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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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nicht glaube, dass das hilft!«
    »Wieso? Zweifelst du an meiner Liebe?«, fragte Ben scheinheilig und unterdrückte mühsam ein Grinsen.
    »Wenn du mich mit Spucke einreiben willst, ja.«
    »Aber es ist gute, ehrliche Spucke, mit Liebe …«
    »Ben! Nein!«
    »Ha! Reingelegt.« Feixend wischte er seine Hände an der Hose trocken.
    »Kindskopf, ekliger«, brummte Anula, lächelte aber widerstrebend.
    Ben drückte ihr einen feuchten Schmatz auf die Stirn. Auch wenn er nicht mehr an kindische Speichelzauber glaubte, sicher war sicher. »Warum bist du dann mit mir hergekommen, wenn du nicht rein willst?«
    »Um mit dir zu reden. Allein«, sagte sie. »Wenn die Festung wirklich verlassen ist und auch das mit den Stürmen stimmt, wäre das doch das ideale Versteck für uns. Hier findet uns der Orden nie.«
    »Und wenn doch, dann versenken die Stürme seine Schiffe«, trumpfte Ben auf. »Du hast recht, das ist perfekt.«
    »Zudem können wir sie noch mit dem Großen Schlüssel
schützen, wie du schon gesagt hast. Hier wären wir sicher. Wenn es nicht spukt.« Anula lächelte vorsichtig, als glaube sie eigentlich nicht an einen solchen Geist.
    »Das ist großartig. Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Das ist das sicherste Versteck der Welt.« Ben lachte und lief aufgedreht die zwei Schritt zwischen ihr und dem zweiten Tor hin und her. »Und jede Nacht fliegen wir rüber an die Küste und treiben den Orden in den Wahnsinn. Von hier aus machen wir ihn fertig, Jawohl!« Schwer atmend blieb er vor Anula stehen. »Aber warum hast du das nicht am Feuer gesagt?«
    »Wegen des Händlers und des Jungen. Wir müssen ja nicht gleich jedem Fremden erzählen, wo wir uns verstecken und was wir vorhaben. Sollen sie doch denken, wir fliegen in ein paar Tagen weiter, irgendwohin.«
    »Du glaubst, Finta würde uns an den Orden verraten?«
    »Nein. Eigentlich nicht.« Sie rümpfte die Nase. »Aber wie sollen wir sicher sein? Wir kennen ihn nicht. Und vielleicht erzählt er es seiner Frau und die dann ihrer besten Freundin, natürlich unter dem Mantel der Verschwiegenheit, und die dennoch ihrem Bruder, dem sie natürlich bedingungslos vertraut, und der im Suff einem Freund, dessen Sohn zufällig Drachenritter werden will. Letztlich verrät uns dann der, weil sein Sohn im Gegenzug dafür als Knappe aufgenommen wird. Du weißt doch, wie es läuft.«
    »Ja«, sagte Ben. Er verstand ihr Misstrauen nur zu gut. Seit Monaten waren sie zu acht unter sich geblieben, davor waren sie alle verraten, gejagt oder eingesperrt worden, und das auch von Menschen, die sie kannten, mit denen sie verwandt waren oder sich befreundet glaubten. So etwas hinterließ Spuren. Wahrscheinlich hätte auch Ben am Feuer nichts
gesagt, wenn ihm diese famose Idee selbst gekommen wäre. »Aber den anderen sagen wir Bescheid, so schnell es geht.«
    »Meinetwegen.«
    »Aber nicht sofort.« Er nahm sie in den Arm, strich ihr das Haar hinter das Ohr und küsste sie. Wenn sie nicht weiter in die Festung eindrangen, hatten sie noch viel Zeit, bevor die anderen sie suchen kommen würden. Und diese Zeit konnten sie auch nutzen, wenn Yanko seine Bemerkungen schon fallen gelassen hatte. Schließlich waren sie viel zu selten allein.

DAS SICHERSTE VERSTECK DER WELT
    A m nächsten Morgen machten sie sich daran, das Verlies der Stürme zu erkunden. Finta und Nesto versprachen sie, sie am Abend hinüber ans Land zu bringen, sodass sie nach Hause gehen konnten. Nur tagsüber ging das nicht; bei Licht sollten die geflügelten Drachen besser nicht gesehen werden, und niemand in ihrer Begleitung, der keinen Wert auf eine Befragung durch den Orden legte.
    »Wenn ihr uns wirklich einen Gefallen tun wollt«, sagte Ben, als sie in den kahlen, mit Felsplatten gepflasterten Innenhof traten, »dann erzählt einfach überall herum, dass euch geflügelte Drachen gerettet haben. Dass sie eben nicht von Samoth verflucht waren, sondern frei und freundlich.«
    »Das geht leider nicht. Oder kaum.« Bedauernd sah Finta ihn an. »Wenn ich derartige Dinge behaupte, gelte ich sofort als Samothanbeter oder Ketzer, auch wenn die selbst ernannten Freiritter eigentlich etwas ganz anderes glauben und selbst Drachen versklaven. Dennoch, jeder Zweifel an den Glaubenssätzen des Ordens wird rabiat bestraft, so kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs, in dem Hunderte starben und ebenso viele Ketzer gehenkt wurden. Hier und da schwelt der Konflikt sogar noch. Wenn wir so etwas sagen, werden wir sofort eingekerkert,

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