Das Verhör
um den Wagen vorbeizulassen.
»Okay«, sagte der Junge seufzend, immer noch mit Zweifel im Blick. Er wirkte zerbrechlich zart, verwundbar. »Okay«, sagte er noch mal.
Und ließ sich von Trent zurück ins Polizeipräsidium führen.
»Vergessen wir, dass du entwischen wolltest, in Ordnung?«
Trent wusste, dass es fürs Protokoll wichtig war, dieses entscheidende Wort einzubringen, und er lehnte sich befriedigt zurück und wartete auf die Antwort des Jungen.
»In Ordnung«, sagte Jason, froh darüber, das Thema wechseln zu können. Er wollte mit der Befragung vorankommen und die Sache hinter sich bringen. Und doch empfand er bei dem Wort entwischen ein dumpfes Unbehagen. Das klang, als hätte er, abgesehen davon, dass er einfach hier rauswollte, noch einen anderen Grund zum Abhauen gehabt. Als hätte er etwas angestellt, wäre irgendeiner Tat schuldig.
»Bevor wir auf das zurückkommen, was du am Montag gesehen hast, möchte ich dir einige Fragen nach Alicia stellen. Ihr wart befreundet, nicht wahr?«
Jason nickte, erleichtert darüber, dass ein neues Thema angeschnitten wurde, auch wenn es ein trauriges Thema war.
»Lass mich überlegen. Du bist zwölf und sie war sieben, aber ihr wart dennoch miteinander befreundet. Ist dir das nicht ungewöhnlich vorgekommen?«
»Sie war ein nettes kleines Mädchen. Und sie hat sich immer gefreut, mich zu sehen.« Was ich von Brad und einigen anderen Jugendlichen aus der Gegend nicht gerade behaupten kann, dachte er, wollte Mr Trent mit dieser Information aber nicht behelligen.
»Du hast sie gern besucht?«
»Klar.« Er hätte sie schließlich nicht besucht, wenn er sie nicht gern gehabt hätte.
»Du hast vorhin gesagt, dass du ihr beim Puzzeln geholfen hast. Was hatte das Puzzle für ein Bild?«
»Einen Kardinal. Der Vogel. Das Bild war riesengroß. Es nahm praktisch den ganzen Kartentisch ein, den sie auf der Terrasse aufgebaut hatte. Tausend Teile. Alicia war gut darin, die richtigen Teile zu finden. Und es war ein richtig schwieriges Puzzle, weil die roten Farben sich alle ähnlich sahen, nur in etwas anderen Schattierungen. Ich konnte sie kaum auseinander halten, aber sie hat sich nicht...« Und er brach ab.
»Was hat sie nicht?«
Jason erkannte, wie schnell Mr Trent alles aufgriff, worüber er nicht reden wollte.
Mr Trent wartete geduldig.
Was konnte es schon schaden, es ihm zu sagen? »Sie hat sich nicht über mich lustig gemacht«, sagte er. Und wusste, was für ein klägliches Bild er dadurch abgab.
»Du meinst, nicht so wie die anderen Kinder?«
Jason nickte. Jedes dieser Eingeständnisse bedrückte ihn. Er hatte das Gefühl, dass er diesem Mann zu viel von sich preisgab.
»Hat sich Alicia auch manchmal über dich lustig gemacht? Du weißt schon, gute Freunde ziehen sich manchmal auf. Hat Alicia das gemacht?«
Jason lächelte, als ihm plötzlich eine Erinnerung in den Sinn kam. Wie Alicia ihn veralbert hatte, als es ihm schließlich doch gelang, ein Teil in das Puzzle einzufügen. Sie hatte ihn nachgeahmt, wie er sorgfältig das Teilchen in die anderen schob und dabei vor sich hin summte, wie er es immer machte, wenn er etwas gut hinbekam. Sie ahmte ihn perfekt nach.
»Ja«, sagte Jason. Die Erinnerung und auch die Trauer machten seine Stimme ganz sanft. Wieder musste er sich der Tatsache stellen, dass sie tot war.
»Hat dir das etwas ausgemacht?«
»Nein.« Aber die Vorstellung, dass Alicia tot war und wie sie ausgesehen haben musste, als man sie unter Gestrüpp und Ästen fand, ließ ihn leicht erschauern.
»Die Erinnerung daran, wie Alicia dich aufgezogen hat, scheint dir aber doch etwas auszumachen«, sagte Trent.
»Nein... Ich meine, nicht deshalb«, sagte Jason. Er war jetzt durcheinander, verwirrt von der traurigen Erinnerung und Mr Trents unvermittelter Frage. »Ich musste gerade an sie denken. Wie es wohl gewesen war - Sie wissen schon, wie sie ausgesehen haben muss, als man sie im Wald gefunden hat.«
»Wie sie ausgesehen hat?«
»Schrecklich, so überhäuft zu sein.«
»Womit überhäuft?«
»Mit Ästen und Gestrüpp und lauter so Sachen.«
»Das geht dir nahe?«
Diese Frage, die ganze Richtung der Befragung ließ Jason erst eine Pause einlegen, bevor er Antwort gab. Mit einem fremden Menschen wie diesem Mann wollte er nicht mehr über diese Dinge reden. Es war so, als wollte Trent ihm ins Herz schauen.
»Darüber möchte ich nicht reden«, sagte Jason.
»Über Alicia und wie sie aufgefunden wurde ?«
Jason
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