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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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ich 2003 her war, war doch kein simpler Verbrecher, sondern ein Glaubenskrieger.«

    »Das ist er immer noch«, stimmte Dalby zu. »Und solche Fanatiker sind im Allgemeinen viel gefährlicher als die üblichen Verbrecher. Deshalb haben wir ihn immer im Auge behalten. Deshalb konnten wir diese Operation in so kurzer Zeit auf die Beine stellen, nachdem er Richardson und seine Leute auf sie gehetzt hat. Andernfalls hätten wir niemals die nötigen Informationen, auch aus New York, bekommen. Bei der ganzen Sache gibt es keine Zufälle, Caitlin.«
    »Also wussten Sie das schon? Die ganze Zeit?«, fragte Caitlin leise.
    Ein anderer, der sie besser kannte, hätte vielleicht gespürt, dass sich etwas zusammenbraute. Aber Dalby schien nichts zu bemerken. Er wirkte lediglich müde.
    »Nein, wir wussten es nicht. Aber wir hatten einen Verdacht. Zumindest hatte ich einen. Aber derartige Vermutungen sind in unserem Geschäft ziemlich wertlos. Wir wissen nur das, was wir wirklich wissen, und vorher ist alles möglich. Bis vor wenigen Stunden, wäre es noch denkbar gewesen, dass wir Sie auf die Straßenhändler von Neukölln ansetzten, damit Sie uns die äußerst wichtigen Informationen liefern, woher sie ihre Berge von billigen Toastern und Levi’s bekommen. Erst nach dem Anschlag auf Sie war ich in der Lage, unsere Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass sie Ihnen eine viel wichtigere Aufgabe übertragen sollen.«
    »In New York?«
    »Genau«, sagte er, als er die Hauptstraße verließ und auf einen kaum noch benutzten Betonweg einbog, der zu einem offenen Tor führte, das auf den nordöstlichen Ausläufer des Flughafengeländes führte. Dort stand ein Gulfstream-V-Jet, mit laufenden Triebwerken und verdunkelter Kabine auf dem Rollfeld. Dalby hielt daneben an. Ein Mann streckte den Kopf aus der Luke direkt hinter dem Cockpit und winkte ihnen zu.

    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht alle Informationen geben konnte, die ich hatte«, sagte Dalby. »Aber ich hatte auch nicht sehr viele, ehrlich. Und Informationen haben und sie richtig interpretieren zu können, das sind sowieso zwei Paar Schuhe. Jetzt jedenfalls wissen wir schon viel mehr über das, was in New York los ist und in welcher Verbindung es zu dem steht, was Ihnen passiert ist.«
    »Was tut Baumer denn da genau?«, fragte Caitlin, die noch immer Schwierigkeiten hatte, ihre Wut zu zügeln.
    »Er hat sein Volk in die Neue Welt gebracht«, sagte Dalby. »Und dort will er ihr gelobtes Land aufbauen.«
    Caitlin schwieg einen Moment, während sie versuchte, das alles zu verdauen: die Täuschung, den Verrat, die wechselnden Schwerpunkte und Interessen. So sehr die Einzelheiten und Zusammenhänge auch verzerrt und undeutlich blieben, eine Sache war grundsätzlich klar: Sie musste den Mann finden, der sich aus taktischen Gründen an ihrer Familie vergangen hatte. Das war schlimmer, viel schlimmer, als sich vorzustellen, dass er aus persönlichen Rachegefühlen heraus gehandelt hatte. In Wirklichkeit war es ihm völlig gleichgültig. Ob jemand getötet wurde, spielte keine Rolle für ihn. Es ging nur darum, Zeit herauszuschinden, das war seine Taktik.
    »Das ist eines von unseren Flugzeugen. Es bringt Sie zu einem kleinen Flugplatz im Staat New York, wo sie in ein Militärflugzeug wechseln, das sie nach New York City bringt. Ich fürchte, Sie werden abspringen müssen, wenn Sie Glück haben, noch vor Tagesanbruch. Soweit ich weiß, sind Sie für HAHO-Sprünge ausgebildet. Die nötige Ausrüstung wird Ihnen vor Ort übergeben.«
    »Ich brauche keine Ausrüstung«, erwiderte Caitlin. »Ich werde ihn mit den gleichen Händen töten, in denen ich mein Baby gehalten habe, nachdem er versucht hat, es mir wegzunehmen.«

41
    Texas, Regierungsbezirk
    Der McDonald-Lake war ein kleiner, dreieckiger Brackwassersee, der inmitten eines dichten Waldes verborgen lag, ungefähr zwei bis drei Kilometer südöstlich von der Stelle, wo der Texas-155-Highway die Farm-to-Market-Road 321 kreuzte. Das Waldgebiet, das größtenteils aus Hickory-Bäumen, Zedern, Ulmen, Magnolien und Tussock-Gräsern bestand, umschloss eine größere Lichtung, auf der die Rinderherde ungestört grasen konnte, ohne dass sie befürchten mussten, von den Road Agents entdeckt zu werden. Miguel hoffte auch, dass die Vegetation den Lärm dämpfen würde, den eine solche Herde nun mal verursachte, sogar jetzt noch am späten Abend, wo die Tiere eher ruhig zusammenstanden und nur gelegentlich am Gras zupften oder sich zum

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