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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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sich Ogden, dann Veremund hinein, um
die Energie zu empfangen.
    Als die Brüder wieder aus dem See stiegen, ihre Augen
fiebrig brannten und ihre Lippen zitterten, trat die
Katzenfrau zu ihnen und umarmte sie.
»Willkommen zur letzten Reise«, begrüßte sie die
Gefährten.
23 D ER
S
TERNENTEMPEL
     
»Aschure?«
    Sie öffnete die Augen. »Kommt herein, Sternenströmer, ich bin wach.«
Der Ikarier trat leise in ihre Kammer. Aschure mühte
sich gerade aus dem Bett, und ihr Schwiegervater eilte
sofort herbei, um der Hochschwangeren behilflich zu
sein. Tiefe Sorge umwölkte seinen Blick, aber er sagte
nichts. Die junge Frau mochte nämlich kein großes Getue
um ihre Person.
Seit einem Monat hielten sie sich schon hier auf dem
Tempelberg auf, und jeden Tag fühlte Aschure sich
noch etwas matter. Die Zwillinge schienen ihr alle Kraft
und Lebensenergie auszusaugen. Sternenströmer fragte
sich öfters, woran das liegen mochte. Schließlich war
ihre Schwangerschaft mit Caelum viel angenehmer
verlaufen, ja, sie war währenddessen sichtlich aufgeblüht. Warum raubten die Zwillinge ihr dagegen alle
Lebenskraft? Vielleicht steckte ja mehr dahinter, als nur
der Umstand, daß sie diesmal zwei Kinder in sich trug.
Er befürchtete, daß etwas anderes ausschlaggebend
dafür war.
Aschure bemerkte seinen unglücklichen Blick und
lächelte ihm aufmunternd zu: »Ich habe ausgezeichnet
geruht, Sternenströmer, das könnt Ihr mir glauben. Ist
alles gerichtet?«
»Ja, ich komme, Euch rechtzeitig zu wecken. Hoch
mit Euch, Ihr müßt vorher etwas zu Euch nehmen. Eine
lange Nacht steht Euch bevor.«
Die junge Frau ließ sich von ihm an einen kleinen
Tisch führen. Kaum hatte sie sich niedergelassen, da fing
ihr Schwiegervater auch schon an, ihr Obst zu schälen
und in mundgerechte Stücke zu zerteilen, die er ihr dann
einzeln reichte.
»Eßt«, forderte er sie auf. »Eßt kräftig.«
Um ihm zu Gefallen zu sein, schob sie sich ein Obststück in den Mund und kaute mit wenig Freude darauf
herum. Sie wollte den Zauberer nicht enttäuschen und
vor allem seine Sorge um sie nicht noch vergrößern.
Denn auch ihm stand eine harte Nacht bevor, vermutlich
eine noch anstrengendere als für sie. Die Reise auf die
Insel des Nebels und der Erinnerung hatte bislang
zumindest etwas bewirkt, worüber Aschure sehr glücklich war: Zwischen ihr und Sternenströmer hatte sich eine
Freundschaft entwickelt, die mit jedem Tag tiefer wurde.
Früher hatte seine Lust auf ihren Körper dem entschieden
im Wege gestanden, und sie hatte sich in seiner Gegenwart stets unbehaglich gefühlt. Seine Begierde schien
sich jedoch in dem Maße abgekühlt zu haben, sagte sie
sich lächelnd, wie ihr Leib mit den Zwillingen an
Umfang zunahm.
Aber nein, verbesserte sie sich selbst, für diese
Freundschaft konnte nicht allein der dicke Bauch
verantwortlich gemacht werden. Seit der Nacht, in der
Aschure niedergeschlagen von der Lektüre des Briefs
ihrer Mutter Sternenströmer aufgesucht hatte, um
Zuspruch zu finden, war der Vogelmann kaum noch von
ihrer Seite gewichen. In seiner Liebe zu ihr ließ er
nichts unversucht, um sie zu versorgen und aufzumuntern. Man hatte sogar die Wiedererleuchtung des
Sternentempels um zehn Tage verschoben, weil
Sternenströmer zu sehr mit seiner Schwiegertochter
beschäftigt gewesen war.
Sie griff nach dem nächsten Obstschnitz. Der Zauberer
hatte in jener Nacht nur das getan, worum sie ihn gebeten
hatte, und die Situation nicht ausgenutzt. Er hatte sie die
ganze Zeit in den Armen gehalten und ihr gesagt, wie
lieb und teuer sie ihm sei, bis Aschure endlich, eingehüllt
in seine Arme und Schwingen, eingeschlafen war. Noch
eine ganze Weile waren ihre Tranen geflossen. Als die
junge Frau dann am nächsten Morgen aufgewacht war,
hatte Sternenströmer sie sanft auf Stirn und Wange
geküßt und sie losgelassen.
Der Zauberer hatte sie getröstet und ihr Halt gegeben.
Und noch etwas viel Wichtigeres bewirkt: Er hatte
Aschures Vertrauen gewonnen. Und mit dieser auch ihre
Freundschaft.
»Habt Ihr über das nachgedacht, was ich Euch vor
kurzem vorgeschlagen habe?« fragte Sternenströmer jetzt
und unterbrach damit ihre Gedanken.
Aschure nickte leicht und legte das dritte Stückchen
Obst wieder auf den Teller zurück. »Ja, ich habe es
erwogen, Schwiegervater, aber … ach, ich weiß nicht.
Wenn Axis hier weilte, wäre es etwas ganz anderes …«
Tränen traten ihr in die Augen, und sie holte tief Luft,
bevor sie fortfahren

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