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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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bestehen, dass stattdessen Tausende Solarzellen installiert werden. Es würde ja bloß achtzehn Jahre dauern, bis die gesamte verlorene Wattzahl wieder reingeholt werden kann. Und kostet auch
bloß ein paar Milliarden Dollar. Aber sie wollen ja sowieso einen von unseren Flugzeugträgern verscherbeln, vielleicht kriegen sie damit ja genug Geld rein.«
    Culver verzog das Gesicht zu einer hässlichen Grimasse.
    Kipper spürte, wie sich ein Anfall von übelsten Kopfschmerzen ankündigte, der von den dunklen Flecken in seinem Kopf nur verstärkt wurde. Er musste Krieg führen, einen Krieg gegen Menschen, die sich dieses Land einverleiben wollten, während er sich verzweifelt bemühte, es wiederaufzubauen und ihm neues Leben einzuhauchen.
    Sandra Harveys Grüne Partei und ihre Verbündeten auf dem linken Flügel der Demokraten, bei denen er früher mal Mitglied gewesen war, sollten sich eigentlich auf seine Seite schlagen. Einige dieser Leute hatten sich an dem Aufstand beteiligt, der dazu geführt hatte, dass Blackstone aus Seattle vertrieben wurde, und zwar ohne dass jemand einen Schuss abfeuern musste. Aber nun standen sie allen Anstrengungen im Wege, die dazu dienen sollten, die menschenleeren Vereinigten Staaten wiederzubesiedeln. Nicht wenige von ihnen waren der Meinung, man sollte weite Flächen des Landes verwildern lassen.
    Für immer wild, für immer frei, lautete ihr Motto.
    Die fanatischen Rechten bei den Republikanern wiederum wollten alle Jugendlichen ab sechzehn Jahren zur Armee einziehen, das Schulgebet wieder zur Pflicht erklären, alle Einwanderer ausweisen, die Grenzen schließen und Kriege gegen ein halbes Dutzend ausländischer Mächte führen. Außerdem sollte ein Abkommen mit Blackstone getroffen werden, um diesen Mistkerl ins westliche Weiße Haus einziehen zu lassen, bevor Kipper und seine Frau Zeit hatten, ihre Koffer zu packen.
    Und da wunderte Culver sich darüber, dass er zögerte, sich für eine zweite Amtszeit ab 2009 zu bewerben.
    Der Konvoi durchquerte die Unterführung des Highway 210 und fuhr dann die Steigung Richtung Nordstadt hoch.
Als sie sich nach Westen wandten, konnten sie die Massen von Menschen sehen, die aus den Amtrak-Zügen strömten. Die Gesichter wandten sich den schwarzen Autos zu, viele von ihnen waren dunkelhäutig, manche waren bandagiert oder hatten Narben. Kipper erwartete, dass Culver etwas sagen würde, ihn darauf hinweisen, wie viele Menschen sie aus dem radioaktiv verseuchten Indien aufgenommen hatten. Gnädigerweise hielt der Stabschef diesmal seinen Mund und erlaubte Kipper, sich in seine eigenen Gedanken zurückzuziehen. Ein Teil des Präsidentendaseins wurde bestimmt durch das Blättern in den Geschichtsbüchern, um herauszufinden, wie die dreiundvierzig Männer vor ihm sich geschlagen hatten. Welche Fehler sie gemacht hatten. Und welche Erfolge sie verbuchen konnten.
    Während er zuschaute, wie immer neue Passagiere aus den Waggons stiegen und ins grelle Tageslicht blinzelten, tauchten weitere Fragen in Kippers Kopf auf. Wie sollte man mit all diesen Einwanderern umgehen, die aus einer völlig anderen Kultur stammten? Wie konnte man ihnen Arbeit verschaffen, ohne die einheimische Bevölkerung zu benachteiligen? Wie sollte man sie bezahlen? Welche Entscheidungen waren fair und gerecht und nicht nur nützlich oder unnütz, und wie im Fall von Blackstone sogar schädlich und menschenverachtend?
    Wir brauchen diese Menschen, sagte er sich. Wir brauchen sie, damit sie in Amerika investieren, in unser Amerika, sonst ist es aus.

36
    Berlin
    »Das hier solltest du besser anziehen«, schlug Mirsaad vor und hielt ihr ein blau und golden gemustertes Kopftuch hin, während sie durch die Tiefgarage liefen, die sich unter seiner Wohnung befand. »Keine vernünftige Frau würde sich heutzutage ohne Kopftuch durch Neukölln bewegen.«
    »Was denn, nicht einmal Angela Merkel?«, scherzte Caitlin.
    »Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn sie überhaupt hierherkäme«, sagte er. »Das würde einen Aufstand provozieren.«
    Caitlin legte sich das Kopftuch um und dachte dabei, dass es in Verbindung mit einer Sonnenbrille eine gute Tarnung abgab, falls Baumer jemanden angewiesen hatte, nach ihr Ausschau zu halten. Außerdem hatte Mirsaad absolut Recht. Sich ohne eine Kopfbedeckung in eine Schariagegend zu begeben war eine Provokation, das musste wirklich nicht sein.
    »Wir sollten meinen Wagen nehmen«, schlug er vor, als er den schwarzen BMW mit unverhohlenem Neid betrachtete.
    »Ich

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