Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
innerlich zu, aber laut sagte er: »Wir können kaum auf jemanden verzichten. Und wo sollten die Kundschafter suchen?«
    Adams Antwort überraschte ihn. »Wir müssen gar nicht überall suchen. Wir müssen nur darauf achten, dass der Weg, den wir nehmen wollen, sicher ist.«
    Miguels Verdacht, dass die beiden jungen Leute sich abgesprochen hatten, wurde bestätigt, als Sofia sich beeilte, Adams Vorschlag zu unterstützen.
    »Er hat Recht«, sagte sie, als sie die ersten Bäume am Waldrand erreichten. Hier war es schwieriger voranzukommen. Sie hatten ihre Nachtsichtgeräte nicht dabei, und die
beiden Männer waren sich einig, dass es nicht sinnvoll war, Taschenlampen zu benutzen, die man womöglich kilometerweit sehen konnte. Solange der Mond noch am Himmel stand, hatten sie genug Licht, um sich den Weg durch das Unterholz zu bahnen, nur wenn er hinter einer Wolke verschwand, mussten sie viel langsamer und vorsichtiger weitergehen. Die Hunde jedoch rannten voraus, flitzten durch das hohe Gras und sprangen ab und zu ohne Schwierigkeiten über einen Baumstamm, der im Weg lag.
    »Es ist ein vernünftiger Gedanke«, sagte Randall. »Wir sollten einige Reiter vorausschicken, um sicherzugehen.«
    »Und wer sollte das sein?«, fragte Miguel.
    »Ich kann das machen«, sagte Adam.
    »Ich auch«, fügte Sofia hastig hinzu.
    Die Nacht wurde ganz kurz ein wenig erhellt, als ein Meteor über den Himmel raste. Miguel widerstand dem Drang, ihm hinterherzuschauen, um nicht geblendet zu werden.
    »Das wirst du nicht tun, Prinzessin«, sagte er. »Aber du, Adam, du könnest mit mir zusammen losreiten, wenn Cooper Aronson es erlaubt.«
    Er stellte sich auf den Protest seiner Tochter ein und musste nicht lange darauf warten.
    »Das ist nicht fair«, sagte sie ein wenig zu laut, bevor sie mit gedämpfter Stimme fortfuhr. »Ich kann genauso gut wie Adam reiten und schießen, wahrscheinlich sogar besser. Nein, viel besser. Tut mir leid, Adam, aber das ist nun mal so.«
    Das stimmt natürlich, dachte Miguel. Ihr Auftritt in Crockett hatte das bewiesen. Dank ihrer Jagderfahrung verfügte sie über alle notwendigen Eigenschaften einer Kundschafterin. Er hatte schon oft bemerkt, dass sie mit ihrem Fernglas oder durch das Zielrohr ihrer Remington hindurch den Horizont absuchte. In dieser Hinsicht konnte man ihr kaum widersprechen.

    Aber er wollte seine Tochter, die einzige Überlebende seiner Familie, nicht losschicken, um die Spuren der Monster ausfindig zu machen, die für das grauenhafte Massaker in Palestine verantwortlich waren. Adam war geschickt genug, um eine derartige Aufgabe zu übernehmen, und nach den Kämpfen in Crockett traute Miguel ihm zu, dass er nicht den Kopf verlor.
    Der Junge schien allerdings ziemlich frustriert, weil Sofia seine männlichen Qualitäten infrage gestellt hatte. Miguel bemerkte auch in der Dunkelheit, dass er kurz davor war, gegen ihre anmaßende Art zu protestieren.
    Das war Miguel nur recht. Miss Sally würde dem jungen Mormonen jetzt nur noch attraktiver erscheinen.
     
    Cooper Aronson nippte an seinem heißen Becher mit Kaffee. Im gedämpften flackernden Kerzenlicht sah er aus, als sei er in der kurzen Zeit, die Miguel ihn kannte, um zehn Jahre gealtert. Seine Augen lagen eingefallen in ihren Höhlen, und tiefe neue Falten durchzogen sein Gesicht. Der Anführer der Mormonen stand vor einem Küchentresen mit einer Arbeitsplatte aus Kork, seine Hände umklammerten den emaillierten Blechbecher, als würde er davon nicht nur Wärme, sondern auch Trost erhoffen. Nur drei Kerzen brannten in der Küche, wo Miguel, Ben Randall, Willem D’Age und Aronson sich eingefunden hatten, nachdem sie eine halbwegs sättigende Mahlzeit aus gepökeltem Schweinefleisch und Bohnen zu sich genommen hatten. Die anderen hatten sich in ihre Schlafsäcke im Farmhaus zurückgezogen, nachdem die Mormonen sich um die Überreste der vorherigen Bewohner gekümmert hatten.
    »Die Idee klingt vernünftig«, sagte Aronson. »Aber sind Sie sicher, dass Sie Adam mitnehmen wollen?«
    »Er ist ein guter Junge«, sagte Miguel. »Tapfer und verlässlich. Und er wird natürlich unter meiner Aufsicht stehen.
Ich werde schon aufpassen, dass er nicht vom Weg abkommt oder etwas Dummes tut.«
    Ben Randall schenkte sich aus der Kaffeekanne, die auf dem Tresen vor ihnen stand, nach. Maive Aronson hatte ihn aufgebrüht, nachdem sie eine Vakuumpackung mit Kaffeebohnen in der Speisekammer entdeckt hatte. Die Bohnen waren nicht gerade frisch, aber der

Weitere Kostenlose Bücher