Das verlorene Land
versichern, dass ihr eigenes Auto außerhalb der Sichtweite dieser Gruppe stand. Dennoch musste die Anwesenheit dieser Männer etwas mit dem Auftauchen der beiden Dummköpfe in der Wohnung zu tun haben.
Vielleicht waren sie ihnen gefolgt, um ihren Status als Dschihad-Wächter deutlich zu machen. Oder die beiden Eindringlinge hatten zu dieser Gruppe gehört. Sie wusste nicht genug über sie, um das herauszufinden, und jetzt war nicht mehr genügend Zeit dafür.
Sie rannte zurück nach oben in die Wohnung und war nicht mehr vorrangig darum bemüht, leise zu sein, sondern schnell.
Nichts hatte sich geändert. Die Leichen lagen da, wo sie hingefallen waren. Fabia schnarchte noch immer wie eine Säge.
Sie besaß weder die Kraft, noch hatte sie genug Zeit, die Männer aus dem Gebäude in ihren Wagen zu schleppen,
um sie irgendwo weit entfernt abzuladen. Andererseits konnte sie sie auch nicht dort liegen lassen, so dass Fabia sie fand, wenn sie aufwachte. Caitlins Besuch sollte in ihrem Kopf als Alptraum abgespeichert bleiben, der nach dem Aufwachen allmählich verblasste und in Vergessenheit geriet. Zwei blutende Leichen auf ihrem Teppich würden die ganze Sache eher problematisch machen.
Es gab nur eine schnelle, aber schmutzige Lösung für dieses Problem.
Sie packte den oben liegenden Körper an den Handgelenken und zerrte ihn aus der Wohnung, wobei sie darauf achtete, dass nicht noch mehr Blut vergossen wurde. Sie spürte wieder den stechenden Schmerz in ihrer Magengrube, bemühte sich aber ihn zu ignorieren, während sie den Toten durch den Korridor in eine Abstellkammer am anderen Ende zog. Sie wollte schon ihr Einbrecherwerkzeug aus der Tasche holen, als sie merkte, dass das gar nicht nötig war, weil die Tür gar nicht abgeschlossen war. Sie schob die Leiche hinein, ging in die Wohnung zurück, wiederholte das Ganze und legte die sterblichen Überreste des zweiten Mannes auf die Leiche des ersten. Eilig durchsuchte sie ihre Taschen, konnte aber keine Ausweise finden. Aber ihr fiel etwas anderes Nützliches in die Hände: ein Schlüsselbund. Sie machte die Tür zu und rammte einen nicht passenden Schlüssel in das Schloss und brach ihn ab. So würden die beiden für ein paar Stunden unauffindbar bleiben.
Auf dem schmutzigen Fliesenboden waren einige Blutspuren zu sehen, aber es waren nicht die Einzigen dieser Art, nur die frischesten, und sie würden sehr schnell verblassen.
Sie ging zurück in Fabias Schlafzimmer und suchte es eilig ab nach Dingen, die ihr heruntergefallen waren oder die sie verloren hatte. Da sie aber auch in dieser Hinsicht durchtrainiert war, gab es nichts zu sehen außer den Blutflecken
auf dem Teppich, gegen die sie wenig ausrichten konnte. Die Spritze, die sie benutzt hatte, um Baumers Mutter zu betäuben, steckte in ihrer Jackentasche, die orangefarbene Plastikkappe war wieder aufgesteckt. Sie kniete sich hin, um nachzuschauen, ob es einer dieser altmodischen Teppichböden war, der in quadratischen Stücken verlegt wurde und den man umdrehen konnte, wenn es erforderlich war, in einer Situation wie dieser hier – wenn man gerade zwei Typen massakriert hatte und nicht wollte, dass Hirn- und Blutspritzer gleich jedem Neuankömmling ins Auge fielen. Aber das ging leider nicht, weil der Teppichboden in einem Stück verlegt worden war.
Also ließ sie es bleiben und zuckte nur mit den Schultern.
Es spielte sowieso keine Rolle, denn sie würde Berlin gleich morgen früh verlassen.
Als sie erneut aus der Wohnung trat, zog sie die Tür hinter sich zu und schloss sie ab. Anschließend schob sie das Sicherungsgitter vor. Natürlich hätte sie Fabia viel lieber mitgenommen und in aller Ruhe an einem sicheren Ort verhört, aber sie arbeitete leider inoffiziell und musste sich mit dem begnügen, was unter diesen Umständen möglich war.
Baumer war in Amerika.
Das Licht im Treppenhaus wirkte scharf und grell nach der Dunkelheit, die in Fabias Wohnung geherrscht hatte. Es blendete sie, und ihre Augen begannen zu tränen. Sie entfernte sich eilig vom Ort des Geschehens und rannte die Treppe hinunter, die sie eben schon benutzt hatte, die Maschinenpistole in der Hand. Sie hoffte, dass sie irgendwie durch eine Hintertür aus dem Gebäude kam, um unbemerkt auf die Straße zu gelangen und sich davonzuschleichen.
Die beiden jungen Männer, die ihr jetzt durch den Flur entgegenkamen, machten diesen Plan zunichte. Ganz offensichtlich
gehörten sie zu der Gruppe auf der Straße. Sie trugen weiße
Weitere Kostenlose Bücher