Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
wenn du deinen Lebensabend auf Mallorca oder in Portugal oder Spanien verbringst, sie würde dir nicht hinterherkommen. Und wenn du dort unten bist, reichst du die Scheidung ein.«
    »Du hast gut reden …«
    »Nein, hab ich nicht. Ich sehe nur, dass du über kurz oder lang zugrunde gehst, weil du es zu Hause nicht mehr aushältst. Und das kann doch nicht der Sinn sein. Gib dir einen Ruck und wirf diesen Ballast ab. Was hält dich hier? Sag’s mir.«
    »Was weiß ich! Erinnerungen.«
    »Scheiß Erinnerungen! Ich an deiner Stelle hätte schon längst meine Sachen gepackt.«
    »Ich werd’s mir überlegen.«
    »Aber nicht zu lange. Da unten warten nämlich lauter nette Damen auf dich, und die würde ich mir nicht entgehen lassen«, sagte Wolfram Lura grinsend.
    »Sie dürfen aber nicht älter als fünfzig sein«, entgegnete Horst Lura ebenfalls mit schelmischem Grinsen und schaute seinen Sohn von der Seite an.
    »So, wie du aussiehst, kriegst du auch noch eine Dreißigjährigeab. Ich mach dir einen Vorschlag – wenn das alles hier vorbei ist, fliegen wir beide zusammen nach Mallorca oder Spanien, wohin du willst, und ich helfe dir, eine Wohnung oder ein Haus zu finden. Und erst mal braucht Mutter gar nicht zu wissen, wo du bist.«
    »Danke für das Angebot, ich werd’s mir überlegen.«
    »Überleg nicht, tu’s. Du bist mein Vater, und den lass ich doch nicht im Stich. So, jetzt trinken wir noch ein Bier, und dann mach ich mich ab, ich hab nämlich Andrea versprochen, nicht später als zehn daheim zu sein. Bist du morgen wieder hier?«
    »Ja.«
    »Dann komm ich morgen Abend noch mal her und berichte dir von meinem Gespräch mit der Kommissarin. Und ich bring dir auch ein paar Infos über Mallorca und so weiter mit, ich druck mir das aus dem Internet aus.«
    Um halb zehn fuhr Wolfram Lura wieder Richtung Frankfurt, sein Vater wollte noch im Lokal bleiben. Dr. Hahn, hoffentlich lebst du noch. Du kannst der Polizei möglicherweise entscheidend helfen.

Sonntag, 9.30 Uhr
    Julia Durant schlief noch immer tief und fest, als sie von dem nervtötenden Ton ihres Handys geweckt wurde. Sie griff mit geschlossenen Augen nach ihrer Handtasche, die neben dem Bett stand, holte es heraus und meldete sich.
    »Ja?«
    »Frau Durant?«
    »Ja, wer ist denn da?«
    »Lura, Wolfram Lura. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
    »Das haben Sie in der Tat, aber Sie werden ja wohl einen Grund haben, mich so früh aus dem Bett zu schmeißen.«
    »Es tut mir Leid, doch ich konnte einfach nicht länger warten. Ich muss Sie sprechen, aber nicht am Telefon. Es ist wichtig.«
    Julia Durant war mit einem Mal hellwach und setzte sich auf. »Heute?«
    »Es lässt mir keine Ruhe. Können Sie herkommen, oder sollen wir uns irgendwo treffen?«
    »Nicht so schnell. Wie spät ist es eigentlich?«
    »Halb zehn.«
    »Ich hoffe in Ihrem eigenen Interesse, dass es wichtig ist. Ich bin so gegen elf bei Ihnen«, sagte sie und drückte die Aus-Taste. Sie hatte Kopfschmerzen und fuhr sich mit den Fingern über beide Schläfen. Die Nacht war kurz gewesen, Durant hatte drei oder vier Gläser Wein getrunken und vor dem Zubettgehen noch ein Bier, was sich jetzt rächte. Ihr Vater hatte einmal gesagt, Wein auf Bier, das rat ich dir, Bier auf Wein, das lass sein. Sie stand auf, auf ihrer Blase lastete ein beinahe unerträglicher Druck. Sie öffnete leise die Tür und horchte, ob die andern noch schliefen, hörte aber aus der Küche bereits das Klappern von Geschirr. Durant huschte ins Bad, wusch sich die Hände und das Gesicht und bürstete sich die Haare. »Du siehst grässlich aus«, sagte sie leise zu sich selbst und schlich wieder in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Sie machte das Bett und verspürte eine leichte Übelkeit.
    »Guten Morgen«, sagte sie, woraufhin sich Nadine Hellmer, die zusammen mit Stephanie die Spülmaschine einräumte, umdrehte.
    »Hallo. Ich hab noch gar nicht mit dir gerechnet. Geht’s dir nicht gut?«, fragte sie.
    »Hast du mal ’n Aspirin? Ich glaub, ich hab’s gestern Abend ein bisschen übertrieben. Ich muss gleich los.«
    »Wieso das denn? Ich dachte, du bleibst zum Mittagessen, ich hab extra für dich mitgekocht«, sagte Nadine enttäuscht.
    »Ich bin zum Mittagessen wieder hier. Luras Bruder hat michgeweckt, er will mich unbedingt sprechen. Ich bin um elf bei ihm und spätestens um halb eins wieder zurück. Mann, hab ich einen Brummschädel.«
    »Setz dich erst mal hin, ich bring dir gleich eine Tablette. Der Frühstückstisch ist

Weitere Kostenlose Bücher