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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Weinzimmer zurückgezogen, das direkt zwischen dem Speisesaal und dem Branntweinzimmer lag. Das Weinzimmer war dem Hausherren und seinen männlichen Gästen vorbehalten, Frauen und Diener hatten keinen Zutritt. Hier pflegte der Händler Geschäfte abzuschließen oder ungestörte Gespräche zu führen. Mircah und Fintas Frau waren sichtlich enttäuscht gewesen, als Finta ihren Gast hier hereingeführt hatte.
    »Das freut mich zu hören«, sagte Finta und stieß mit Ben an. »Wie schon gesagt, ich bin euch dankbar, und wenn ich euch irgendwie helfen kann, sei es mit einer Schlafmöglichkeit in der Stadt oder Waren wie Pergament oder Siegelwachs …« Er zwinkerte.
    »Danke. Das ist wirklich großzügig.« Angespannt musterte Ben den Händler. Hatten sie in der Nacht doch irgendwo Spuren hinterlassen? Oder woher wusste Finta, dass …? Dann lächelte er. Nein, natürlich konnte Finta ihr Auftauchen und das der Steckbriefe und Bekanntmachungen in Verbindung setzen. Er kannte ihre Namen, wusste, dass sie keine Freunde des Ordens waren, und hatte sie mit den geflügelten Drachen gesehen. Wer außer ihnen sollte so etwas tun? Finta war klug, sonst wäre er nie so weit gekommen. Trotzdem wollte Ben nichts direkt zugeben. Aus alter Gewohnheit;
er konnte nicht aufhören, überall Verrat zu vermuten. Vielleicht auch nur, weil ihm diese Geheimniskrämerei Vergnügen bereitete. »Aber ich weiß nicht, ob wir demnächst überhaupt etwas brauchen. Und du bist verschuldet, hast im Sturm auch genug Waren verloren, da können wir von dir nichts annehmen.«
    »Ach, ich komm schon wieder auf die Beine, mach dir mal keine Sorgen. Ich weiß schon, wie.«
    »Das freut mich.« Ben nippte an dem Kelch. Der Wein war fruchtig und schwer, stieg einem jedoch nur langsam in den Kopf. »Der ist gut.«
    »Davon habe ich auch noch reichlich, wenn du also ein paar Flaschen einstecken möchtest? Auch für deine Freunde.«
    »Gern.«
    »Ach, weißt du was? Ich hab da ein kleines Lagerhaus in Hafennähe, das zeige ich dir morgen. Dafür könnte ich dir einen Schlüssel überlassen. Falls du mit Freunden doch mal später am Abend oder in der Nacht unterwegs bist, und ihr bekommt plötzlich Durst. Oder Lust, ein paar Gedanken zu Pergament zu bringen. Dann könnt ihr euch dort spontan bedienen.«
    »Das ist wirklich nett. Für so ein paar unbedeutende Gedanken oder ein wenig Durst würden wir dich auch ungern wecken.« Grinsend und mit wachsendem Vergnügen ließ sich Ben auf dieses seltsame Spiel der Worte ein, dieses Herumreden um die eigentlichen Dinge. Byasso in Trollfurt hatte so etwas stets als Diplomatie oder Politik bezeichnet, und Ben hatte es nicht verstanden. Aber hier mit Finta und dem Wein machte es Spaß. »Aber hast du keine Angst, dass wir deine ganzen Vorräte plündern?«
    Finta kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und
drückte ihn Ben in die Hand. »Weißt du, ohne euch würde ich nicht einmal mehr mein Leben besitzen. Was soll ich also mit ein wenig Wein knausern?«
    »Na ja …«
    »Außerdem glaube ich, eure Gedanken sind es wert, aufgeschrieben zu werden. Du weißt ja, was ich von dem Orden halte.«
    Ben nickte. Es war schwierig, das Misstrauen zu überwinden, dass sich in ihm gegenüber jedem festgesetzt hatte, aber er bekam immer mehr das Gefühl, dass sie hier einen ernst zu nehmenden Verbündeten gewonnen hatten. Und wenn er an die Menge der draußen patrouillierenden Ritter dachte, war wirklich jeder Verbündete wichtig.
    »Falls ihr demnächst irgendwann wirklich nachts unterwegs sein solltet, solltet ihr einen guten Grund dafür nennen können. Sie haben die Nachtwächter in der Stadt vervielfacht. Erfahrene Männer laufen nun zu dritt durch die nächtlichen Straßen und sind befugt, ausnahmslos jeden nach dem Woher und Wohin zu fragen. Natürlich kontrollieren sie nicht jede Tasche und weder die Ordensritter noch uns Händler, aber … Die Leute haben einfach Angst, dass nun der schon beendet geglaubte Bürgerkrieg doch hierherkommt.«
    »Bürgerkrieg?« Dass ein paar Steckbriefe und eine abweichende Wahrheit eine solche Furcht erzeugen konnten, damit hatte Ben nicht gerechnet.
    »Ja. In Falcencza haben sie eine Handvoll Ketzer geschnappt, auch ein Dutzend in Venzara, aber hier, direkt an der Residenz einer der sieben Hohen Äbte des Ordens, war es so ruhig wie in der Hauptstadt selbst. Kein Vergleich zu den Kämpfen im Norden oder Osten.«
    »Im Norden?«

    »Ja. Am schlimmsten war es in der Region von Trollfurt.

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