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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Jahreszeit noch im Ozean schwammen, durch die Lobby, hinauf in Charlottes Zimmer.
    Nachdem Melanie heiß gebadet und in Charlottes Nachthemd im Bett saß, brachte Charlotte ihr eine Tasse Kräutertee und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Melanie kuschelte sich frierend unter die Decke und sah aus wie eine zerbrechliche kleine Puppe.
    „Ich komme mir vor, als wäre ich noch im Wasser“, sagte sie leise mit leerem Blick. „Ich versinke immer noch in Dunkelheit.“
    „Tust du nicht“, widersprach Charlotte und hielt ihre Hand. „Ich bin hier. Ich lasse dich nicht los.“
    Sie sah Charlotte fragend an. „Warum tust du das? Du hast dein Leben riskiert. So gut kennst du mich nicht. Du schuldest mir nichts.“
    „Du bist meine beste Freundin.“
    Tränen traten Melanie in die Augen. Sie setzte die Teetasse ab, dass das Geschirr klapperte. „Ich kann nicht glauben, was ich getan habe. Ich hätte dich mit in die Tiefe reißen können.“
    „Schsch. Denk nicht darüber nach.“ Charlotte nahm ihr die Teetasse ab und stellte sie auf den Nachttisch. „Du warst außer dir. Du wusstest nicht, was du tust.“ Nach einer Pause: „Mel, Selbstmord ist keine Lösung. Das weißt du, oder?“
    „Ich habe mehr Angst vor dem Alleinsein als vor dem Tod.“
    „Du bist nicht allein. Ich bin immer für dich da. Deshalb hat man doch Freunde, oder?“
    Melanie senkte den Blick, knüllte die Bettdecke mit den Fäusten und zog sie sich schließlich unters Kinn. „Freunde … eine schöne Freundin bin ich.“ Sie schluchzte und bekam einen Schluckauf.
    „Du bist eine wunderbare Freundin, lustig und spontan. Du hast ein großes Herz und kennst tolle Make-up-Tipps.“ Charlotte lächelte, als Melanie nur verächtlich schnaubte. „Ich war ein schreckliches Mauerblümchen, bis du mir gezeigt hast, über mich und die Welt zu lachen. Ich weiß, dass ich auf dich zählen kann. Bei dir kann ich herausplappern, was mir auf der Seele brennt, ohne mir Sorgen zu machen, dass ich es irgendwann bereue. Ich kann lachen, weinen, fluchen oder mich mit Kartoffelchips und Eisreme voll stopfen und mich dabei gut fühlen. Ich weiß, dass ich dich jederzeit um Hilfe bitten darf. Du hast mir die Bedeutung von Freundschaft beigebracht.“ Sie nahm Melanies Hand.
    Melanie drückte ihr nur stumm die Hand, zu gerührt, etwas zu sagen. Nach einer Weile gestand sie: „Ich weiß, ich war in letzter Zeit ein Ekel. Es tut mir sehr Leid. Ich hatte plötzlich das Gefühl, alles zu verlieren, mein Aussehen, meine Karriere … und dann zu sehen, wie rasant es mit dir bergauf ging … Ich war einfach neidisch. Es war nicht deine Schuld, das weiß ich, aber ich konnte nicht anders. Du hast Michael, du hast Talent, und du bist so verdammt hübsch. Ich glaube, darauf bin ich am meisten eifersüchtig.“
    „Hör auf, du musst das nicht erklären.“
    „Doch, ich will aber. Hübsch zu sein ist für mich sehr wichtig. Ich sehe gern gut aus, und ich genieße die bewundernden Blicke von Männern, wenn ich einen Raum durchquere. Mir wurde erst bewusst, wie viel Aufmerksamkeit ich erregte, als die Aufmerksamkeit nachließ. Wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, kann ich nicht glauben, was ich sehe. Die Haut sackt nach unten, ich bekomme Zornesfalten um die Augen. Ich sehe müde und abgearbeitet aus. Aber die größte Angst macht mir, dass ich ungeachtet von Facelifting und Bauchstraffung eine Frau in mittleren Jahren bin. Meine Karriere ist zu Ende. Ich bin allein. Ich kann mich an keine Beziehung klammern. Charlotte, ich habe Angst.“
    „Du bist nicht allein. Ich wünschte, du würdest das in deinen Kopf kriegen. Nur weil du älter wirst, ist dein Leben doch nicht zu Ende. Das ist verrückt. Wir altern alle. Das ist das Leben.“
    „Du hast leicht reden. Als ich dreiundzwanzig war, dachte ich gar nicht ans Altern. Nicht wirklich. Ich dachte, ich würde immer großartig aussehen, zumindest zehn Jahre jünger als meine gelebten Jahre. Verrate nie dein Alter, war meine Devise. Aber jetzt verrate ich dir, Freundin, ich bin vierzig. Der Tag kommt schneller, als du denkst. Irgendwann schaust du in den Spiegel und erkennst das Gesicht nicht mehr, das dich ansieht. Du betrachtest dich im grellen Licht und denkst, Mist. Was für ein Gesicht ist das bloß? Was glaubst du, was du dann machst?“
    Charlotte wandte den Blick ab. Sie wusste genau, wie man sich dabei fühlte, und sie wusste, was sie dagegen getan hatte.
    „O Gott, Charlotte!“ jammerte Melanie und schlug die

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