton fort. »Er hat mich gebeten, Ihnen das auszurichten. Sein Enkel hat das Opfer gekannt. Sie sind zusammen in die zweite Klasse gegangen.«
    Damit hatte Braxton seinen Trumpf ausgespielt und Trents Interesse nahm rasch zu. Der Senator verfügte über sehr viel Autorität und Einfluss. Er war ein Verfechter von knallharten Gesetzen zur Verbrechensverhütung. Es war gut, so einen Mann auf seiner Seite zu haben.
    »Geben Sie mir Einzelheiten«, sagte Trent.
    Er hörte die Erleichterung in Braxtons Stimme, als er ihm die Einzelheiten einer nur allzu vertrauten Situation herunterbetete. Das ermordete Mädchen, die angespannte Lage in der Stadt, der Tatverdächtige.
    »Er ist mehr als nur ein Verdächtiger. Es ist jemand, bei dem wir das Gefühl haben, dass er der Täter ist. Ein zwölfjähriger Junge aus der Nachbarschaft des Opfers«, fügte Braxton noch hinzu.
    »Beweise?«
    »Das ist der Haken an der Sache. Keine konkreten Sachbeweise. Keine Zeugen. Keine Waffe. Keine Fingerabdrücke. Deshalb wollen wir Sie hinzuziehen. Wir haben einen Verdächtigen, der dem Täterprofil entspricht. Aber wir brauchen ein Geständnis. Sonst kommt er ungeschoren davon.«
    »Ist für das Szenarium gesorgt?«, fragte Trent. Von der Antwort auf diese Frage hing ab, ob er den Auftrag annehmen würde.
    Bei Braxton gab es keinerlei Zögern. »Ja. Für das Szenarium ist gesorgt. Wir wissen von Ihrer Arbeit mit Fallow und Blake.«
    Als Blakes Name fiel, runzelte Trent die Stirn. Blake zählte nicht, ein Mann mit einer Neigung zu Geständnissen.
    »Und die Organisation?«
    »Senator Gibbons wird für den Transport sorgen. Er stellt Ihnen einen Fahrer zur Verfügung; der holt Sie zu jeder beliebigen Zeit an jedem beliebigen Ort ab.«
    »Wie viel Zeit steht mir mit dem Verdächtigen zur Verfügung?«
    »Drei Stunden. Vielleicht auch vier.«
    »Eltern?«
    »Der Vater ist auf einer Geschäftsreise unterwegs. Wir gehen davon aus, dass die Mutter das Szenarium akzeptiert.«
    In Trents Kopf hallten immer noch die Fragen und Antworten wider, die bei der Sitzung mit Califer wie ein Pingpongspiel hin- und hergegangen waren, seine aalglatte, allzu selbstsichere Stimme und die Mühe, die es gekostet hatte, ihn zu knacken. Plötzlich überkam ihn das Bedürfnis, diesen neuen Auftrag abzulehnen. Aber will ich mein Leben lang ein Kleinstadtbulle bleiben? Wie konnte er einen Fall ablehnen, der dazu führen würde, dass ein mächtiger Senator in seiner Schuld stand?
    »Faxen Sie mir die Einzelheiten durch«, sagte Trent und gab Braxton seine Nummer. »Alles. Legen Sie alles haarklein dar. Ich möchte nicht zwischen den Zeilen lesen müssen. Und ich mag es nicht, wenn es hinterher Überraschungen gibt.«
    »Wird gemacht«, sagte Braxton.
    »Und Ihr

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