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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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euch, man kann ja nie wissen. Schließlich seid ihr beide meine Mörder«, sagte er mit höhnischem Lachen. »Bitte schön, tretet ein. Fühlt euch wie zu Hause, denn mein Zuhause soll auch eures sein.«
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte Gabriele Lura, als sie in demihr fremden Haus stand, während Rolf Lura noch immer mit der Pistole auf sie zeigte.
    »Das werdet ihr schon noch früh genug erfahren. Es ist alles vorbereitet. Weiter geradeaus, jetzt links und durch diese Tür.«
    Becker und Gabriele Lura blickten auf eine aufgeklappte, in den Boden eingelassene Stahltür.
    »Da runter, aber ein bisschen dalli!«
    Es waren sechzehn steile Stufen, die nach unten in einen großen Raum führten, mit einem Tisch, einem Bett, einem Ohrensessel, zwei Regalen, in denen Konservendosen und Getränke aufbewahrt wurden, einem Kühlschrank, einem Fernsehapparat und einem Radio. Der Boden war mit dicken Teppichen bedeckt, die Wände und die Decke weiß gestrichen. Eine weitere Tür war geschlossen. Es war kühl, die Luft abgestanden, Neonröhren verliehen ein kaltes Licht. Auf dem Tisch standen ein Aschenbecher voll mit Kippen und ein Glas mit einem Rest Whiskey darin. Becker bemerkte erst beim zweiten Hinsehen die beiden Eisenstangen, die vom Boden bis in die Decke reichten.
    »Setzt euch auf den Boden, jeder vor eine der Stangen«, sagte Rolf Lura.
    »Was ist das hier?«, fragte Becker.
    »Bloß ein alter Bunker. Meine Großeltern haben ihn im Zweiten Weltkrieg gebaut. Sie hatten panische Angst, von einer Bombe getroffen zu werden. Als ob hier auch nur eine Bombe runtergekommen wäre! Aber du siehst, heute dient es einem richtig guten Zweck. Es ist mein Refugium, quasi meine zweite Heimat. Und ich habe alles, was das Herz begehrt, Strom, Wasser, sogar eine Mikrowelle und eine Gefriertruhe. Na ja, ihr seht ja selbst. Und dieses bescheidene Haus haben auch meine Großeltern gebaut, weil sie nicht wollten, dass andere von diesem Bunker Wind bekamen. Ihr wisst ja, wie das im Krieg war, da hat jeder nur an sich selbst gedacht. Aber mal ehrlich, meine Großeltern haben sich mächtig ins Zeug gelegt, oder? Ich bin jedenfallszufrieden. Und soll ich euch was sagen, meine Eltern wissen gar nicht mehr, dass es diesen Platz noch gibt. Mein alter Herr sowieso nicht, meine Mutter vielleicht, aber die hat’s verdrängt. Die will mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben. Verdrängt und vergessen, so wie das in dieser Welt nun mal ist. Und jetzt runter auf den Boden!«
    »Sag uns, was du vorhast«, bat Werner Becker. »Was haben wir dir getan?«
    »Halt’s Maul und hock dich hin. Und du auch, Schatz. Und keine Tricks, ich bin schneller, glaubt mir.« Als sie seinem Befehl nicht sofort nachkamen, gab er seiner Frau einen kräftigen Schubs, und sie fiel hin.
    »Da hin!«, schrie er und deutete auf die Stange.
    Gabriele Lura sagte kein Wort. Sie kniff die Augen zusammen. Seltsamerweise verspürte sie keine Angst. Sie setzte sich mit dem Rücken gegen die Stange, Becker blieb weiter stehen.
    »Willst du uns umbringen?«, fragte er.
    »Ach Werner, du denkst schon wieder an die Zukunft. Schau, Gabi ist ein ganz braves Mädchen. Und du sei jetzt bitte ein ebenso braver Junge und beweg deinen Arsch.«
    »Du bist verrückt«, sagte Becker nur, kam der Aufforderung aber dennoch nach.
    Rolf Lura nahm zwei Paar Handschellen aus dem Regal. »Werner, deine Hände hinter die Stange. Gabi, du wirst ihm die Handschellen anlegen, und zwar ein Paar um die Hände und das andere Paar um die Fußgelenke. Und ich will es richtig schön schnappen hören.«
    Sie kam dem Befehl wortlos nach und setzte sich danach wieder.
    »Wisst ihr, das ist nur zur Sicherheit, damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt.« Er holte zwei weitere Paar Handschellen und kettete damit seine Frau fest. Anschließend schenkte er sich ein Glas Wasser ein, trank es in einem Zug leer und stellte sich vor seine Frau.
    »Wie fühlst du dich, liebste Gabriele?«, fragte er mit diabolischem Lächeln. »Ihr beide gebt ein richtig gutes Paar ab. Für immer und ewig miteinander verbunden. Na ja, fast verbunden. Ein schöner Anblick, wirklich. Ach ja, wenn ihr irgendwelche Wünsche habt, ihr braucht es nur zu sagen, ich werde versuchen, sie euch zu erfüllen.
    »Ich muss mal aufs Klo«, sagte Gabriele Lura.
    »Hättest du das nicht früher sagen können?«, herrschte er sie an und schloss die Handschellen auf. »Mein Gott, da mach ich mir solche Mühe, und dann … Du bist eine verdammt

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