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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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hinteren Bereich des Ladens. Er bewegte sich nicht, stand wie angewurzelt da,
denn jetzt war er ganz sicher, dass er sich nur umdrehen musste, und schon würden die Geister der Verschwundenen vor ihm stehen, mit grinsenden Totenschädeln, und ihre Knochenhände nach ihm ausstrecken, um ihn dorthin mitzunehmen, wo der Teufel sie an jenem unseligen Morgen des 14. März 2003 hingebracht hatte.
    Als die Hunde anfingen zu bellen, hätte er sich beinahe in die Hose gemacht.
     
    Die beiden Männer ritten auf Pferden, was nichts Ungewöhnliches war. Aber dass sie weiße Hemden trugen, mit angehefteten Namensschildern und schwarze Krawatten unter ihren marineblauen Windjacken, schon. Es waren zwei Mormonen, die auf kastanienbraunen Pferden die Hauptstraße von Leona entlanggeritten waren, bis sie Miguels Tochter getroffen hatten, die sie nun mit ihrer Remington 700 in Schach hielt. Jetzt ritten sie nirgendwo mehr hin. Sie saßen ganz still da und hielten die Hände hoch. Die beiden Hunde standen drohend neben Sofia, mit angewinkelten Vorderbeinen, gesträubtem Fell und gebleckten Zähnen.
    Miguel senkte seine Waffe, als er aus dem Laden trat und erkannte, dass es sich um Mormonen handelte. Zwei wie diese beiden waren vor einem Jahr auf ihre Ranch gekommen, und schon damals hatte er über ihre eigenartige unpassende Kleidung gestaunt. Es war eine Art Uniform, das wusste er, und er konnte sich nicht vorstellen, dass andere Leute im Osten von Texas sich so ausstaffierten.
    »Sofia«, rief er. »Ist in Ordnung, du kannst das Gewehr herunternehmen.«
    Zufrieden stellte er fest, dass seine Tochter die Männer nicht aus den Augen ließ, als sie den Lauf senkte.
    »Guten Morgen, meine Herren«, rief er ihnen über die verlassene Straße zu. Er hatte noch immer seine Winchester in der Hand, hielt sie aber so, dass die Mündung nach
unten gerichtet war. Die kurze Flinte spürte er an seiner Hüfte. Die Reiter machten keine Anstalten, ihre Waffen zu ziehen, stellte er beruhigt fest. Sie trugen moderne Armeegewehre auf dem Rücken, und er konnte keine am Sattel verwahrten Gewehre erkennen.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte der eine und winkte ihm gezwungen zu. »Wohnen Sie hier in der Gegend, oder sind Sie nur auf der Durchreise?«
    »Ich komme aus dieser Gegend«, antwortete er vorsichtig. Es gab keinen Grund, diesen Männern zu erklären, warum sie sich auf den Weg gemacht hatten. »Wir sind auf dem Weg nach Norden. Und Sie?«
    »Wir wollen auch nach Norden. Nach Kansas City, mit einer Herde Rinder.«
    »Sind Sie die Vorhut?«, fragte er und ging auf sie zu.
    Sofia drehte sich leicht zur Seite, als er in die Mitte der Straße trat, hielt aber den Lauf ihres Gewehrs weiterhin in Richtung der Männer. Miguel konnte nirgendwo in der Nähe des Ortes etwas von einer Rinderherde sehen. Seine Pferde waren an den Zaun des Grundstücks gekommen, wo er sie über Nacht untergebracht hatte. Sie schnaubten und wieherten den Neuankömmlingen zu, während die Hunde wachsam neben seiner Tochter stehen blieben. Sollte es Ärger geben, würden sie mit gefletschten Zähnen auf die Pferde dieser Männer losstürzen. Das zufällige Zusammentreffen schien allerdings ganz ungefährlich zu sein, auch wenn die Männer recht angespannt wirkten.
    »Unser Trupp liegt noch einige Meilen zurück. In der Nähe von Elwood«, sagte der zweite Reiter, der bis jetzt nicht gesprochen hatte. »Wir sind vorausgeritten, um nachzusehen, ob es hier in Leona genug zu fressen und Unterkünfte gibt, oder ob wir sie besser nach Centerville weitertreiben. Mein Name ist Willem D’Age, und das hier ist Cooper Aronson. Abgesehen davon, dass wir mit Rindern
zu tun haben, gehören wir zu den Heiligen der letzten Tage und …«
    Miguel winkte ab, bevor der Mann mit seinen Werbesprüchen beginnen konnte.
    »Ich bin katholisch«, sagte er. »Und das genügt mir auch fürs Erste.«
    »Und was wird am Tag des Jüngsten Gerichts aus Ihnen?«, fragte Aronson.
    Miguel deutete auf die Ruinen des kleinen Ortes. »Manche denken, das Jüngste Gericht sei schon über uns gekommen und wir hätten nun die Folgen zu tragen.«
    Die Mormonen nickten düster.
    »In der Tat«, sagte D’Age und machte eine Pause, bevor er weiter fortfuhr. »Dann kennen Sie also diese Gegend hier recht gut, Mister …«
    »Pieraro, Miguel Pieraro«, stellte er sich vor und ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Aronson beugte sich herab, um sie zu schütteln. »Ich bin Farmer und lebe auf dem Bundesgebiet. Das hier ist

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