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Das Verhör

Das Verhör

Titel: Das Verhör Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Cormier
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nickte.
    »Mir ist klar, wie schwer das für dich sein muss, weil ihr ja so gut befreundet wart. Aber manchmal ist es besser, wenn man darüber spricht. Anstatt alles in sich hineinzufressen. Vielleicht kann die Befragung dir auch ganz persönlich helfen und nicht nur eine Hilfe bei den Ermittlungen sein.«
    »Wieso soll mir das helfen?«, fragte Jason, war aber schon etwas besänftigt. Die Stimme von Mr Trent war weich und zart geworden, sein ganzes Verhalten strahlte plötzlich Mitgefühl aus.
    »Es gibt so etwas wie ein Trauma, Jason. Schock. Wenn so etwas passiert, der Tod eines befreundeten Menschen, kann einen das gefühlsmäßig sehr mitnehmen. Das geht tiefer, als du glaubst. Und da ist es manchmal gut, seine Trauer zum Ausdruck zu bringen, seinen Zorn und sein Bedauern...«
    »Bedauern?« Das Wort klang irgendwie fremd.
    »Etwas, was dir Leid tut.«
    »Es tut mir Leid, dass Alicia... Ich meine, mir tut Leid, was mit Alicia passiert ist, aber was sonst sollte mir Leid tun?«
    »Das kannst nur du wissen, Jason. Diese Frage musst du selbst beantworten. Das kann ich nicht für dich tun.«
    Jason, jetzt wieder verwirrt und durcheinander, wurde sich bewusst, dass sein Durst wiederkehrte. Mr Trent hatte vergessen, ihm etwas zu trinken zu bringen. Sein Mund war trocken, die Zunge wie ausgedörrt. Er hatte Angst zu ersticken, wenn er zu schlucken versuchte. Irgendwo hatte er mal gehört, dass Schlucken ein Reflex ist, dass Menschen gar nicht anders können als zu schlucken. Was wäre, wenn er jetzt schluckte und anfing zu würgen?
    Außerdem wurde er sich bewusst, dass er schwitzte, dass ihm das T-Shirt am Rücken klebte, der Schweiß wie Leim zwischen seiner Haut und dem Stoff. In plötzlicher Panik rang er nach Luft. Als er sprach, kam seine Stimme als eine Art Krächzen hervor, wie die Stimme eines Froschs.
    »Was ist?«, fragte Mr Trent.
    Jason stellte erleichtert fest, dass er genügend Spucke hatte, um ohne Würgen schlucken zu können. »Ich habe Durst«, sagte er. »Kann ich ein Glas Wasser haben?«
    Er sah sein Gegenüber zögern.
    »Ich werde nicht noch mal zu entwischen versuchen«, sagte er und bedauerte es sofort, dass er dieses Wort verwendet hatte.
    »Du wirkst aus dem Gleichgewicht gebracht. Bringt es dich aus dem Gleichgewicht, dass es dir Leid tut?«
    »Ich hab bloß Durst«, sagte Jason.
    »Na schön«, sagte Trent. »Ich besorge dir etwas zu trinken. Du bist wichtig für die Ermittlungen, Jason, und wenn etwas zu trinken bewirkt, dass du dich besser fühlst, dann kriegst du etwas zu trinken.«
    Wieso hörten sich diese Worte so bedrohlich an? Als hätte er mit dem Durst etwas eingestanden. Aber was?
    Trent ging zur Tür. Er wusste, dass er vom Protokoll abwich, gegen die Regel verstieß. Aber sein Erfolg bestand zu einem Großteil darin, dass er seinem Instinkt folgte, und sein Instinkt riet ihm, hier behutsam vorzugehen, den Jungen sanft zu behandeln, sein Vertrauen voll und ganz zu gewinnen. Ob Sarah wohl wieder im Korridor war und irgendwelche Neuigkeiten hatte?
    Der Korridor war leer.
    Er hielt nach einem Getränkeautomaten Ausschau und fand einen in einer Nische am Hintereingang.
    Als er zurückkam, eine Dose Cola kalt in seiner Hand, wartete er einen Augenblick draußen vor der Tür und hoffte, jemanden zu sehen, irgendeinen x-beliebigen Menschen. Mit einem Mal fühlte er sich einsam, ein Gefühl, das ihm fremd war, und er ging wieder ins Büro.
    Jason nahm die Cola mit einem gemurmelten Dank entgegen und fragte: »Haben Sie sich auch eine geholt?«
    Trent schüttelte den Kopf. Während eines Verhörs schob er jeglichen Hunger und Durst auf, aber die Frage überraschte ihn. Befragte sahen ihn immer nur in seiner Rolle als Fragensteller, machten niemals eine persönliche Bemerkung oder erkundigten sich nach etwas. Dass er von diesem Jungen plötzlich als Mensch wahrgenommen wurde, ließ ihn innehalten. Er sah zu, wie der Junge gierig die Cola in sich hineinschüttete. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab, die Hände zitterten leicht. Einen Augenblick lang wurde Trent von Zweifeln erfasst. Dieser Junge, so verwundbar, so schutzlos, ohne die geringste Ahnung, was ihn erwartete.
    Es wird höchste Zeit für mich, hier rauszukommen, dachte Trent. Das hinter mich zu bringen und vom Senator meinen Lohn einzuheimsen. Und dann irgendwie selbst zu entwischen.

 
     
    »Wollen wir wieder anfangen?«
    Der Junge, sichtlich erfrischt, vermutlich mit einem Koffeinschub in den Adern, nickte mit leuchtenden

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