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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Furcht an einem gemeinsamen Feind abzureagieren. Das war ein Feind, den sie verstanden, beinahe in gewisser Weise liebten. Das Schwert konnte sich am Schwert messen. Das Vieh zu ernten, das bereitete dem Krieger keine Freude, war nur Nahrungsgewinn. Der Feind jedoch, dem Muzta jetzt gegenüberstand, überstieg solches Begreifen und erfüllte ihn mit stillem Grauen.
    Er konnte sich nicht hier draußen verstecken, und im Herzen war ihm klar, dass er genau das tat. Leise fluchend spornte er Bura zum Galopp und kehrte ins Zentrum des Lagers zurück.
    Als er das Lager seiner Elitegarde durchquerte, stiegen Warnrufe vor ihm auf und kündeten vom Eintreffen des Qar Qarth. Er ritt einen sanften Hügel hinauf, und die große Jurte kam in sein Blickfeld. Hundert Schritte durchmaß sie, und der fassdicke Mittelbaum ragte zehn Schritte weit auf; an seiner Spitze flatterte die Rossschweifstandarte launisch im Abendwind. Muzta lenkte Bura an die Plattform, sprang vom Pferd und betrat an den zeremoniellen Reinigungsfeuern vorbei das Zelt, in dem die Clanoberhäupter ihn erwarteten.
    »So, Tula«, sagte er kalt, »ich gehe hinaus, um über deine Worte nachzudenken, und du fällst wieder in deine alte Haltung zurück.«
    Die Versammlung wurde still. Muzta blickte sich im Zelt um und fixierte nacheinander jeden Anwesenden mit dem Blick. Es erfolgte keine Reaktion.
    »Die Clanhäuptlinge haben das Recht auszusprechen, was sie im Herzen tragen, mein Qarth. Obwohl du über uns berufen wurdest, steht es dem Tugarenvolk trotzdem frei zureden.«
    Tula stand auf und streckte seine gewaltige, beinahe drei Meter große Gestalt. Während er sich den zottigen, rauen Haarwuchs an den Armen rieb, trat er in die Mitte des Zeltes vor und baute sich vor Muzta auf.
    Gespannte Stille herrschte. Nur ein Angehöriger des goldenen Clans konnte Qar Qarth sein, und somit war es nicht möglich, Muzta zu fordern, er möge seine Stellung verteidigen. Allerdings hatte jeder Clanhäuptling das Recht, die Tugarenhorde zu verlassen, falls er das wünschte. Ein solcher Vorfall hätte nur eins bedeutet: einen bitteren Bürgerkrieg um die Herrschaft über die Nordsteppe.
    »Und welche Worte sind es, die du zu sprechen wünschst?«, fragte Muzta kalt.
    »Der Winterschnee ist dahingeschmolzen, und wir sind beinahe verhungert. Du hast entschieden, dass wir uns bei der Speisung an die alte Form halten – nur, wer schon Junge gezeugt hat, darf genommen werden, und die von hoher Geburt sind zu verschonen, außer zu den Mondfesten.
    Und deswegen, mein Qarth, hungern wir.«
    »Du denkst nur an das, wonach dein Bauch heute ruft«, knurrte Muzta. »Falls wir es anders hielten, gäbe es keine Speisung mehr, sobald wir die Welt erneut umritten hätten, denn kein Vieh wäre mehr vorhanden. Wir müssen einen Zuchtbestand bewahren, um den Ertrag aufzufüllen.«
    »Aber falls keine Tugaren mehr leben, weil sie verhungert sind, welchen Sinn hat es dann? Ich sage: Ernten wir das komplette Vieh; sorgen wir uns um das, was wir in Zukunft essen, wenn die Zukunft kommt.«
    Muzta wandte sich mit verächtlichem Schnauben ab.
    »Er hat Recht, mein Qarth.« Das war Suba, Häuptling des Merkat-Clans.
    Muzta blickte über die Schulter. Also bist du auch umgefallen, dachte er bei sich.
    »Bislang folgten wir stets den Anweisungen unserer Vorväter, die das Vieh, als es zu uns kam, auf der ganzen Welt verbreiteten«, sagte Suba leise, erhob sich und stellte sich neben Tula. »Wir ernteten jenes Vieh, das Nachwuchs gezeugt hatte, und diejenigen, die nicht bestes Zuchtmaterial waren. Wenn wir die Welt umritten hatten und wieder zurückkehrten, war eine neue Generation Nahrung nachgewachsen. Das war jedoch, ehe die Fleckenkrankheit das Vieh befiel.
    Soweit wir wissen, wird die Fleckenkrankheit sie womöglich alle dahinraffen. Es ist eine Seuche der Angst, mein Fürst. Seit wir sie in Constan zuerst erlebten, wurde ein Flächenbrand aus ihr und raffte das Vieh zu Zehntausenden dahin. Und da es stirbt, mein Fürst, hungern wir.«
    »Also sollen wir sie alle schlachten, jetzt essen und später verhungern, ja?«, schnauzte Muzta.
    »So haben wir zumindest eine Chance. Wir können uns den Kopf darüber zerbrechen, wie wir neues Vieh finden, sobald wir ein weiteres Mal diesen Weg entlangkommen, oder wir überfallen Merki-Land und nehmen ihnen Vieh weg.«
    »Und falls ich nein sage?«, fragte Muzta kalt.
    Es wurde still. Falls es zum Bruch der Clans kam, würde es jetzt geschehen. Muzta hatte schon einen

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