Das verlorene Land
seine Beine waren wackelig, und seine Ohren klingelten, als er sich beeilte, mit Ali und dem anderen Fedajin Schritt zu halten. Das brüllende Donnern der Explosionen von Raketen und Bomben war während der letzten Minuten etwas abgeklungen und von einem wilden Gewehrfeuer und dem Dröhnen der Helikopter abgelöst worden. Die drei Männer
rannten auf eine Treppe zu und kamen an einigen Piraten-Söldnern vorbei, die jetzt nicht mehr lachten oder sangen. Sie sahen schockiert und wütend aus. Sie warfen ihnen derart mörderische Blicke zu, dass Yusuf einen Augenblick lang fürchtete, sie würden ihre Waffen gegen die Fedajin heben. Er nahm schon sein Gewehr in Anschlag, aber Mustapha Ali war ihm im Weg. Wahrscheinlich war das auch gut so. Die Söldner hätten ihn bestimmt aufs Korn genommen, wenn er die Waffe gegen sie erhoben hätte. So aber rannten sie nur aneinander vorbei, und die Ungläubigen brüllten irgendwelche Sätze in einer fremden Sprache, die Yusuf nicht verstand. Er folgte Ali die Treppe hinauf. Im Nu waren sie zwei Etagen weit nach oben gekommen.
Der Araber und der Pakistani verständigten sich kurz im zweiten Stock und schienen sich schnell einig zu sein. Sie forderten Yusuf auf, ihnen zu folgen, und rannten den Korridor entlang. Auf der einen Seite führten Türen in verschiedene alte und verlassene Büros. Auf der anderen Seite lagen viele, größtenteils zerborstene Fenster, durch die man nach draußen auf die brennenden Wracks der Raketenwerfer schauen konnte. Jeder Zentimeter von Yusufs Körper spannte sich auf das Äußerste an, als ein amerikanischer Helikopter sich näherte. Es war einer dieser dicken Truppentransporter, die Blackhawk genannt wurden. Ein Türschütze schien ihm direkt in die Augen zu sehen, als er hastig damit beschäftigt war, eine Blockade in seiner Waffe zu lösen. Yusuf schreckte auf, als Ali ohne Vorwarnung seine Panzerfaust durch das Fenster hindurch abfeuerte. Ätzender Rauch breitete sich im Flur aus, und Tränen traten ihm in die Augen. Trotzdem konnte er den Flug der raketengetriebenen Granate verfolgen, die blitzschnell aus dem Gebäude schoss und die kurze Distanz im Bruchteil einer Sekunde überwand und mitten ins Cockpit des Kampfhubschraubers traf.
Alle drei Fedajin schrien auf vor Überraschung und Freude, als ein schmutzig-orangefarbener Feuerball an der Vorderseite des Blackhawk explodierte und ihn gewaltsam von seinem Kurs abbrachte. Yusuf sah, wie der Türschütze zurück ins Innere der Maschine geworfen wurde, kurz bevor eine zweite Detonation den Helikopter in der Mitte durchbrach. Er fiel wie ein Stein nach unten, immer schneller und spuckte dabei vier, nein fünf seiner Insassen aus. Zwei der durch die Luft fliegenden Besatzungsmitglieder brannten lichterloh, aber die anderen sahen aus wie leblose Puppen, als sie nach unten fielen. Begeisterung und Grauen vermischten sich in Yusufs Kopf. Er wollte gerade loslaufen, um seinem Kameraden für den grandiosen Schuss zu gratulieren, aber kaum hatte er den ersten Schritt gemacht, zerplatzten seine Mitstreiter vor seinen Augen in tausend Stücke. Ihre Körperteile verspritzten im ganzen Korridor, als überall um ihn herum ein wilder Sturm von Gegenfeuer ausbrach.
Yusuf warf sich auf den Boden, ohne darüber nachzudenken, was er tat. Er hörte das Dröhnen eines zweiten Hubschraubers, der direkt hinter dem abgestürzten aufgetaucht war. Das Prasseln seiner Miniguns, die Tausende von Kugeln auf jene Stelle feuerten, wo eben noch seine Kameraden gestanden hatten, hallte so laut in seinen Ohren wider, dass er das Gefühl hatte, die ganze Welt bestehe nur noch daraus. Obwohl er ihn nicht sehen konnte, ging er davon aus, dass es sich um einen der kleineren, eiförmigen Helikopter handeln musste. Das Gewehrfeuer war so schnell, dass es klang, als würde man ein riesiges Segel in der Mitte durchreißen. Sie hatten ihn vor diesen teuflischen Dingern gewarnt. Ohne weiter nachzudenken, wie ein Tier in äußerster Lebensgefahr, kroch Yusuf auf die ihm am nächsten gelegene Tür zu, um zumindest eine Schutzwand aus Mauerwerk zwischen sich und den tödlichen Kugelhagel zu bringen. Nicht dass er sich irgendwelche
Illusionen über seine Sicherheit machte, denn die Amerikaner verfügten über bestialische Kanonen, die alles zerstören konnten. Aber zumindest war er auf diese Weise aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Seine Haut fühlte sich an, als würde sie verbrennen, als stünde jeder Quadratzentimeter seines Körpers unter
Weitere Kostenlose Bücher