Das verlorene Observatorium
gestohlen worden. Der Band, den ich gerade las. Der Band, in dem die Photographie lag. Er wurde nachts gestohlen. Ich frage die Hausangestellten. Sie schütteln den Kopf. Ich frage Francis. Francis sagt, er wisse von nichts. Ich fange an, das ganze Haus abzusuchen.
Das Observatorium
Meine Mutter in der Eingangshalle: Ich begrüße die Bewohner des Observatoriums. Sie kommen mit Gepäck, mit Lastwagen voller Gepäck. Sie richten sich ihr neues Zuhause so nahe an meinem ein. Ich bin sehr glücklich. Ich schüttle jedem einzelnen die Hand. Ich sage: Herzlich willkommen. Willkommen im Observatorium. Francis steht hinter mir. Er sieht sehr ernst aus, er verbringt mehr Zeit damit, den Besitz der neuen Bewohner zu betrachten als die neuen Bewohner selbst. Er schüttelt keinem die Hand.
Tearsbam Park
Vater in Wohnung 24: Dies sind die Mansardenzimmer, aus irgendeinem Grund sind sie aufgeräumt worden. Sie waren schon immer staubig, aber früher waren sie auch voller
Gegenstände. Ich bin hergekommen, um (erfolglos) nach dem verschwundenen Buch mit dem Photo zu suchen. Statt dessen habe ich entdeckt, daß noch etwas anderes fehlt. Ich sehe folgendes: eine leere Ecke. Dort stand einmal eine Holzkiste, in der sich verschiedene Dinge befanden, für die es in Tearsham Park keine Verwendung mehr gab. Unter diesen Dingen war auch ein Teddybär ohne Mund.
Das Observatorium
Im größten Zimmer von Wohnung 6 spricht meine Mutter: Als mein Gemahl heute im Park saß, bekam er einen Schlaganfall. Der Arzt sagt, womöglich erhole er sich wieder, er könne hierbleiben, oder man weise ihn in ein Krankenhaus ein. Es läge an uns. Mein Mann spricht nicht, er schaut verloren vor sich hin. Sein Gesicht ist völlig ausdruckslos. Oh, warum ist er nicht gestorben?
Ich sage dem Arzt, Ja, nehmt ihn mit, steckt ihn in ein Krankenhaus, schafft ihn mir aus den Augen. Francis sagt, Nein, auf gar keinen Fall. Francis sagt, Ich werde mich um Vater kümmern. Ich sage, Tu, was du willst, aber erwarte von mir keine Hilfe. Für mich ist mein Mann gestorben. Ich sehe mich als Witwe. Ich trage Schwarz. Manchmal ertappe ich mich beim Weinen ich empfinde keinerlei Trauer, warum sollte ich also weinen? Ich trockne meine Augen und mache mir Vorwürfe.
Tearsham Park
Vater im Schlafzimmer meiner Mutter in Wohnung 6: Der Priester hat uns besucht. Etwas Furchtbares ist geschehen, etwas Unbeschreibliches, etwas Unaussprechliches ist gestohlen worden. Nicht die Spielsachen, nicht der letzte Band der
Familiengeschichte, nicht das Photo oder der Teddybär, sondern etwas anderes. Francis streitet alles ab, aber ich weiß, daß er schuldig ist. Wir haben das Haus abgesucht, wir haben das Gelände abgesucht. Wir haben nicht gefunden, wonach wir suchten. Ich habe das Kind mit der Reitpeitsche geschlagen. Er fragt mich, Vater, liebst du mich nicht? Später, als ich mich wieder ein wenig beruhigt habe, antworte ich ihm, Ich werde dich immer lieben, aber ich fürchte, ich werde dich nie wieder mögen. Was habe ich nur getan, um ein solches Monster von Kind zu erschaffen? Wie konnte er nur so etwas tun? Was hat ihn dazu gebracht, so etwas zu stehlen? Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Aus Angst, ihn erneut zu verprügeln, wage ich es nicht, das Kind anzusehen. Er widert mich an.
Als wir meiner Frau von Francis' Verbrechen erzählten, erbrach sie sich. Wir führten sie nach oben ins Bett. Sie verläßt ihr Zimmer nicht mehr. Sie hat gänzlich aufgehört zu sprechen. Sie liegt in ihrem Bett und rührt sich nicht.
Eine kurze Unterhaltung zwischen Anna Tap und mir
Meine Eltern nahmen Anna Tap und mich normalerweise bereitwillig auf ihre Abenteuer mit, wir stellten niemals ihre Geschichten in Frage und sprachen anschließend nur selten darüber. In Wahrheit ist dies hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß ich Anna bremste, sobald sie zu reden begann. Aber dieses eine Mal war Anna so schockiert über das Theater meines Vaters, so schockiert, ihn in Tränen aufgelöst zu sehen, dass sie mich beharrlich weiter fragte, sogar noch, nachdem ich sie eindringlich gebeten hatte, den Mund zu halten. Was wurde gestohlen, Francis?
Ich weiß es nicht.
Was haben Sie gestohlen?
Kann man etwas stehlen, das niemand haben will?
Warum waren Ihre Mutter und Ihr Vater so bestürzt? Was ist passiert?
Meine Eltern sind sehr nervöse Menschen.
Francis, was haben Sie getan?
Anscheinend habe ich es vergessen.
Francis. Ich denke, ich sollte jetzt wohl besser gehen, Mutter ruft.
Das
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