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Das Verhör

Das Verhör

Titel: Das Verhör Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Cormier
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Junge.
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Bleib ganz locker. Wir sind hier allein. Nur wir beide. Es macht dir doch nichts aus, dass du allein bist, ohne die anderen, weg von deinen Freunden, oder?«
    Und jetzt der erste wichtige Schritt.
    »Ich meine, wir können andere Leute hinzuziehen, wenn du das möchtest. Einen Anwalt oder Rechtsbeistand. Oder vielleicht sogar deine Mutter.«
    Es ging darum, den Jungen zu isolieren, die Anwesenheit eines Anwalts, eines Elternteils oder Vormunds zu verhindern. Das musste gleich zu Anfang geschehen, und zwar so geschickt, dass der Junge keinen Verdacht schöpfte. Die Formulierung war natürlich wichtig, weil sie in den amtlichen Unterlagen auftauchen würde - auf der Kassette und in der Abschrift fürs Protokoll. Aber in den Unterlagen würde nichts von Trents lässiger Haltung auftauchen, von seinem Schulterzucken, das vermittelte, was für eine lächerliche Vorstellung es doch war, andere Leute dabeihaben zu wollen. Er hatte mit Absicht die Mutter ins Spiel gebracht und dabei auf den vorpubertären Stolz des Jungen gebaut - die demütigende Vorstellung, die Mutter zur Seite zu haben, damit sie ihm Beistand leisten konnte. All das diente dazu, dem Jungen die Antwort in den Mund zu legen, die Trent hören wollte und jetzt auch prompt erhielt.
    »Nein, das geht schon klar.«
    Und um ganz sicherzugehen:
    »Okay, dann machen wir's also so, ohne Rechtsbeistand?«
    »Ja.«
    »Schön, Jason. Dann wollen wir jetzt anfangen. Als Erstes erzähl mir doch mal ein bisschen was von dir.«
    »Also, ich bin zwölf und werde im November dreizehn. Im September komm ich in die achte Klasse.«
    Jason verstummte. Was gab es sonst noch zu berichten?
    »Hobbys?«
    Jason zuckte mit den Schultern. »An Hobbys bin ich nicht so interessiert. Manchmal lese ich was. E-Mails im Internet. Ich hab einen Brieffreund in Australien. Er wohnt in Melbourne.«
    »Chattest du im Internet?«
    »Es gibt da einen Chatroom für Jugendliche. Aber ich hör bloß zu. Schau mir das an. Ich meine, ich sag nie was.«
    »Schüchtern, stimmt's?«
    Ein leichtes Neigen des Kopfs. »Ich denk schon.«
    »Du verbringst viel Zeit allein?«
    »So ziemlich. Ich hab eine kleine Schwester, die heißt Emma. Sie ist ein nettes Kind, richtig gescheit.«
    »Freunde?«
    »Nicht so viele. Ich schätze, ich schließ nicht so leicht Freundschaften.«
    Jason war ungeduldig, wollte zu den Fragen über Montag kommen, obwohl er davon ausging, dass er nicht viel zu bieten hatte und diesen Mr Trent vermutlich enttäuschen würde. Diese persönlichen Fragen waren ihm unbehaglich. Was hatten sie mit dem zu tun, was er an jenem Tag gesehen oder nicht gesehen hatte? Vielleicht wollte Mr Trent herausfinden, wie zuverlässig er als Zeuge war.
    Diese Fragen machten Jason auch bewusst, wie leer sein Leben wirklich war. Die Jungs in den anderen Zimmern hatten bestimmt jede Menge zu erzählen - Jack O'Shea und Tim Connors würden zum Beispiel mit ihren Siegen beim Basketballspielen prahlen. Was hatte er zu bieten? Einen E-Mail-Brieffreund in Australien. Manchmal lese ich was.
    »Was für Bücher liest du denn gern?«, fragte Mr Trent, als hätte er seine Gedanken gelesen.
    »Alle möglichen. Aber am besten gefallen mir Krimis. Horrorgeschichten. Stephen King. Sciencefiction.«
    »Stört dich diese ganze Gewalt in diesen Büchern denn nicht? Dass Menschen sich gegenseitig umbringen?«
    »Das sind doch nur Geschichten. Es passiert nicht wirklich.« »Und wie steht's mit Kino und Fernsehen? Magst du da auch die gewalttätigen Filme? Horror und so?«
    Jason war verwirrt. Er mochte Horrorgeschichten, war aber nicht verrückt danach. Und irgendwie stellten diese Fragen es so hin, als wäre er so was wie ein Fanatiker, was Horrorsachen betraf.
    »Ich mag auch andere Bücher und Filme. Ich meine, Abenteuer. Wie Indiana Jones und Krieg der Sterne.«
    »Die sind aber auch ziemlich gewalttätig, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung.« Für ihn waren sie wie Zeichentrickfilme, die mit dem richtigen Leben nichts zu tun hatten. »Das ist doch alles nicht wirklich.«
    »Dich scheinen Dinge, die nicht wirklich sind, sehr zu faszinieren«, sagte Trent.
    Ist das so?, fragte sich Jason. Darüber hatte er sich noch nie Gedanken gemacht.
    »Gerätst du manchmal durcheinander, was wirklich ist und was nicht?«
    Jason zappelte auf dem Stuhl, rutschte hin und her, versuchte sich seine Ungeduld und sein zunehmendes Unbehagen nicht anmerken zu lassen.
    »Ich weiß nicht, was Sie

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