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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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ihr habt uns gerettet. Ohne euch wären Nesto und ich auch ersoffen.«
    »Ja, schon gut.« Ben fühlte sich seltsam beklommen.
    »Nein, ich meine das ernst.« Finta sah sie der Reihe nach an. »Wenn ich euch irgendwie helfen kann, mich irgendwie erkenntlich zeigen, dann sagt es mir.«
    Sie nickten, packten ihren Proviant aus und machten sich daran, ihn zu verteilen, damit auch Nesto und Finta etwas zu essen bekamen. Darüber hinaus fing Juri noch ein paar Fische, auch wenn Ben die langsam nicht mehr sehen konnte. In den letzten Wochen hatte er einfach zu viele davon verspeist. Egal, ob gebraten oder geräuchert, mit gerösteten Algen oder geklautem Brot.
    Während alle noch genüsslich kauten, verkündete Anula, sie wolle sich die Festung anschauen. Und zwar möglichst gleich.
    »Kommst du mit, Ben?«, fragte sie. »Wenn ich nicht selbst
nachgesehen habe, dass dort wirklich niemand haust, tu ich heute Nacht kein Auge zu.«
    »Wenn da wer wäre, wäre er bestimmt schon rausgekommen. Schaut lieber, ob ihr ein paar gemütliche Betten findet«, sagte Yanko, während sich Ben erhob und von Aiphyron schnell eine Fackel machen ließ. Dann grinste Yanko anzüglich und spießte einen weiteren Fisch auf einen Stock, um ihn über das Feuer zu halten. »Eine Viertelstunde Vorsprung lassen wir euch, also trödelt nicht mit der Bettsuche.«
    »Schlammschlürfer«, brummte Ben, während Nica Yanko in den Oberarm boxte.
    »Wenn schon, dann gebt uns eine ganze Stunde«, erwiderte Anula, ohne mit der Wimper zu zucken, und zog Ben mit sich fort.
    Am Eingang der Festung angekommen, stellten sie fest, dass im gewaltigen Haupttor noch eine kleinere Tür eingelassen war. Wobei kleiner hier auch nur im Verhältnis galt; die stählerne Klinke war fast einen halben Schritt breit und befand sich ein Stück oberhalb ihrer Gesichter.
    »Große Biester, diese Seetrolle«, murmelte Ben, gab Anula die Fackel und drückte die Klinke mit beiden Händen hinunter. Mit aller Kraft zog er an der Tür. Es knirschte und quietschte, dunkler Rost blätterte ab und rieselte zu Boden, und dann endlich schwang sie langsam auf. Es schien, als sei sie tatsächlich seit Ewigkeiten nicht mehr bewegt worden.
    »Nach dir, schöne Dame«, trällerte Ben und deutete eine elegante Verbeugung an.
    »Pah!« Verächtlich sah sie ihn an. »Spar dir deine Höflichkeit für eine angesehene Gaststube. Bei einem unbekannten Verlies, in dem es auch noch spuken soll, ist es nicht angebracht, die Dame vorzulassen.«

    »Ähm, ja …«, stammelte Ben.
    »Die Helden früher waren anders«, sagte Anula und rauschte an ihm vorbei durch die Tür.
    Verdattert hastete Ben ihr nach.
    Hinter dem Tor führte ein mehrere Schritt kurzer Gang unter der massiven Außenmauer hindurch, der an einem zweiten, ebenso mächtigen Tor endete. Die groben Bohlen nahe des rechten Scharniers waren derart verbogen, dass eine zwei fingerbreite Ritze den Blick auf einen gewaltigen, sternenbeschienenen Innenhof freigab. Der Boden bestand aus großen Felsplatten, von denen manche gebrochen waren. In keinem der umliegenden Gebäude brannte auch nur das geringste Licht, nirgends war eine Bewegung zu erkennen.
    Ben legte das Ohr an die Ritze, konnte aber nichts vernehmen außer dem lauten Lachen Feuerschuppes, das vom Lagerfeuer bis hier hereindrang.
    »Wahrscheinlich hat Finta doch recht«, sagte Anula und deutete auf den Gang hinter ihnen. Sie hielt die Fackel tief über den Boden, und so konnte auch Ben ihre Spuren im dichten Staub erkennen. Ihre, und sonst keine, nicht einmal die Abdrücke eines kleinen Tiers. Das hieß, sie waren sicher.
    »Wollen wir dennoch weiter hinein?«, fragte Ben. Ihn hatte die Neugier gepackt, er wollte die weiteren Räume der Festung erkunden.
    »Morgen. Dass keine Spuren zu finden sind, heißt nicht, dass es hier nicht spukt.«
    »Spukt? Es ist noch lange nicht Mitternacht.«
    »Trotzdem. Wer sagt denn, dass sich Geister immer nach der Uhr richten müssen?«
    »Wieso wer? Sie tun es einfach.« Verwirrt blickte Ben sie
an. Das wusste doch jedes Kind. »Aber wenn du Angst hast, ich kenne da ein geheimes Symbol, das einen untrüglich vor bösen Geistern schützt, wenn es einem mit der Spucke eines Menschen, der einen wirklich liebt, auf die Stirn gemalt wird. Komm her.« Er spuckte sich in die Linke, rührte mit dem rechten Zeigefinger darin herum und sammelte weiteren Speichel im Mund.
    Angewidert verzog Anula das Gesicht. »Bleib mir damit bloß vom Leib!«
    »Warum?«
    »Weil ich

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