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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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silberne Leuchter und Lampen aus buntem Glas erhellten die Räume, in denen Möbel aus Feuereiche oder anderen edlen Hölzern standen; einige der Schränke, Tischchen und Truhen waren mit Edelmetallen beschlagen. Aus Trollfurt kannte Ben kein vergleichbares Gebäude.
    In der riesigen Küche trafen sie auf eine hübsche Dienstmagd,
die das Geschirr spülte und alles penibel polierte. Als sie eintraten, unterbrach sie sofort ihre Arbeit und grüßte mit einer Verbeugung: »Herr Dogha. Herr Citho. Soll ich gehen?«
    »Nein, bleib«, sagte Herr Dogha freundlich. »Wir sind gleich wieder weg. Nur eine kurze Führung.«
    Vorsichtig arbeitete sie weiter und achtete darauf, ihnen nicht im Weg zu stehen, während Finta Ben stolz zahlreiche seltene Gewürze zeigte, die er überwiegend selbst eingeführt hatte.
    »Sie kannte meinen Namen«, sagte Ben, als sie wieder draußen waren.
    »Natürlich. Es ist gutes Personal.«
    »Wie heißt sie?«
    »Pinda.« Finta lächelte. »Aber das musst du dir nicht merken. «
    »Nun, mir ist es aber lieber, wenn ich die Namen der Leute kenne, die mich kennen.« Es erschien ihm richtig, auch wenn sie nur seinen falschen Namen wussten.
    »Ganz wie du magst. Soll ich dir dann morgen früh die anderen zweiunddreißig Angestellten im Haus und den Handelshallen vorstellen? Am Nachmittag dann die Leute in Lager und Hafen und …«
    »Zweiunddreißig?« Er wusste nicht, wie er sich so viele Namen auf einmal merken sollte. »Vielleicht ist es besser, ich versuche mir nur mal die Namen derjenigen zu merken, denen ich begegne.«
    Finta lachte. »Ja. Dachte mir, dass es zu viele sind.«
    Er zeigte Ben bunte Gemälde aus fernen Ländern, eine Flasche mit Heilwasser aus der Quelle auf dem zersplitterten Berg bei Chybia, das merkwürdig schwarz-rot gestreifte
Fell einer zwei Schritt langen Raubkatze mit riesigen oberen Eckzähnen, das armlange Modell seines gesunkenen Schiffs Seeschwalbe und ein merkwürdiges Spiel, bei dem man kleine weiße Bälle aus Elfenbein mit einer Art Paddel durch kleine Tore kicken musste. Dabei war der Weg zum jeweils nächsten Tor von seltsamen Hindernissen versperrt, Türmchen, Röhren, Schanzen und gar einem kleinen Labyrinth. Das Spiel nahm einen ganzen Raum ein, beinahe so groß wie das Haus, in dem Ben aufgewachsen war. So konnte man leben.
    »Und da wohnen die Damen«, sagte Finta schließlich und deutete einen Gang entlang, der nach wenigen Schritt abbog, sodass sein Ende und die Türen zu den Gemächern nicht zu sehen waren. Er war mit einem weichen dunkelroten Teppich ausgelegt, die Wände mit verschnörkelten Blumenabbildungen verziert. »Da hast du leider keinen Zutritt. «
    »Ich verstehe«, sagte Ben, obwohl ihm das etwas albern erschien, dass er nicht einmal den Flur betreten durfte. Von hier konnte doch kein Gast an eine Tür pochen, wenn er Mircah oder Frau Dogha sprechen wollte.
    »Weißt du, Mircah ist mein kleines Goldstück. Sie ist so liebreizend und zart, ich möchte sie am liebsten vor allem bewahren. Väter sind da, nun ja, vielleicht ein wenig eigen. Du verstehst?«
    Ben dachte an den Fischer mit seinem Beil und nickte.
    »Gut. Ich weiß, du hast mein Leben gerettet. Du kannst hier alles haben, aber nicht mein kleines Goldstück.« Finta lächelte, doch seine Augen blitzten kurz gefährlich auf. »Aber was rede ich da, du hast ja Anula.«
    »Äh, ja. Ich habe auch nie im Entferntesten …«

    »Ich weiß, ich weiß.« Und damit war das Thema vergessen. Während Finta die Herkunft und Bedeutung von diesem Gemälde und jener Skulptur erklärte, führte er Ben zwei breite Treppen mit goldenem Geländer hinunter und wieder eine mit marmornem hinauf, hinüber auf die ganz andere Seite des Gebäudes, wo sich der Gästeflügel befand, den Ben bereits kannte. Unterwegs trafen sie auf einen Diener, der neue Kerzen in die Leuchter verteilte.
    »Herr Dogha, Herr Citho«, grüßte er mit einer Verbeugung.
    Finta erwiderte den Gruß mit einem kaum merklichen Nicken. Ben tat es ihm gleich, schließlich wollte er sich unauffällig einfügen.
    »Das war Drehan«, sagte Finta.
    »Danke«, sagte Ben und wiederholte den Namen leise, um ihn nicht zu vergessen. Drehan. Drehan und … und … und … »Und wie hieß noch mal das Mädchen in der Küche. «
    »Pinda.« Finta zwinkerte. »Ich werde sie bitten, dir noch ein Bad einzulassen, vielleicht hilft dir das, den Namen zu behalten.«
    »Ähm.«
    »Es dürfte eine Weile her sein, dass du gebadet hast. Gestern warst du zu

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