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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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an wen er sich hätte wenden können. Seine
lebenslange Ergebenheit Artor gegenüber erschien ihm
unbedeutend. Welchen Sinn hatte schon ein pflügender
Gott inmitten all des Eises hier? Hatte Artor diejenigen
beschützt, die seinen Namen anriefen und dennoch
während der letzten beiden Jahre gestorben waren? Nein,
dieser Gott hatte sich als untauglich erwiesen. Dennoch
fühlte sich Jorge noch nicht dazu bereit, sich an einen der
Sternengötter zu wenden. Und nach wie vor widerstrebte
es ihm, Axis oder Aschure um Hilfe anzuflehen.
Also saß er nur da.
Und wartete auf den Tod.
    Binnen eines Herzschlages legte sich der Sturm. Die
plötzliche Stille schmerzte beinahe in den Ohren, aber
niemand fühlte Erleichterung. Alle wußten, was das
Schweigen bedeutete.
Gorgraels Angriff stand bevor.
    Hoch über der Stadt zog der Greif seine Kreise.
Sobald sich der Wind legte, verschwanden auch die
Wolken, als hätten sie den heulenden Wind als Grundlage ihres eigenen Daseins gebraucht. Timozel hatte
Gorgrael um einen klaren blauen Himmel gebeten, unter
dem er sein Massaker beginnen wollte. Immer noch zog
er den hellen Sonnenschein dem trüben Dämmerlicht
vor.
    Nun saß er also auf dem Greifen, was ihm leicht fiel,
da er sich aufgrund seiner langen Jahre als Reiter den
Bewegungen der Kreatur mühelos anzupassen vermochte. Die Bestie stürzte sich in die Tiefe, stieg wieder nach
oben und schrie mit der Stimme der Verzweiflung.
    Timozel drehte sich um und erblickte im Westen eine
mächtige Armee, die sich über viele Meilen in alle
Richtungen erstreckte. Er kämpfte für einen mächtigen
Herrn, und im Namen dieses Herrn würde er …
    »…
bemerkenswerte Siege ernten«, flüsterte der Heerführer und befand sich schon wieder mitten in seiner
Vision. Wenigstens hatte er den ihm gemäßen Platz
gefunden. Alles würde sich zum Guten wenden.
    Timozel wandte leicht den Kopf. Kreist tiefer hinunter, befahl er der Kreatur, und der Greif stieß einen
Schrei aus, während er den Himmel durchpflügte.
    Dort. Timozel lächelte vor Genugtuung. Unter ihm lag
die lahmgelegte Stadt Jervois. Dicke Eisschichten
bedeckten viele der Gebäude und schienen sie fast unter
sich zu begraben. Als der Jüngling genauer hinunterspähte, machte er mindestens drei Häuser aus, die so vereist
waren, daß sie von der Außenwelt abgeschnitten sein
mußten. Sein Lächeln wurde immer breiter. Falls sich
Menschen in diesen Häusern befanden, dann waren sie
inzwischen erfroren. Er fühlte sich tief befriedigt.
    Die Bataillone der Skrälinge – oh ja, sie besaßen nun
etwas mehr Zucht und Disziplin – bewegten sich rasch in
südliche Richtung, um die Stadt einzuschließen. Timozel
hatte nur ein Viertel seines Heeres für diesen Angriff
eingeteilt und den Rest der Streitmacht bereits nach
Süden geschickt, wo sie sich bereithalten sollte. Timozel
lief die Zeit davon: Er mußte innerhalb eines halben
Tages zeigen, wie jämmerlich schwach Axis’ Männer
dort unten waren, danach seine eigenen Streitkräfte
weiter nach Süden marschieren lassen und dann … nun,
dafür sorgen, daß sie sich in ihr Versteck begaben. Aber
er hatte sie innerhalb von zehn Tagen dorthin zu schaffen, um der Armee auszuweichen, die Axis zweifellos
nach Norden ausschicken würde, sobald er vom Zusammenbruch von Jervois erfuhr.
    Obwohl es in Gorgraels Macht stand, sämtliche nördlichen Regionen dieses Landes mit Stürmen zu überziehen, die so heftig waren, daß kein Mann ihnen standhalten konnte, wollte Timozel nicht, daß Axis sich einem
solch gnadenlosen Wetter gegenüber sah. Bitterkalt,
sicher, aber nichts, was ihn daran hinderte, seine
Streitmacht nach Norden zu entsenden. Timozel wünschte sich mehr als alles andere, daß der Krieger durchkäme.
    Wir sind bereit. Timozel teilte seine Gedanken nicht
nur seinen Untergebenen – den Skräbolden oder denjenigen unter den Skrälingen, die über überdurchschnittliche
Geisteskräfte verfügten –, sondern auch Gorgrael mit.
Tief im Inneren seiner Eisfestung verborgen, beobachtete
der Zerstörer kraft seines geistigen Auges den Verlauf
der Ereignisse.
    Tief, sehr tief in seinem Inneren hegte Timozel einen
gewissen Groll gegen Gorgrael, weil dieser sicher in
seiner Festung saß. Wollte er etwa der Begegnung mit
Axis ausweichen? Oder … fürchtete sich der Zerstörer
gar vor ihm?
    Timozel sorgte dafür, daß diese Überlegungen dunkel
und sehr, sehr tief in seinem Bewußtsein verborgen

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