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Das Verhör

Das Verhör

Titel: Das Verhör Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Cormier
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zurückgezogen.
    »Gehen wir«, befahl Braxton und wandte sich abrupt dem Korridor zu.
    Trent, der sich nicht gern hetzen ließ, blieb absichtlich hinter ihm zurück. Braxton hielt an und warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Der Senator möchte Sie kurz sprechen.«
    In diesem Augenblick trat Senator Gibbons auch schon auf den Korridor hinaus. Er sah aus, als wäre er einer politischen Karikatur entsprungen. Alles an ihm war pompös, fast schon ein Zerrbild. Ein dichter weißer Haarschopf, Knollennase, breites Lächeln und vorstehende Zähne, die funkelten und blitzten. Aber er strahlte eine Autorität aus, die in krassem Gegensatz zu diesen Überzeichnungen stand.
    Trent rechnete mit einer dröhnend lauten, herzhaften Begrüßung, aber Senator Gibbons gab ihm mit überraschender Zartheit die Hand.
    »Gott sei Dank, dass Sie da sind«, sagte er atemlos. »Der Tatverdächtige wartet schon, und wir wissen, dass Sie Ihr Möglichstes tun werden, Trent. Die Stadt braucht eine Verhaftung, die Familien sind tief betroffen.« Er zögerte, runzelte die Stirn und fügte hinzu: »Meine eigene mit eingeschlossen.« Eine unmissverständliche Anspielung auf die Freundschaft seines Enkels mit dem Opfer. »Wir zählen auf Sie, Trent, und ich stehe tief in Ihrer Schuld, wenn Sie das hier durchziehen. Sie können dann selbst bestimmen, welche Tür sich Ihnen öffnen soll.« Er legte eine Pause ein, der dramatischen Wirkung wegen, wie Trent vermutete. »Ich halte meine Versprechen.«
    Trent machte sich über Wahlkampfversprechen keine Illusionen. Aber schließlich ging es hier nicht um einen Wahlkampf, sondern um Ermittlungen in einem Fall, mit dem der Senator persönlich zu tun hatte.
    Braxton, der neben dem Senator ungeduldig von einem Bein aufs andere trat, sagte: »Ich zeig Ihnen das Büro.«
    Trents Pulsschlag beschleunigte sich. Das Jagdfieber, neu entfacht, flammte wieder auf, und seine alte Begeisterung für die Jagd nach Geständnissen, für das Fechtspiel von Angriff und Parade, ließ seinen Atem schneller werden.
    Das Büro, in das Braxton ihn führte, war ideal geeignet. Klein und voll gestopft, qualvoll eng. Kein Fenster, weshalb keine Notwendigkeit bestand, die Jalousien herunterzulassen. Keine Lampen auf den Schreibtischen. Das Licht kam grell und direkt von einer Glühbirne an der Decke. Auch keine Klimaanlage. Als Trent den Raum betrat, konnte er tatsächlich spüren, wie die Hitze waberte. Zwei Schreibtische und ein Aktenschrank nahmen den größten Teil des Raums ein. Das bedeutete, dass er mit dem Tatverdächtigen in engen Kontakt kommen würde. Wenn sie auf den beiden Stühlen saßen, die einander gegenüber aufgestellt worden waren, würden sich ihre Knie fast berühren. Genau das war natürlich beabsichtigt. Das Verhör sollte auf engstem Raum durchgeführt werden, damit dem Verdächtigen kein Platz blieb und er sich nicht behaglich fühlen konnte.
    »Okay?«, fragte Braxton. Er hatte einen finsteren Ausdruck im Gesicht, und Trent fragte sich, ob er sich überhaupt jemals entspannte.
    »Okay«, echote er. »Haargenau das, was ich brauche.«
    »Wir haben noch einen zweiten Schreibtisch hereinschaffen lassen, damit der Raum noch voller wird.«
    »Perfekt!«
    »Sie werden bemerken, dass der eine Stuhl höher ist als der andere, ganz so, wie Sie es haben wollten. Brauchen Sie Wasser? Einen Imbiss oder etwas zum Knabbern ?«
    »Nichts dergleichen. Nüchterne Strenge. Keine Erfrischungen.«
    »Schön«, sagte Braxton mit einem kleinen befriedigten Seufzer.
    »Wie viel Zeit steht mir zur Verfügung?«, fragte Trent.
    »Die Mutter hatte leichte Zweifel, war aber nicht wirklich misstrauisch«, sagte Braxton. Er lehnte sich an den Türrahmen und wirkte zum ersten Mal locker und entspannt. »Ihr Mann ist bis morgen verreist. Ich würde sagen, Sie haben mindestens drei Stunden. Danach könnte sie neugierig werden und entweder anrufen oder vorbeikommen.«
    »Die anderen Jugendlichen?«
    »Es ist schwierig, lange Vernehmungen vorzutäuschen. Möglicherweise müssen wir sie nach etwa einer Stunde gehen lassen. So was lässt sich nur schwer voraussagen. Je schneller Sie Ihre Arbeit hinkriegen, desto besser.«
    »Das kommt natürlich drauf an«, sagte Trent.
    Er sah sich noch einmal im Zimmer um und seufzte. Carl Seaton, Califer und jetzt auch noch dieser Junge, das alles innerhalb einer Woche. Aber ein zwölfjähriger Junge müsste eigentlich leicht zu lenken sein. Er dachte an Senator Gibbons und seine Worte - Sie

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