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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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jemand meinen Knopf gesehen?
    Und während ich lief, sagte ich zu mir: Ich glaube, du kannst noch schneller, Francis. Und sogar noch ein bisschen schneller, Francis, wenn ich bitten darf. Schaffst du das? Ich werde es zumindest versuchen. So, ich denke, es geht nicht mehr schneller. Aber das genügt nicht. Du musst noch ein bisschen schneller laufen. Reicht es jetzt? Nein, noch ein bisschen, bitte.
    So? Schneller, bitte, Francis, schneller. Noch schneller? Ich werde es natürlich versuchen, aber.
    Ich konnte nicht weiter, obwohl ich nur einen Meter von der aufgebrochenen Tür zum Tunnel entfernt war. Der Pförtner war bei mir, er hatte mich an den Haaren gepackt und schlug meinen Kopf gegen die Wand.
    Doch eine Explosion am anderen Ende des Kellers bewirkte, dass er mich losließ. Die Explosion löste eine Druckwelle aus, die nun durch den Keller rauschte und die Wangen des Pförtners erbeben Kess. Als sich der Staub einen Augenblick später gelegt legte, sah ich meine weißen Baumwollhände an - sie waren tot, schmutzig, hässlich.
    Sieh nur, was du gemacht hast? Du bist dafür verantwortlich.
    Der Pförtner spuckte mir ins Gesicht und sagte:
    Lebe wohl, Francis.
    Und lächelte.
    Eine weitere Explosion, lauter, erheblich lauter. Und dieses Mal führte die Druckwelle Putz und Mauerwerk mit sich, verteilte es über die Stelle, wo der Pförtner und ich festsaßen. Wir hörten, wie über uns die Welt zu knarren anfing und dann nachgab.
Ein Augenblick außerhalb der Zeit
    Der Pförtner rührte sich nicht. Ich sah ihn nicht wirklich, zumindest nicht ganz, nicht einmal zum größten Teil. Nur einen Teil von ihm. Seine rechte Hand. Staubig. Mit Sommersprossen übersät. Aus den Trümmern herausragend.
    Ich schaute mich im Keller um, dessen eine Hälfte mit Staub und Schutt gefüllt war, während die andere Hälfte immer noch ihre Säulen und die Gewölbedecke besaß und so tat, als sei überhaupt nichts passiert. Ich stand auf und klopfte mich mit den Unterarmen ab, achtete selbst jetzt auf mein Erscheinungsbild, blieb ruhig, versuchte, mir keine Sorgen zu machen. Ich hatte schon gehört, dass Menschen sich so verhielten, wenn sie sich in extremen Gefahrensituationen befanden, dass sie Trost in den banalsten Handlungen fanden. Man hatte mir einmal von einem Mann erzählt, der wusste, dass er schon sehr bald sterben würde, aber trotzdem hartnäckig darauf bestand, eine Lesebrille zu bekommen, weil er Angst hatte, sich die Augen zu verderben. Ganz ähnlich klopfte ich nun allen Staub von mir ab und ging dann, mit langsamen, überlegten Schritten, ganz ruhig, um meine wachsende Angst zu überspielen, in den Tunnel. Ich fing an, meine Ausstellung einzusammeln, um sie mit nach draußen zu nehmen, ergriff jedes Exponat an einer Ecke seines Plastikbeutels. Ich war nicht bereit, auch nur ein einziges Ausstellungsstück zu verlieren, ließ jedoch die Kartonstücke mit den Positionsnummern zurück. Ich konnte später alles neu katalogisieren. Aber dies war ein schwieriges Unterfangen, konnte ich doch meine Hände nicht mehr benutzen und war gezwungen, die ganze Ausstellung mit den Handgelenken an mich zu nehmen. Immer wieder ließ ich kostbare Gegenstände fallen. Soll ich noch einmal zurück? Was war es noch? Position 9, eine leere Essigflasche. O ja, ich erinnere mich, Position 9 ist gut. Solltest du besser aufheben. Oh, und noch etwas war weg. Was war es noch? Position 6, ein Bleistiftstummel. Position 6 hier lassen? Niemals. Heb es auf. Aber jetzt ist Position 18 weg. Die leere, kleine, braune Pappschachtel? Heb sie sofort auf. Hör auf herumzutasten, Francis. Dies ist wirklich nicht der richtige Augenblick. Und mit jedem fallengelassenen Gegenstand wuchs meine Panik. Ich hatte kaum mit der Bergung der Ausstellung begonnen, als die dritte und stärkste Explosion mich auf den Boden des Tunnels schleuderte.
    Begebenheiten in einem Tunnel Als ich die Augen wieder aufschlug, konnte ich nichts sehen.
    Das Kellerlicht, das den Tunnel zuvor spärlich erleuchtet hatte, war erloschen. Irgend etwas drückte auf meine Beine, so daß ich mich nicht bewegen konnte. Einige der alten Holzbalken, die die Decke und die Wände des Tunnels abstützten, waren eingebrochen, hatten einen Teil des Tunnels einstürzen lassen und bedeckten nun meine Beine. Als ich den Kopf ein wenig hob, stieß ich gegen einen anderen Balken: Der vor mir liegende Weg war ebenfalls versperrt. Ich war gefangen. Ich wagte nicht, mit meinen Händen herumzutasten, gab mir

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