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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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unsere Sachen hier hergebracht.
    Nicht meine Sachen. Warum sind wir hier?
    Ich dachte, du fändest es vielleicht unterhaltsam. Es ist ein bisschen so wie deine Ausstellung, findest du nicht? Natürlich weniger ordentlich.
    Nein.
    Es gibt Ähnlichkeiten.
    Meine Ausstellung ist voller Liebe. Mir wird schlecht.
    Willst du dich nicht übergeben.
    Schau dir das an. Es ist so, so traurig.
    Ich kann nicht. Ich kann nicht sehen.
    Ich will nach Hause.
    Faß die Sachen doch einmal an, Francis. Sie sind so schmutzig! Berühre sie. Berühre sie und schau dir dann deine Handschuhe an.
    Hör auf damit. Bitte, bitte, hör auf damit.
    Dies ist die Scheiße der Stadt.
    Da drüben ist eine Ratte! Mir ist schlecht.
    Sieh dir die Ratte an, Francis, schau sie dir an. Trägt sie weiße Handschuhe?
    Auf der Rückfahrt im Bus sagte sie mir, sie hätte mir die Berge gezeigt, weil sie es gut mit mir meine. Sie bat mich wieder, die Handschuhe auszuziehen. Ich sagte nichts. Ich setzte mich auf einen anderen Platz ans Ende des Busses.
    Das war mein Geburtstagsausflug.
    Wenn Anna danach zu Besuch kam, verließ ich Wohnung 6. Wenn ich in den Tunnel ging, schloss ich die Tür stets hinter mir ab.
    Die Abbruchexperten kamen wieder. Sie sprachen mit dem Pförtner. Ich ignorierte alle: Anna, Mutter, Claire Higg, den Pförtner, die Abbruchexperten.. Dieses Weiß.
    Diese Baumwolle.
    Diese Ausstellung.
    Dieser ganz besondere Gegenstand.
    Das war alles. Das war alles, was es für mich gab.
Pförtner
    Der Pförtner kehrte weiter, wischte weiter, blies weiter Trübsal. Manchmal konnte man sehen, wie er mit einer Drahtbürste ein kleines Stück Teppichboden schrubbte und erst dann mit seiner Arbeit aufhörte, wenn er den Teppichboden vollständig weggeschrubbt hatte und die Dielen darunter zu sehen waren. Aber er leerte weiterhin unsere Mülleimer, er zischte weiterhin, und wir gingen ihm weiterhin aus dem Weg.
Higg
    Ich ging jetzt für Miss Higg einkaufen. Mutter brachte ihr die Lebensmittel dann hinauf. Sie meinte, Miss Higg ginge es schlechter, sie sagte:
    Claire hat sich gehen lassen. Sie sieht Tag und Nacht fern. Sie schläft nicht mehr in ihrem Bett. Wenn das Programm am Abend zu Ende ist und die Fernsehsender nur noch einen hohen, anhaltenden Ton übertragen, starrt Claire auf den leeren Bildschirm und begleitet diesen Ton die ganze Nacht lang mit einem Summen.
    Miss Higg beklagte sich, dass eines frühen Morgens, als sie noch schlief, jemand in ihre Wohnung geschlichen war und den Fernseher ausgeschaltet hatte. Sie sagte, jemand habe ihre Haarbürste gestohlen. Alle sahen mich an. Aber ich hatte die Haarbürste nicht gestohlen. Was sollte ich auch mit Claire Higgs Haarbürste?
Mutter
    Mutter verbrachte so wenig Zeit wie möglich in ihrem Schlafzimmer und ließ all ihre Sachen von mir mit Laken verhängen. Sie stand jetzt früh auf, vor allen anderen, zog sich immer schick an, ging aber nie aus, nicht einmal in den Park.
    Anna Tap wurde von mir völlig ignoriert bis zu dem Abend, als sie von einem Mann mit weißen Handschuhen Besuch erhielt.
Der Mann mit weißen Handschuhen
    Spätabends, als alle schliefen, war noch jemand unterwegs, ging die Treppe zur dritten Etage hinauf. Er blieb vor der Wohnung mit der Nummer 18 stehen, drehte mit einer weiß behandschuhten Hand am Türknauf. Die Tür war abgeschlossen. Er nahm einen Schlüssel heraus. Er schloss die Tür zu Wohnung 18 auf und trat ein.
    Fest schlafend in seinem Schlafzimmer lag der sich sanft hebende und senkende Körper von Anna Tap. Sie schlief, sie wusste nicht, dass jemand ihre Wohnung betreten hatte, sich langsam ihrem Schlafzimmer näherte, sich langsam ihrem Bett näherte.
    Der Besucher kniete sich hin, als er das Bett erreichte. So verharrte er für kurze Zeit und betrachtete das geschlossene Gesicht von Anna Tap. Er hob seine weiß behandschuhten Hände an ihr Gesicht und berührte sanft, ganz sanft ihr dunkles Haar. Er streichelte es eine Weile, sachtesachte, um sie nicht zu wecken. Er wurde mutiger. Er berührte ihre Haut. Mit den Fingerspitzen berührte er leicht ihre Wangen. Ein Finger zeichnete die Kontur ihrer Nase nach. Er spürte die geschlossenen Lippen. Er berührte ihre Lider. Doch als er die Lider berührte, begannen sich die verdorbenen Kugeln darunter zu bewegen. Sie öffneten sich, und die gebrochenen Augen schauten heraus und sahen nichts.
    Wer ist da? Jemand ist da. Bist du es, Francis?
    Der Besucher berührte noch einmal Anna Taps Gesicht. Anna ergriff seine

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