Das verletzte Gesicht
aufgeregt, und die Filmleute sind begeistert von ihr. Sie bekommt viel Geld. Ihr dritter Film ist bereits in Planung. Das wird eine noch größere Sache.“
„Junge, Junge, das geht aber schnell. Wie lange wird sie fort bleiben?“
„Ich weiß nicht genau. Sie ist schon etliche Wochen weg. Vielleicht noch einen Monat.“
„Ich frage das nicht gern, aber ist alles in Ordnung mit euch beiden? Ich meine, ich habe ihr Bild einige Male in den Klatschblättern gesehen, immer zusammen mit diesen tollen Filmpartnern. Der eine knutschte sie ab. Seid ihr eigentlich noch zusammen oder was?“
Michael nickte brüsk. „Das ist alles nur Publicityrummel, Bobby. Ihr Agent bringt sie mit diesen Filmgrößen zusammen, damit die Presse Notiz von ihr nimmt. Es soll ein bisschen Wirbel um sie geben. Und es funktioniert. Auch wenn sie nicht filmt, ist sie oft auf Partys, zu Dinners oder bei irgendeinem Studioboss zu Hause. In ihrem neuen Film ist der Frauenschwarm Brad Sommers der Star. Charlotte sagte mir, Walen habe arrangiert, dass sie viel mit ihm in der Öffentlichkeit gesehen wird. Das ist alles harmlos, aber …“
Er machte eine Pause und fügte hinzu: „Es gefällt mir nicht. Ich glaube ihr, wenn sie sagt, das sei alles nur Geschäft. Sie empfindet das wohl so. Doch machen wir uns nichts vor. Wir sprechen hier von Charlotte Godfrey. Mir ist schon klar, dass diese Typen sie attraktiv finden. Ich könnte jeden umbringen, der sie anfasst.“
„Nur die Ruhe, Junge. Eifersucht bringt dich nicht weiter.“ Bobby lehnte sich gegen die Verandabrüstung und überlegte: „Eigentlich sollte mir die Sache Spaß machen, nach den vielen Mädchen, die ich auf der High School deinetwegen trösten musste.“
„Die haben mir nichts bedeutet.“
„Charlotte schon?“
„Was glaubst du wohl?“
„Warum begleitest du sie dann nicht auf diese Partys? Pfundweise Kaviar und jede Menge Champagner. He, ich wäre sofort dabei.“
„Dieser Freddy Walen ist ein Mistkerl. Er tut alles, Charlotte gegen mich aufzubringen. Ich weiß nicht, ob aus Eifersucht oder Voreingenommenheit. Jedenfalls stehe ich nicht auf seiner Liste akzeptabler Begleiter.“
„Er will nicht, dass sein hübscher Star mit einem Latino ausgeht? Ist es das?“ Er bemerkte die Zornesröte in Michaels Gesicht und ließ das heikle Thema fallen. „Wichtig ist nur, was Charlotte denkt, und sie kommt mir nicht sprunghaft oder wankelmütig vor.“
„Sie lässt sich von diesem Walen sehr beeinflussen. Er hat sie irgendwie unter Kontrolle. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Sie hört auf ihn und macht, was er für richtig hält. Angeblich haben sie irgendeine Vereinbarung.“
„Einen Pakt mit dem Teufel, was? Der klassische Fall, Bruder. Wenn ich du wäre, würde ich sie festhalten.“
„Das habe ich vor. Aber es liegt nicht allein an mir, oder?“
„Klar doch, kämpfe um sie. Du leidest immer noch unter der verrückten Vorstellung, du müsstest dich den von dir bevorzugten blonden protestantischen Mädchen der Oberschicht würdig erweisen.“
Michael schmunzelte. „Sie ist Katholikin.“
„Ein Punkt für unsere Seite, aber das Problem bleibt dasselbe.“
Michael fragte finster: „Wie konkurriert man mit Ruhm, Geld und Millionen verehrender Fans?“
„Durch Liebe, Bruderherz. Durch schlichte Liebe.“
„Wir werden sehen.“
„Wo ist sie jetzt?“
„Am Drehort, in Maine. Irgendwo an der Küste.“
„Fahr zu ihr, Mann. Nimm sie in die Arme, geh mit ihr in die Koje, mach ihr klar, was euch verbindet. Gib mir fünf Minuten, kleiner Bruder, und ich kann dir tausend romantische Vorschläge machen. Frauen suchen und brauchen Romantik.“
Michael war offensichtlich in Gedanken weit weg. „Danke, Bobby, aber das ist nicht mein Stil.“
Bobby hüstelte. „Richtig“, bestätigte er frustriert, „dein Stil, wie du es nennst, ist es, dazusitzen und abzuwarten. Und abzuwarten und abzuwarten. Du bist todlangweilig mit deiner elenden Geduld.“
Michael lächelte nur. Wenn er Bobby darauf antwortete, kam der nur noch mehr in Fahrt. Nein, er war entschlossen hier zu bleiben. Charlotte sollte heimkommen zu ihm. Außerdem hatte er im Moment andere Sorgen.
„Ich habe letzte Woche mit meiner Firma in Chicago telefoniert. Sie werden mir meine Stelle nicht über das Jahresende hinaus offen halten. Ich kann es ihnen nicht verübeln, Geschäft ist Geschäft. Sie müssen ihre Termine halten. Wenn Charlotte und ich zusammenbleiben wollen, finden wir einen Weg, uns
Weitere Kostenlose Bücher