Das Verhör
nicht nach Hinweisen ausgesehen haben...«
Jason seufzte erleichtert auf, als seine Mutter sagte: »Also, Jason möchte bestimmt gern helfen. Er ist ein lieber Junge.«
»Schön«, sagte Officer Kendall. »Ich kann ihn jetzt gleich zu den anderen ins Präsidium fahren.«
»Wie lange wird es dauern?«, fragte Jasons Mutter.
»Ach, vielleicht so zwei, drei Stunden. Wir fahren ihn wieder heim, wenn alles vorbei ist.«
Jasons Mutter runzelte die Stirn, ein zweifelnder Ausdruck trat in ihre Augen. »Mein Mann ist verreist und kommt erst morgen zurück.«
Was hat das damit zu tun?, fragte sich Jason, voller Angst, dass es sich seine Mutter möglicherweise anders überlegte und ihn nicht wegließ.
Auch der Officer runzelte die Stirn. »Wir tun unser Möglichstes, um denjenigen zu finden, der dem kleinen Mädchen so etwas Schreckliches angetan hat.«
Seine Stimme war so sanft und freundlich, dass sich Jason fragte, ob dieser Polizist sich überhaupt jemals dazu durchringen konnte, jemanden festzunehmen.
Jasons Mutter nickte. »Nun ja, ich schätze, es ist wichtig für ihn, sein Teil dazu beizutragen«, sagte sie. Aber sie wirkte skeptisch. »Wie viele andere sind denn noch daran beteiligt?«, fragte sie.
»Vier, vielleicht auch fünf. Hauptsächlich Jugendliche, weil sie am Montag auf der Straße waren. Jason wird sie vermutlich kennen.« Er schaute auf die Uhr. »Es ist wichtig, alles schnell voranzubringen. Der Zeitfaktor ist von entscheidender Bedeutung.«
»Ich würde gern mitkommen«, sagte Jasons Mutter, immer noch widerstrebend. »Aber Emma hat in einer halben Stunde einen Arzttermin und dort ist immer alles ausgebucht...« Sie sah ihn besorgt an, und Jason stieß ungeduldig die Luft aus, wollte sich auf den Weg machen. Der Officer schaute wieder auf die Uhr.
»Na schön, in Ordnung«, sagte Jasons Mutter schließlich. »Tu dein Bestes, Jason.« An Officer Kendall gewandt, fügte sie hinzu: »Ihn hat das alles sehr mitgenommen.«
Zur Abwechslung runzelte jetzt Jason die Stirn. »Ach, Ma«, sagte er.
Und sie brachte ein schwaches Lächeln zustande.
»Also, dann zisch schon ab«, sagte sie.
Und jetzt war er hier, in diesem kahlen Büro, und fragte sich, ob seine Mutter sich zu Recht Sorgen machte. Er hatte an jenem Tag nichts Ungewöhnliches gesehen. Womöglich würde man ihn als Schwindler entlarven.
Die Tür ging auf, und Officer Kendall kam wieder herein, zusammen mit zwei Typen, die Jason kannte.
Jack O'Shea und Tim Connors. Sportskanonen. Normalerweise trugen sie Baseballmützen verkehrt herum auf dem Kopf und warfen einen Basketball hin und her. Jetzt hatten sie keine Baseballmützen auf und warfen auch keinen Basketball, aber sie betraten den Raum mit diesem lockeren, wippenden Gang, der für Sportskanonen typisch war. Hinter ihnen kam ein Junge, der Danny Edison hieß und in der Schulcafeteria manchmal am selben Tisch saß wie Jason. Danny war ein magerer, angespannter Typ, mit einem Gesicht, das von Akne ganz wund war.
Jason freute sich, als auch noch Jimmy Orlando auftauchte. Jimmy war ein ganz normaler Junge. Keine Sportskanone, kein Superhirn. Einfach nur ein Durchschnittstyp. So normal, wie andere Menschen wohl auch Jason einstuften - zumindest hoffte er das.
Officer Kendall sagte: »Lieutenant Braxton kommt gleich und führt euch in alles ein. Er leitet die Ermittlungen.«
Nachdem er den Raum verlassen hatte, standen alle verlegen herum. Die beiden Sportskanonen schlenderten zum Fenster und steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen. Jimmy zog ein Buch aus der Tasche, lehnte sich an die Wand und fing an zu lesen.
Danny kam auf Jason zu und einen Augenblick lang sahen sie sich an.
»Das ist schon irgendwie klasse, nicht?«, sagte Danny fast im Flüsterton. »Ich meine, an polizeilichen Ermittlungen beteiligt zu sein und alles.«
Jason nickte. Er war froh, sich mit jemandem unterhalten zu können.
»Was passiert jetzt? Was meinst du?«, fragte Jason.
»Keine Ahnung. Wir machen unsere Aussagen. Ich hoffe nur, dass wir nichts aufschreiben müssen, so eine Art Aufsatz. Im Aufsatzschreiben bin ich echt mies.«
»Vielleicht protokollieren sie unsere Antworten«, sagte Jason. »Und wir müssen einfach nur erzählen.«
Sie verstummten. Die Sportskanonen am Fenster beratschlagten weiter, warfen dabei jedoch ab und zu einen Blick zu Danny und Jason hinüber. Jimmy blätterte in seinem Buch eine Seite um, aber Jason hatte das Gefühl, dass er gar nicht wirklich las.
»Ist dir nicht
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