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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich dann neben den Sockel und lächelte jedes Mal, wenn eine Münze in meine Dose fiel. Ich konnte niemals allein sein.
    Sie verlor immer noch an Gewicht, wie der Mann mit der Personenwaage nicht müde wurde mir mitzuteilen, wann immer Anna und ich in den Park gingen. Manchmal versuchte ich, sie bei der Pflastermalerin zu lassen. Ich ging zu dem defekten Brunnen, setzte Anna auf die Bank, die den Kreidebildern am nächsten war, und sagte ihr, dass ich sie schon bald wieder abholen würde. Sie rief mir nach, sah verängstigt aus. Sie nahm die Augen der heiligen Lucia aus ihrer Tasche und spielte nervös damit, ließ sie von einer Hand in die andere gleiten. Doch trotz meiner Verärgerung über die immerwährende Gegenwart von Anna Tap stellte ich fest, dass ich sie nie sehr lange allein lassen konnte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wenn ich fortging, ich sah ihre mitleiderregende Mimik und hörte, wie sie die hölzernen Augen aneinander rieb. Oft hatte ich ein so schlechtes Gewissen, dass ich sofort zu ihr zurückkehrte und sagte, Ja, in Ordnung, du kannst mitkommen. Aber in dem Moment, in dem ich es sagte, ärgerte ich mich zugleich. Also platzierte ich sie woanders und versprach zurückzukommen. Also rief sie nach mir. Also bekam ich ein schlechtes Gewissen und wurde traurig. Also ließ ich sie mitkommen. Also widerte sie mich an. Ich war ein Einzelgänger. Ich war glücklicher, wenn ich allein war. Aber jetzt konnte ich nicht mehr mit dem kostbarsten Stück meiner Ausstellung reden, weil sie dabei war; ich konnte keine innere Reglosigkeit mehr erreichen, weil sie da war; ich konnte nicht mehr denken, weil sie immerzu da war. Jedes Schweigen wurde unterbrochen von: Francis, was machst du?
    Als wir im Tunnel waren, sagte sie einmal zu mir, Ich fülle deine Tage mit Liebe, Francis. Du wirst dich dran gewöhnen. Habe Geduld.
    Ich fragte sie, Lebst du noch hinter diesen weißen Augen, Anna? Sie lassen dich so tot aussehen. Ich lebe noch, Francis, sagte sie, komm näher.
    Sie rauchte ständig. Und beschmutzte alles. Ich war überzeugt, dass meine Handschuhe noch gelbe Finger bekommen würden, wenn ich zuviel Zeit mit ihr verbrachte.
    Ich stahl ihre Zahnbürste. Und warf sie fort (sie war der Ausstellung nicht würdig). Ich beschwerte mich über ihren Mundgeruch, bat sie, mir nicht zu nahe zu kommen. Ich ging in ihre Wohnung hinauf, als sie bei meiner Mutter war, und räumte ihre Sachen um. Ich legte Ziegelsteine vor die Wohnungstür, sah zu, wie sie stürzte und sich verletzte. Ich nahm sie mit auf einen Spaziergang in die Stadt und ließ sie irgendwo stehen, ich hörte, wie sie meinen Namen rief und folgte ihr, als sie verzweifelt Passanten um Hilfe bat. Ich folgte ihr den ginzen Weg zurück nach Hause. Ja, ich schaute sogar zu, wie sie voller Schrecken am Bordstein stand und dem Verkehr kuschte, der um das Observatorium raste, sah sie eine Stunde dort warten und jeden Passanten anflehen, sie auf die andere Seite zu bringen.
    Geduldig ertrug sie all meine kleinen Gemeinheiten. Sie gab vor, ich sei nur müde, ich meinte nicht wirklich, was ich sagte. Sie verzieh mir immer: Ich verzeihe dir, Francis. Aber ich fand, es wäre interessanter, wenn sie mir nicht verzieh, wenn sie mich anbrüllte und beschimpfte und mich in Frieden ließ. Meine Tage waren ausgefüllt mit dem abgestandenen Mief von Anna Tap, und ich kämpfte um frische Luft.
    Sie machte mir Geschenke: Sie gab mir ihr Brillenetui, sie gab mir ihr Liebeskleid (das ich ohnehin vorhatte zu stehlen, Position 995).
    Ich weiß, es ist sehr schwer für dich, Francis. Ich weiß, es wird seine Zeit dauern. Aber keine Angst, ich habe Geduld.
Über Augen und Stöcke
    Ich brachte Anna in die Augenklinik. Sie gaben ihr einen weißen Metallstock mit einer Gumminoppe an der Spitze. Man brachte Anna bei, wie dieser Stock zu benutzen war, und hielt sie mir für einige Stunden vom Hals, während sie den Boden abklopfte und Unterweisungen erhielt, wie man durch Abklopfen die Straßen kennenlernen konnte. Aber es war seltsam. Wenn Anna bei ihren Stunden war, wollte ich sie zurückhaben, ich langweilte mich ohne sie. Wenn sie in der Augenklinik für den Tag fertig war, wartete ich dort bereits auf sie.
    Mit jeder weiteren Unterrichtsstunde gewann Anna ihr Selbstvertrauen zurück. Die Augenklinik hatte Glasaugen für sie bestellt und rechnete in einigen Wochen mit der Lieferung. Aber sie wollte in ihrem Schädel hölzerne Augen tragen und schrie und trat, wenn die Augenärzte

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