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Das Verlorene Symbol

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Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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meiner Sicht der Dinge überzeugen. Garantiert.«

KAPITEL 81
    Mal'akh hatte den unterirdischen Raum, in dem er die Kunst ausübte, mit großem Einfallsreichtum getarnt. Dem arglosen Besucher erschien der Keller seines Hauses völlig normal – ein typischer Keller mit Heißwasserspeicher, Sicherungskasten, Feuerholzstapel und einem bunten Sammelsurium von Vorräten. Dieser sichtbare Keller war allerdings nur ein Teil von Mal'akhs unterirdischem Reich. Hinter Trennwänden verbarg sich ein beträchtliches Areal, das ausschließlich seinen geheimen Praktiken diente.
    Mal'akhs privater Arbeitsbereich bestand aus einer Anzahl kleiner Räume, von denen jeder einem eigenen Zweck diente. Der einzige Eingang zu diesem Areal war eine versteckte steile Rampe, zu der man nur durch sein Wohnzimmer gelangte. Auf diese Weise war eine Entdeckung seiner Geheimräume so gut wie ausgeschlossen.
    Als Mal'akh an diesem Abend die Rampe hinunterstieg, schienen die tätowierten Siegel und Zeichen auf seiner Haut im himmelblauen Schein der Beleuchtung seines geheimen Reiches zum Leben zu erwachen. In dem bläulichen Schimmer ging er an mehreren geschlossenen Türen vorbei und hielt direkt auf die große Kammer am Ende des Korridors zu.
    Das Allerheiligste, wie Mal'akh es gern nannte, war ein perfektes Quadrat von zwölf Fuß Kantenlänge. Zwölf sind die Zeichen des Tierkreises. Zwölf sind die Stunden des Tages. Zwölf sind die Tore des Himmels. Mitten in der Kammer stand ein steinerner Tisch, der sieben Fuß im Geviert maß. Sieben sind die Siegel der Offenbarung. Sieben sind die Stufen zum Tempel. Genau über der Mitte des Tisches hing eine sorgsam kalibrierte Lichtquelle, die innerhalb einer bestimmten Zeit eine Skala genau festgelegter Farben durchlief und nach der Tafel der Planetarischen Stunden ihren Zyklus alle sechs Stunden vollendete. Die Stunde von Yanor ist blau. Die Stunde von Nasnia ist rot. Die Stunde von Salam ist weiß.
    Jetzt war die Stunde von Caerra; folglich hatte das Licht im Raum eine weiche Purpurfarbe angenommen. Nur mit einem seidenen Lendenschurz bekleidet, der sein Gesäß und das kastrierte Geschlechtsorgan bedeckte, begann Mal'akh mit seinen Vorbereitungen.
    Sorgsam mischte er die Chemikalien, die er später entzünden würde, um die Luft zu weihen. Dann faltete er die jungfräuliche Seidenrobe, die er anstelle des Lendenschurzes anlegen würde. Zuletzt reinigte er eine Flasche Wasser zur Salbung seines Opfers. Als er fertig war, setzte er diese vorbereiteten Ingredienzien auf einen Beistelltisch.
    Als Nächstes trat er an ein Regal, nahm ein kleines elfenbeinernes Kästchen herunter, trug es zu dem Beistelltisch und legte es zu den anderen Dingen. Wenngleich er noch nicht bereit war, es zu benutzen, konnte er nicht widerstehen: Er klappte den Deckel auf und bewunderte seinen Schatz.
    Das Messer.
    In dem Elfenbeinkasten, in eine Wiege aus schwarzem Samt geschmiegt, schimmerte das Opfermesser, das Mal'akh für diesen Abend aufgespart hatte. Im letzten Jahr hatte er es im Nahen Osten für 1,6 Millionen Dollar auf dem Schwarzmarkt erstanden.
    Das berühmteste Messer aller Zeiten.
    Die Klinge dieses unfassbar alten und kostbaren, verloren geglaubten Messers bestand aus Eisen und war in einem beinernen Griff gefasst. Zahllose mächtige Persönlichkeiten hatten es im Lauf der Jahrtausende besessen. In den letzten Jahrzehnten allerdings war es verschwunden gewesen und hatte in einer geheimen Privatsammlung gelegen. Mal'akh war durch die Hölle gegangen, um es in seinen Besitz zu bringen. Das Messer, vermutete er, hatte jahrzehntelang kein Blut mehr gekostet – vielleicht seit Jahrhunderten nicht. Heute Nacht aber sollte die Klinge wieder die Macht des Opfers kosten, für die sie geschärft worden war.
    Mal'akh hob das Messer vorsichtig aus dem gepolsterten Fach und polierte die Klinge ehrfürchtig mit einem Seidentuch, das er mit gereinigtem Wasser getränkt hatte. Seit seinen ersten primitiven Experimenten in New York hatten seine Fähigkeiten sich weit entwickelt. Die dunkle Kunst, die Mal'akh praktizierte, war unter vielen Namen aus vielen Sprachen bekannt gewesen, doch wie man sie auch nannte, sie war eine exakte Wissenschaft. Die urtümliche Technologie hatte einmal den Schlüssel zu den Portalen der Macht besessen, doch schon vor langer Zeit war sie verbannt worden, in die Schattenreiche von Okkultismus und Magie verwiesen. Die wenigen, die diese Kunst weiter ausübten, wurden als wahnsinnig betrachtet, doch

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