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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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perfekt. Und dass eine von diesen Frauen etwas damit zu tun hat, bezweifle ich ganz stark. Deren Wunden sind mit reichlich Geld versorgt worden.«
    »Dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Ich will heim und schlafen. Obwohl ich vermutlich gar nicht schlafen kann. Solange diese Ungewissheit da ist …«
    »Du wirst es bald hinter dir haben. Gehen wir.« Er nahm seine Tasche, löschte das Licht, und zusammen gingen sie nach unten.
    »Ciao«, sagte er und streichelte ihr noch einmal über das Gesicht.
    Sie begleitete ihn zu seinem Wagen und umarmte ihn ein weiteres Mal, als aus dem Dunkel eine bekannte Stimme zischte: »Hallo, ihr zwei.«
    Becker drehte sich um und blickte in die Mündung einer Pistole. »Keinen Mucks, sonst seid ihr auf der Stelle mausetot. Gabi, du setzt dich nach hinten zu mir, und du, mein lieber, treuer Freund, fährst. Ich werde dir den Weg zeigen.«
    »Was …« Becker sah vor sich einen Mann mit dichtem braunemHaar, einem Oberlippenbart, einer getönten Hornbrille, der Jeans, Turnschuhe und einen Parka trug. Ein Durchschnittsmensch mittleren Alters.
    »Halt’s Maul, okay. Ab sofort wird gemacht, was ich sage. Ich schätze, ich habe die besseren Argumente.« Rolf Lura lachte kurz und hämisch auf und wedelte mit der Pistole. »Einsteigen! Sofort!« Und im Auto: »Na, Gabilein, du hast doch nicht wirklich gedacht, ich wäre tot, oder? Zu dumm, denn ich beabsichtige noch lange nicht, dieser schönen Welt den Rücken zu kehren.«
    »Was hast du mit uns vor?«, fragte Becker mit kehliger Stimme.
    »Das werdet ihr schon noch früh genug erfahren, ihr beiden Turteltäubchen. Drück auf die Zentralverriegelung, ich will nicht, dass du Dummheiten machst. Und jetzt fährst du erst mal schön die Schweizer Straße entlang und über die Brücke und dann auf die A66 und von dort auf die A5. Und bitte, halt dich an die Verkehrsvorschriften, ich will nicht, dass wir unnötig auffallen. Und solltest du irgendwelche Tricks versuchen, hat Gabi schwuppdiwupp ein hübsches Loch in ihrem ebenso hübschen Köpfchen. Kapiert?«
    Becker schluckte schwer, als er den Motor anließ. Er zitterte, sein Herz raste, er überlegte, wie er und Gabriele dieser Situation entfliehen konnten. Ihm fiel nichts ein, sein Hirn war wie umnebelt. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, Rolf Lura jemals lebend wiederzusehen. Er fuhr rückwärts auf die Straße, legte den Vorwärtsgang ein, musste einmal nach links abbiegen und dann wieder nach rechts, die Schweizer Straße. Er war schon seit Jahren in keine Polizeikontrolle geraten, doch diesmal wünschte er sich inständig die grellen Lichter herbei, die anzeigten, dass die Straße gesperrt war und es von Polizei nur so wimmelte. Er sehnte sich einen Polizisten herbei, der seinen Führerschein sehen wollte und seinen Kopf durch die Fensteröffnung steckte. Und zum ersten Mal in seinem Leben betete er.
    »Rolf, bitte …«
    »Ich hab gesagt, du sollst dein verdammtes Maul halten! Fahr einfach weiter, oder willst du die kleine Hure neben mir tot sehen?«
    »Erschieß mich doch«, sagte Gabriele Lura leise.
    »Das könnte dir so passen. Und jetzt halt die Klappe.«
    »Ich habe immer nur meine Klappe gehalten. Jetzt ist doch sowieso alles egal.«
    »Aber mir ist nichts egal. Und jetzt bitte, halt’s Maul.«
    Sie überquerten die Untermainbrücke und kamen auf die Neue Mainzer Straße. Trotz der späten Stunde herrschte noch reger Verkehr, überall brannten noch Lichter in den riesigen Büropalästen und waren Fußgänger auf den Bürgersteigen. Nach zehn Minuten kamen sie auf die Theodor-Heuss-Allee und ließen die Stadt allmählich hinter sich. Auf der A5 nahmen sie die Ausfahrt Bad Homburg. Nach einer weiteren Viertelstunde gelangten sie an ein lang gezogenes Waldstück.
    »So, und jetzt schön langsam. Da vorne biegst du rechts ab und dann immer geradeaus.«
    Sie fuhren fünf Minuten durch einen Waldweg, bis die Scheinwerfer dicht bei dicht stehende undurchdringliche übermannshohe Büsche, einen hohen Zaun und ein offenes Tor anleuchteten. Jeweils fünfzig Meter zur Rechten und zur Linken befanden sich zwei kleine Hütten, die jetzt in der Nacht nur schemenhaft im Scheinwerferlicht zu erkennen waren.
    »Fahr durch bis zum Haus und dann in die Garage«, befahl Rolf Lura. Werner Becker gehorchte wortlos. »So ist es gut. Und nun, Gabilein und mein lieber treuer Freund, darf ich bitten, wir sind zu Hause angekommen. Wenn ihr mir folgen würdet. Ach nein, ich gehe lieber hinter

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