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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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war.
    Es war keine größere Sache so wie die Zusammenstöße in Bataillonsgröße, wie sie Downtown stattfanden, und das Feuer schien in zwei Wellen zu kommen: zunächst ein
kurzer Ausbruch von einigen Minuten, bei dem nur wenige Schützen beteiligt sein konnten, dann folgte einer längere Auseinandersetzung, die heftig genug klang, um besondere Vorsichtsmaßregeln zu treffen, als sie auf Sichtweite herankam. Einige der Waffentypen konnte sie am Klang unterscheiden. Mindestens eine AK-47, die Standardwaffe aller Straßenkämpfer, war dabei, außerdem eine wundersame Mischung von M-16- und M-4-Gewehren, dazwischen eine Schrotflinte und ein paar großkalibrige Pistolen. Von deren Lärm setzten sich zwei deutlich zu hörende, ziemlich hochtechnisch klingende automatische Feuerwaffen ab, die ganz schön gemein klangen. Sie fragte sich, ob sie womöglich zu spät kam und ein freischaffender Konkurrent ihr beim Kampf gegen Baumer dazwischenfunkte.
    Caitlin suchte Schutz in der Eingangshalle eines Sandsteingebäudes und horchte auf das Geräusch des Schusswechsels. In einem bestimmten Moment war sie sich ziemlich sicher, außerdem noch laut aufgedrehte Musik zu hören, die blechern, aber ziemlich deutlich an ihre Ohren drang. Es war dieses dämliche Lied mit den bellenden Hunden, das zwei Jahre vor dem Effekt ein Hit gewesen war. Das abgehackte Knallen einer automatischen Waffe – einer P-90, da war sie sich ziemlich sicher – schien gleichzeitig die Musik und das Hämmern der einsamen AK-47 zu beenden. Sie suchte die Straße danach ab, ob noch jemand in den Konflikt eingriff, und schaute sich außerdem in der düsteren Halle um, in der sie sich jetzt befand. Offenbar hatte man sie planlos geplündert, und sie schien nicht systematisch demontiert worden zu sein. Kürzlich war das Erdgeschoss allerdings überflutet worden, und es roch überall nach Fäulnis und Zerfall.
    Als sie einige Minuten lang, nachdem die Musik abgebrochen war, nichts mehr gehört hatte, setzte sie ihren
Weg fort. Sie brauchte Zeit, um das Gebäude zu erforschen, in das sie eindringen wollte. Es war eher unwahrscheinlich, dass Baumer draußen auf der Straße eine deutlich sichtbare Wache postiert hatte, das würde nur die Aufmerksamkeit der Aufklärungsdrohnen der Air Force erregen, die ständig über der Stadt kreisten, um Ansammlungen von feindlichen Truppen auszukundschaften. Außerdem hatte sie keine Ahnung, welchen Teil des Gebäudes seine Leute in Beschlag genommen hatten. Jukic hatte ihr lediglich die Adresse genannt und erwähnt, dass es ein großes Gebäude war. Es konnte vierzig oder fünfzig Stockwerke haben, und vielleicht hatten sie ihren Stützpunkt sehr weit oben eingerichtet. Wenn sie ihren Auftrag perfekt erledigen wollte, dann würde sie Tage brauchen, um alles auszukundschaften, aber sie hatte ja nur wenige Stunden Zeit, bis sie wieder rausgeholt wurde. In dieser Hinsicht gab es keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Denn noch an diesem Nachmittag würde Manhattan zu einem Ort werden, »an dem kein Überleben möglich war«.
    Sie überprüfte ein weiteres Mal ihre Ausrüstung, bevor sie wieder auf die Park Avenue trat, um sich so unauffällig wie möglich dem feindlichen Lager zu nähern. Sie begann gerade sich Gedanken zu machen, wie sie die letzten hundert Meter bewältigen sollte, als weiteres Gewehrfeuer aus genau der gleichen Richtung wie eben ertönte. Caitlin duckte sich augenblicklich hinter das Wrack einer Lincoln-Limousine, das am Tag des Großen Verschwindens einen privilegierten Parkplatz direkt vor dem Apartment-Block bekommen hatte. Mit ihrem Fernglas suchte sie die Kreuzung ab, auf die sie zuhielt, und bemerkte dort eine kleinere Gruppe von sieben oder acht Männern, die sich einen Weg zwischen den Autowracks hindurchbahnten, die hier besonders dicht standen.

    »Arschlöcher«, murmelte sie vor sich hin.
    Es konnte keinen Zweifel geben, dass sie das gleiche Gebäude angriffen, das auch ihr Ziel war. Sie fluchte leise vor sich hin und ging zurück in die Eingangshalle. Sie wusste nicht, warum, aber sie hatte ein eigenartiges Gefühl an diesem Ort. Vielleicht lag es an den Überresten der Verschwundenen, die hier so zahlreich im Matsch und Dreck herumlagen, den die Fluten hereingeschwemmt hatten. Sie eilte durch die Halle und versuchte das Gefühl zu ignorieren, dass sie von den Toten aus dem Jenseits beobachtet wurde.
    Ein kalter Schauer kroch ihr über den Rücken.
    Für sie war der Tod eigentlich nur eine

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