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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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noch mal von vorne anfangen. Alles ist verkauft worden, bis auf den roten Ledersessel, auf dem ich sitze und den Feldstecher, den ich unter meinem Mantel versteckt habe. Jemand hat meinen Schlafanzug gekauft. Was werde ich heute nacht anziehen? Man lässt mich in meinem Sessel allein auf dem zurück, was vom Grünland noch übrig ist. Die Leute haben überall auf dem Gras ihren Müll liegenlassen. Mein Sohn kommt zu mir und sagt: Mutter tanzt nackt ums Haus.
Das Observatorium
    Mutter, vor dem Observatorium stehend: Ich halte die Hand meines Mannes. Es ist ein sehr erhabener Augenblick. Vor uns, auf zwei Metallpfosten und ein gutes Stück über dem Boden, befindet sich ein großes Marmorschild, das im Moment noch von einem Laken verhüllt ist. Ich sehe meinen Mann an. Mein Mann versteht nicht. Triumphierend ziehe ich das Laken fort, und ich sehe.
Aus Tearsham Park wird Das Observatorium
    Vater, die Eingangshalle verlassend: Meine Frau ist sehr aufgeregt, sie schleppt mich aus unserem leeren Haus nach draußen. Vor uns, auf zwei Metallpfosten und ein gutes Stück über dem Boden, befindet sich eine Art Schild, das unerklärlicherweise direkt vor dem Haupteingang aufgestellt worden ist. Meine Frau sieht mich an. Ich verstehe nicht. Meine Frau zieht das Tuch herunter, und ich sehe.
    DAS OBSERVATORIUM Großzügig ausgestattete, geräumige Wohnungen
Meine Mutter und mein Vater
    Vor der verschmutzten Fassade des Observatoriums stehend, starren meine alten Eltern zur Abwechslung einmal gemeinsam auf den Namen unseres Hauses, der stümperhaft in ein schmutziges und angeschlagenes Schild aus falschem Marmor gemeißelt ist. Nachdem sie das Schild angesehen hatten, sahen sie einander an. Schließlich sprachen sie, erhoben ihre Stimmen über den ständig kreisenden Verkehr:
    Du! Du?
    Francis?
    Alice?
    Bist du es wirklich, Francis?
    Alice? Alice!
    Ich dachte, du wärest tot.
    Ich habe dich aus den Augen verloren.
    Meine Frau!
    Mein Mann!
    Wo bist du gewesen?
    Im Observatorium, Wohnung 6. Erste Etage.
    Ich wußte nicht, wo ich dich suchen sollte.
    Und du, wo bist du gewesen?
    Natürlich in Tearsham Park.
    Nein, Francis, dieses Gebäude gibt es nicht mehr. Wo ist es hin, Alice? Es ist tot, Francis.
    Es folgte ein langes Schweigen.
    Ist es wirklich tot? Mausetot, Francis. Ich bin hier geboren, weißt du. Wir mußten weiterziehen.
    Ein weiteres langes Schweigen. Vater versuchte zu verstehen, versuchte, die einzelnen Informationen miteinander in Verbindung zu bringen.
    Jemand hat das Teleskop aus dem Observatorium geholt. Keine Angst, niemand hat die Sterne angerührt. Da bin ich aber froh.
    Es folgte ein weiteres langes Schweigen, und obwohl der letzte Satz meinen Vater ein wenig aufgemuntert hatte, sah er immer noch beunruhigt aus. Er murmelte vor sich hin. Schließlich sprach er wieder.
    Alice?
    Ja, Francis.
    Alice? Alice! Alice!
    Pssst, Francis, was ist denn los?
    Alice. Alice, wenn ich nicht in Tearsham Park gewesen bin, wo bin ich dann gewesen?
    Ich meine mich jetzt daran zu erinnern, daß du in dem Zimmer gewesen bist, das neben meinem liegt. Du warst so still, ich dachte, du wärest tot.
    Und noch ein Schweigen. Mein Vater betrachtete sehr lange die Silhouette des Observatoriums. Verwirrt las er die Graffiti: Und sogar Du kannst Liebe finden oder Genieße den Geschmack, doch als er die Säulen des Eingangsportikus anstarrte, veränderte sich sein Gesicht und als er nun sprach, schien er auf ein Wissen anzuspielen, das sich ihm bisher entzogen hatte:
    Ich bin sehr krank gewesen, oder?
    Jetzt geht es dir wieder gut, Francis.
    Mir ist ein bißchen kalt.
    Dann laß uns hineingehen, Francis.
    Ist es kalt, Alice?
    Nein, Francis, es ist Sommer. Im Sommer ist es heiß.
    Oh, gut, es ist nur, daß ich die Temperaturen nicht mehr spüren kann.
    Langsam, vorsichtig, behutsam führte meine Mutter meinen Vater über die Treppe des Observatoriums nach oben zu Wohnung 6, blieb auf jeder zweiten oder dritten Stufe stehen. Sie führte ihn in das größte Zimmer und setzte ihn in einen geräumigen roten Ledersessel.
    Schlaf jetzt ein bisschen, Francis. Dann wirst du dich gleich besser fühlen.
    Nur ein kleines Nickerchen, Alice. Es war eine recht anstrengende Reise.
    Vater schloss die Augen.
V  DAS FEST DER HEILIGEN LUCIA
Abbruchexperten
    An einem Tag im Herbst kehrten die Abbruchexperten zurück. Meine Mutter sah sie durch den Zaun des Parks, sie machten sich in ihren Akten Notizen. Als Mutter von ihrem Spaziergang zurückkam (nachdem sie zu

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