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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Befestigungen rings um die Hauptstadt von Rus aufrechtzuerhalten. Andrew wollte sie jedoch zumindest auf mehrere Jahre hinaus behalten. Ähnliche Anlagen entstanden derzeit auch rings um die im Wiederaufbau befindlichen Städte weiter östlich. Im Südwesten wurden mehr als hundertfünfzig Kilometer Befestigungslinien entlang der Ufer eines Flusses gebaut, den man inzwischen Potomac nannte; sie sollten eine Barriere bilden, die sich vom Binnenmeer bis zum Großen Wald erstreckte und dabei hundertvierzig Kilometer weit über die offene Steppe führte, eine vorgeschobene Verteidigung gegen die Merki, falls diese jemals anzugreifen planten. Andrew hoffte, dass er nächstes Mal – falls es ein nächstes Mal gab –, sämtliche großen Städte halten und jedweden Feind an der Grenze des Rusterritoriums stellen konnte. Alles aufzugeben und nur eine Stadt zu halten, das konnte man einmal machen, als sich die Revolution gerade mal in Suzdal und Nowrod durchgesetzt hatte. Und selbst Nowrod hatte man aufgegeben, da die Verteidigungskräfte offenkundig nicht aufgespalten werden durften. Sollte aber ein erneuter Angriff erfolgen und er diese Notmaßnahme erneut ergreifen, dann würde sich das Land auflösen.
    Das Volk der Rus hatte im Krieg furchtbar gelitten. Mehr als die Hälfte seiner Menschen starb durch die Pocken oder von der Hand der Tugaren, und jede Stadt wurde entweder durch die tugarische Besetzung oder bei der letzten Schlacht um Suzdal verwüstet. Die Südhälfte von Suzdal war der einzige bedeutsame urbane Kern, der überhaupt intakt blieb.
    Aus ihrer Geschichte heraus waren die Rus Katastrophen gewöhnt; ihre alten Städte brannten ungefähr einmal pro Generation von allein ab, und so erfolgte der Wiederaufbau der Wohnhäuser diesmal ziemlich schnell. Sollte einmal all das, was seither aufgebaut worden war, verloren gehen und wiederhergestellt werden müssen, wurde sich das als herzzereißende Aufgabe erweisen. Schon der Verlust des gewaltigen industriellen Komplexes wäre eine Katastrophe gewesen.
    Als er die früheren tugarischen Linien durchquerte, betrachtete er schweigsam die großen Grabhügel aus aufgeschütteter Erde, wo Zehntausende des Feindes begraben lagen. Auf jedem dieser Hügel flatterte eine ausgefranste Rossschweifstandarte in der Brise.
    Beim Blick zurück zur Stadt schwoll ihm die Brust vor Stolz. Die von der Flut weggerissene Nordhälfte der Stadt wurde zwar derzeit noch aufgebaut, dies jedoch nach moderneren Richtlinien als früher, durchzogen von breiten, offenen und mit Steinen gepflasterten Straßen. Die typische Rusarchitektur zeigte sich nach wie vor in kunstvoll geschnitzten Holzkonstruktionen, aber in einem Bezirk, der inzwischen Yankee-Quartier hieß, hatten seine Männer ein halbes Dutzend Blocks in einem eher neuenglischen Stil angelegt – mit weiß getünchten Schindelhäusern und einer kleinen Grünfläche, flankiert von mehreren Kirchen, einer Versammlungs- und Waffenlagerhalle sowie einer Kaserne für die allein stehenden Männer des Regiments und der Batterie, ob nun Junggesellen oder mit einer auf der Erde zurückgebliebenen Frau verheiratet und entschlossen, ihr weiter die Treue zu halten. Andrew empfand einen tiefen Respekt vor dem Unglück der Letztgenannten. Auch für ihn war das Ehegelübde heilig und unantastbar, und er verachtete von jeher Menschen, die es locker nahmen; andererseits verstand er die derzeitige Lage der Männer und respektierte auch diejenigen, die sich zu einer erneuten Ehe entschlossen hatten. Einige hatten sich überhaupt nicht anpassen können. Seit dem Krieg waren ein halbes Dutzend Selbstmorde zu verzeichnen, und mehr als zwanzig Männer waren gefangen in einem tragischen Kreislauf des Suffs oder betäubender Melancholie.
    Für Andrew bewies es die wirkliche Stärke seiner Kameraden, dass sie auf dieser neuen Welt zusammenhielten, sich im gleichen Stadtbezirk niederließen und durch Arbeit und militärischen Drill verbunden blieben.
    Und bei den meisten spürte er eine wachsende Akzeptanz für die Lage. Vielen war klar geworden, dass sie Fähigkeiten hatten, die sie hier in Rus ohne Verzögerung in Machtpositionen katapultierten, und dass sich ihnen somit Gelegenheiten eröffneten, die zu Hause unerhört gewesen wären.
    Vincent war mit zwanzig General, Ferguson mit sechsundzwanzig leitender Ingenieur der transkontinentalen Eisenbahn. Webster, der Finanzmagier, hatte es mit einundzwanzig zum Finanzminister gebracht und würde, vermutete Andrew,

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