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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Großangriff. Sie bäumten sich auf, und ihre monströsen
Köpfe krachten durch die oberen Fenster der Gebäude,
um die sie sich gewickelt hatten. Sich obszön windend,
spien sie ihre Skrälingsfracht in die oberen Stockwerke
der Häuser hinein.
    Gleichzeitig griffen die draußen zusammengezogenen
Geistereinheiten durch die Türen und Fenster der unteren
Stockwerke an. Nachdem die ihrer Fracht entledigten
Eiswürmer ihre Mission erfüllt hatten, zogen sie sich von
den Straßen zurück, um sich ihren Gefährten in Richtung
Westen anzuschließen. Und dann brachen auch noch
Hunderte von Greifen durch die Fenster.
    Die Attacken der Eiswürmer, der Skrälinge und der
Fabelwesen erfolgten beinahe gleichzeitig, so daß der
Angriff Jorge wie ein einziges anhaltendes Gebrüll
vorkam. Zuerst vernahm er das Klirren der Fenster in den
oberen Stockwerken der Markthalle und einen Augenblick später das Geschrei von Eiskreaturen wie Männern,
als die Fenster der unteren Stockwerke zersplitterten. Er
ergriff sein Schwert und bemerkte, daß seine Hände
eiskalt und beinahe taub waren. Der Befehlshaber atmete
tief ein, und die eisige Luft verbrannte seine Lungen.
Jorge machte einen Schritt nach vorne, um den ersten
Skräling in Empfang zu nehmen, der sich ihm in den
Weg stellte.
    Mögen ihm seine Sternengötter helfen, dachte Jorge,
während er sich den knochengepanzerten Skräling mit
wohlplazierten Schwertstreichen vom Leibe hielt und
verzweifelt nach einer Schwachstelle Ausschau hielt, um
den Angreifer töten zu können. Selbst Axis würde mit
solcherart gepanzerten Kreaturen seine liebe Not haben.
    Viel besorgniserregender als das veränderte Äußere
der Skrälinge erschien dem Grafen die Frage, woher ihre
neu erworbene Disziplin stammen mochte. Der Angriff
auf Jervois folgte einem wohlüberlegten Plan, und
bislang hatten die Geisterwesen niemals so geordnet und
planvoll angegriffen. Was mögen sie noch alles gelernt
haben? fragte sich Jorge. Er atmete in kurzen Stößen, und
sein Schwertarm zitterte vor Erschöpfung. Und wer hat
ihnen das bloß alles beigebracht?
    Aus den Augenwinkeln nahm Jorge wahr, wie seine
Männer um ihn herum starben. Greife kamen die
Treppen heruntergekrochen, warfen sich auf entsetzte
Opfer und zerrissen sie binnen eines Herzschlages.
    Ich will nicht sterben! heulte es in Jorge Geist, aber er
wußte, daß er dem Tod nicht entgehen konnte.
Würde der Skräling ihn fressen, nachdem er ihn getötet hatte? Seltsamerweise empfand der Graf diese
Vorstellung als noch viel entsetzlicher und abstoßender
als den Gedanken an den Tod selbst. Ein ehrenhafter
Krieger verdiente ein ehrenhaftes Begräbnis.
»Da habt Ihr recht, Jorge«, erklang eine Stimme, und
eine Hand legte sich auf die Schulter des Skrälings.
Ungläubig starrte Jorge auf den Mann, der vor ihm
stand. Wie … wie konnte er sich nur so sicher und
gelassen inmitten dieser verfluchten Horde bewegen?
Timozel lächelte Jorge an, blickte sich angelegentlich
im Zimmer um und sah den Skrälingen und Greifen beim
Abschlachten der wenigen Soldaten zu, die noch am
Leben waren. Schließlich musterte er wieder den Grafen,
der vor ihm stand.
»Ehrbare Männer verdienen einen ehrbaren Tod«,
meinte Timozel, wobei er das erste »ehrbare« kaum
merklich betonte. »Aber Ihr und die Euren fechten wohl
kaum für eine ehrbare Sache. Streitet Ihr nicht Seite an
Seite mit den Unaussprechlichen, diesen verfluchten und
bösartigen Kreaturen? Kämpft Ihr nicht gemeinsam mit
Axis, dieser Ausgeburt der Unaussprechlichen?«
»Und für wen kämpft Ihr, Timozel?«
Wieder lächelte der Jüngling, und Jorge entging nicht
die kalte Grausamkeit in den Augen seines Gegenübers.
»Ich diene dem Erretter, Jorge. Gorgrael. Ich werde
Zeuge seines Triumphes sein und Achar von dem
Schrecken befreien, der sich seiner bemächtigt hat.«
Bei Timozels Worten entglitt das Schwert Jorges vor
Entsetzen gefühllosen Händen und fiel klappernd zu
Boden. »Habt Ihr vollends den Verstand verloren,
Timozel?« flüsterte der Befehlshaber einer nicht mehr
vorhandenen Streitmacht.
»Mitnichten, Graf Jorge«, entgegnete Timozel ruhig,
dann beugte er sich vor und brachte das Schwert des
Mannes an sich. »Ich bin heute so vollständig bei Sinnen
wie niemals zuvor in meinem Leben.«
Seine Zähne blitzten auf, als er Jorge das eigene
Schwert in den Bauch rammte, die Waffe in der Wunde
herumdrehte und den Mann schließlich zu Boden sinken
und dort sterben ließ.
Als

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