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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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möchte, dass du deinen Plan noch einmal überdenkst. Du kannst da nicht allein hingehen. Bret würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt. Nachts sind hier viele Straßenbanden unterwegs. Selbst ernannte Moralwächter. Die suchen nach Frauen, denen sie eine Lektion erteilen können.«

    Er lenkte den Wagen aus dem bedrückenden architektonischen Durcheinander in den Grüngürtel am südlichen Ende von Neukölln. Caitlin drehte sich zu ihm um.
    »Sadie, ich will dich nicht anlügen. Das, was ich heute Nacht tun will, wird sehr gefährlich sein. Aber du musst mir glauben, dass es noch viel gefährlicher wäre, wenn du mitkommen würdest. Ich weiß, was ich tue. Das ist mein Beruf, ich weiß, wie ich mich verhalten muss. Aber wenn ich in Schwierigkeiten komme, kann es passieren, dass andere verletzt werden. Und ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Du hast mir heute einen großen Gefallen getan. Ich brauchte deine Unterstützung. Aber jetzt musst du aus dem Wege gehen und mich machen lassen. Am besten, du vergisst mich und auch das, was wir heute gemacht haben. Tu einfach so, als wäre ich niemals da gewesen.«
    Mirsaad verzog das Gesicht, als sie ein islamisches Kulturzentrum zwischen der Thomas- und der Jonasstraße passierten. Angesichts der unbedeckten Köpfe der Frauen ohne Männerbegleitung, die auf dem Bürgersteig davor standen und sich fröhlich lachend unterhielten, konnte man davon ausgehen, dass es ein liberales Zentrum war. Mirsaad schüttelte traurig den Kopf.
    »Caitlin, ich fürchte, du bist etwas ganz anderes als eine Polizistin.«
    Dazu sagte sie nichts, und das war Antwort genug.
    »Jedenfalls hast du meine Telefonnummer. Falls du Hilfe brauchst, zögere nicht anzurufen. Melde dich und ich komme sofort … aber du weißt ja auch, dass ich an meine Frau und die Kinder denken muss …«
    »Genau an die habe ich ja gerade gedacht«, sagte sie.
     
    Gegen halb zwölf waren die Straßen so gut wie leer. Caitlin parkte in einem verlassenen mehrstöckigen Parkhaus ungefähr sieben Kilometer von Neukölln entfernt. Sie holte
ein Smartphone aus ihrer Tasche und nahm sich die Zeit, einen kurzen Bericht für Dalby zu tippen, den sie dann über eine verschlüsselte Verbindung an ihre Berliner Zentrale schickte. Die Datei verschwand nach der Übermittlung automatisch von ihrem Apparat. Kurz und knapp gab sie die Erfolge ihrer Mission durch. Sie hatte Baumers Mutter ausfindig gemacht und würde sie bei nächster Gelegenheit befragen. Der größte Teil ihres Berichts jedoch befasste sich mit der wirtschaftlichen Situation der Schariastadt, deren Wohlstand ganz offensichtlich auf dem Handel mit in den Vereinigten Staaten geplünderten Gütern basierte. Angesichts der Kämpfe in New York und der gemeinsamen Bemühungen von Echelon und seinen Partner-Agenturen im Kampf gegen die Piraterie waren diese Informationen sicherlich von Interesse.
    So sehr von Interesse immerhin, dass das Telefon in ihrer Jackentasche schon zehn Minuten später klingelte. Caitlin gab den Sicherheitscode ein und wartete, während das Gerät die Verschlüsselungscodes durchging, um Verbindung mit der Berliner Zentrale aufzunehmen. Nach einer Reihe unterschiedlicher Pieptöne hörte sie Dalbys Stimme in ihrem Ohrhörer.
    »Ich hab ihre Nachricht bekommen«, sagte er. »Sehr interessant, muss ich sagen. Wir wussten zwar schon, dass eine Menge der Produkte, die Sie aufgelistet haben, in Europa zu haben sind, aber nicht, dass sie in so großen Mengen gehandelt werden. Könnten Sie die entsprechenden Versorgungskanäle für uns auskundschaften? Natürlich erst, nachdem Sie Ihren Auftrag durchgeführt haben.«
    Caitlin dachte kurz nach. »Natürlich kann ich das«, sagte sie und schaute sich misstrauisch um, während sie weiterhin ganz allgemeine Formulierungen wählte. Das Telefonat war zwar auf militärischem Niveau verschlüsselt worden, aber es war besser, man ging kein unnötiges
Risiko ein. »Aber ich muss noch andere Dinge erledigen, während ich hier bin. Die gehen auf jeden Fall vor.«
    »Natürlich, natürlich«, sagte Dalby. »Wir wurden nur gebeten, dass wir besonders auf diesen Markt achten sollen, nach allem, was zuletzt passiert ist, und Sie sind gerade direkt vor Ort. Das Management und unsere ausländischen Kunden bestehen darauf.«
    »Ich verstehe«, sagte Caitlin. »Ich werde tun, was ich kann.«
    »Braves Mädchen«, antwortete Dalby. »Wir sprechen uns bald wieder.«
    Die Verbindung wurde auf seiner Seite beendet.

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